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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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und dem Tor. Es gab noch viel Arbeit.
    Er drang auf die Iren ein, und während er abermals Hiebe austeilte, sah, wie sie stürzten, und die Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht spürte, da gewahrte Barnaby die Herrlichkeit Gottes, und er wusste, dass der Allmächtige seinen Arm führte und dass er das Gelobte Land bekommen sollte, das man ihm für seine fünfhundert Pfund schuldete.
    ***
    So war es damals, an jenem Abend in Drogheda, als die royalistische Garnison unterging, Engländer und Iren, Protestanten und Katholiken. Zweitausendfünfhundert Mann starben durch das Schwert; viele, nachdem sie die Waffen gestreckt hatten.
    Das Gerücht kursierte, dass auch die Stadtbewohner niedergemetzelt worden seien, und zweifellos wurden es einige auch.
    Aber wer wollte, selbst wenn es stimmte, behaupten, dass das Gemetzel empörend gewesen sei? Als noch Könige und Parlamente über den Glauben der Menschen bestimmten, bedeutete Uneinigkeit immer Blutvergießen. Seit einem Jahrhundert, seit Luther und Calvin das Christentum gespalten hatten, war es dasselbe, und in den kommenden Generationen sollte das Blutvergießen weitergehen. Überall in Europa starben die Gläubigen, Katholiken durch Protestanten, Protestanten durch Katholiken. Es war alles ein und dasselbe.

DER STAB DES HEILIGEN PATRICK
* 1689 *
    Maurice Smith starrte auf die alte Truhe. Er hätte sie schon vor Jahren öffnen sollen.
    Es war ein strahlender Märztag, und der Wind fand flüsternd seinen Weg nach Rathconan wie ein leises Versprechen, das vom Meer heraufkam.
    Die Truhe hatte seinem Vater Walter gehört. Sie war seit dessen Verschwinden aufbewahrt worden. Maurice wusste, dass sie alte Papiere enthielt, aber das war auch alles, was er wusste. Und seinen Vater konnte er nicht fragen. Niemand wusste, was aus Walter Smith geworden war. Man hatte angenommen, er sei unterwegs ausgeraubt und ermordet worden, nachdem er fortgegangen war. Manche hatten sogar vermutet, er habe sich den royalistischen Kräften angeschlossen. Aber das schien nicht zu ihm zu passen. Außerdem gab es dafür nicht den geringsten Beweis. Und das war auch gut so. Hätte man genau gewusst, dass er an den Kämpfen teilgenommen hatte, so wäre es seiner Familie nach Cromwells Sieg womöglich noch schlechter ergangen.
    Was auch immer aus Walter geworden sein mochte, seine Papiere und andere persönliche Dinge waren aufbewahrt worden. Als das Leben für einen katholischen Kaufmann in Dublin unerträglich geworden war, hatte sich Maurice nach Frankreich abgesetzt. Die Doyles hatten freundlicherweise seine Mutter, Anne, aufgenommen und die Truhe mit den Papieren und der übrigen Habe auf ihrem Dachboden verstaut. Dort war sie geblieben, auch nach Maurices Rückkehr, bis er sie sich vor ein paar Jahren geholt hatte.
    Maurice musste gestehen, dass er die Truhe eigentlich nur aus Faulheit nicht schon früher untersucht hatte. Nun aber, da so wunderbare Dinge geschahen und die Hoffnung bestand, dass sich für die Katholiken in Irland vieles zum Guten wendete, hatte er sich gefragt, ob in dem Behältnis nicht vielleicht Urkunden oder sonstige Dokumente waren, die seiner Familie dienlich sein konnten. Die Truhe war mit drei verschiedenen Schlössern gesichert. Doch bei den persönlichen Dingen seines Vaters hatte sich eine ganze Sammlung von Schlüsseln gefunden, und er hatte ohne große Mühe die passenden herausgesucht. Jetzt zog er die Truhe, nachdem er sie aufgeschlossen hatte, an ein Fenster, setzte sich auf einen Hocker und öffnete den Deckel.
    Zunächst war er ein wenig enttäuscht. Die Dokumente schienen ausschließlich die alte Gilde von St. Anne und gar nicht die Familie zu betreffen. Doch als er feststellte, dass sie bis in die Zeit der Reformation zurückreichten, begann er sie zu lesen, und dabei erfuhr er so viel über das Leben der Gläubigen in jenen Tagen, dass er bald ganz gefesselt war. Eine Stunde verging, ehe er auf ein Dokument aus dickem Papier stieß, das sorgsam zusammengefaltet und mit rotem Siegelwachs verschlossen war. Darauf stand in schwungvoller Handschrift:
     
    EIDLICHE AUSSAGE MASTER MACGOWANS BEZÜGLICH DES STABS
     
    Das Siegel war unversehrt. Er brach es auf und begann zu lesen. Ihm stockte der Atem.
    Offensichtlich hatte der Kaufmann seine Aussage mündlich gemacht, und ein Mitglied der Gilde hatte sie niedergeschrieben. Sie war in der ersten Person verfasst, doch an manchen Stellen wechselte sie in die dritte: »Master MacGowan schwört, dass sich die Ereignisse in

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