Die Rebellen von Irland
größeres Gefecht. Er vernahm Schreie, Waffengeklirr und das unablässige Krachen von Musketenfeuer. Aber er hatte klare Befehle. Er musste die Tore sichern. Es gab zwei Tore im Nordteil Droghedas, und dank der Karte, die er mit den anderen Offizieren in der Woche zuvor studiert hatte, wusste Barnaby genau, wo sie sich befanden: an den beiden Enden der langen Querstraße, das eine in der Ost-, das andere in der Westmauer. Zum Osttor war es näher, und er und seine Männer ritten rasch darauf zu. Hier und dort sah er Gesichter durch halb geschlossene Fensterläden in den oberen Stockwerken der Häuser spähen. Aber es schien sich um gewöhnliche Bewohner zu handeln, die in der Stadt geblieben waren. Das konnte man später überprüfen. Am Osttor angekommen, stellte er fest, dass es bereits von einem Trupp Infanteristen gesichert wurde. Er befahl ihnen, es unter keinen Umständen zu öffnen, machte kehrt und ritt in Richtung Westtor.
Als sie die Hauptkreuzung der Stadt überquerten, blickte er zu der großen Kirche, wo die Schlacht tobte. Er vernahm Rufe und Schreie, aber nicht denselben Gefechtslärm wie zuvor. Etwas hatte sich verändert. Dann, als er die Straße entlangblickte, sah er, dass durch den offenen Rinnstein in ihrer Mitte Blut strömte: Sie richteten die irischen Papisten mit dem Schwert. Er hatte schon Ströme von Blut auf dem Schlachtfeld gesehen, aber dergleichen noch nie. Sie mussten bereits mehrere hundert abgeschlachtet haben.
Es war ein Blutbad, aber es musste sein. Wenn er an das gewaltige Massaker dachte, das diese verfluchten Leute an Unschuldigen begangen hatten, wurde sein Herz gefühllos, denn er wusste, dass hier nur Gottes Werk getan wurde.
Das Westtor lag weniger als vierhundert Meter entfernt. Doch die breite Straße, die zu ihm hinführte, war nicht leer. Eine Gruppe von Infanteristen hatte sich soeben dort gesammelt. Unter ihnen waren Pikeniere und Musketiere, die sich rasch in Gefechtsordnung aufstellten. Es mochten hundert Mann oder mehr sein. Dann tauchten aus einer Seitengasse ein halbes Dutzend Reiter auf und bildeten einen Schutzschild vor den Fußsoldaten. Er blickte sich um. Er hatte zwanzig Mann, beritten und bewaffnet wie er selbst. Und die Feinde, der begriffen haben mussten, was oben an der Kirche geschah, waren zweifellos entschlossen, ihr Leben teuer zu verkaufen. Er rief nach hinten zu einem seiner Männer: »Hol Verstärkung.« Der Feind mochte verzweifelt sein, aber seine Leute waren erfahrene, im Kampf gestählte Soldaten und überdies Streiter Christi. Cromwell persönlich hatte ihm befohlen, das Tor zu sichern. Gott würde sie schützen. Er maß die Feinde mit geübtem Auge.
In diesem Augenblick rissen die Wolken auf. Die Abendsonne brach durch die Lücke, und ein breiter Strahl fiel genau auf die Stelle, wo die feindlichen Reiter standen, flammte auf wie ein Feuer und blendete sie vorübergehend. Als Barnaby das sah, da wusste er mit letzter Gewissheit, dass dies ein Zeichen Gottes war, das ihm wie eine Feuersäule den Weg in das gelobte Land wies.
»Nicht mein Arm, O Herr, sondern deiner«, murmelte er und erteilte seinen Leuten den Befehl zum Angriff, indem er sein Schwert hoch in die Luft erhob, sodass es die Sonne einfing und blitzte.
Barnaby Budge gab seinem Pferd die Sporen und fuhr mitten unter die Feinde, hieb mal hierhin, mal dorthin, sodass das Blut der irischen Bestien spritzte. Reiter stürzten, Fußsoldaten fielen. Die Papisten wichen vor ihm zurück, und er hieb und stach für den Herrn.
Rufe hinter ihm. Er blickte sich um. Weitere Männer kamen zur Verstärkung. Gut so. Die Feinde des Herrn stoben auseinander. Er sprengte ihnen nach und mähte sie im Laufen nieder.
Sie flohen in Höfe und Gassen, rannten durch die Straßen. Er konnte das Tor sehen, hundert Meter vor sich. Es stand offen. Er ritt darauf zu.
Dabei gewahrte er am Rand der Straße einen papistischen Soldaten, der sich, gekleidet wie ein Reiter, aber ohne Pferd, am Eingang zu einer Gasse duckte. Der Schurke trug ein kleines Kind im Arm und drückte es sich an die Brust. Sein rundes rotes Gesicht blickte zu ihm auf, wie versteinert. Hoffte er, auf diese Weise der Gerechtigkeit zu entgehen?
Barnaby riss das Pferd herum und erschlug ihn mit einem einzigen Hieb, der dem Kerl durch Kragen und Brust fuhr und auch das Kind tötete. Das Kind war zweifellos auch ein Papist. Es spielte keine Rolle.
Barnaby wendete das Pferd wieder. Da waren immer noch papistische Soldaten zwischen ihm
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