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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Leinsters zwei Gebiete aus – King’s Country und Queen’s Country genannt –, in denen englische Kolonisten angesiedelt wurden. Diese Siedler sollten eine Art Militärgarnison für das Gebiet bilden, und diesen Prozess nannte man Plantation, Bepflanzung. Ähnliches hatte man auch in anderen Gebieten versucht, besonders unten in Munster, wo die Regierung nach der großen Rebellion unter Königin Elisabeths I. Herrschaft ganze Landstriche beschlagnahmt hatte. Man hoffte, dass die Siedler den Iren vielleicht beibringen würden, wie solide englische Freisassen zu leben. Obwohl nicht alle Siedlungsversuche erfolgreich verlaufen waren, hielt der englische Kronrat auch weiterhin begeistert an der Idee fest. Pinchers Meinung nach boten diese Plantations wunderbare Gelegenheiten dafür, Gottes Werk zu tun. Für ihn waren sie das genaue Gegenstück zu den Kolonien – wie zum Beispiel Virginia – in der Neuen Welt. Bewaffnete Gemeinden gottesfürchtiger Pilger inmitten eingeborener Heiden, die nach und nach entweder konvertieren mussten oder in die Wildnis zurückgedrängt wurden. Wo sie wahrscheinlich zu Grunde gehen würden.
    Die Plantation folgte ganz einfachen Regeln. Man bestimmte ein riesiges Gebiet, das dann in verschieden große Parzellen aufgeteilt wurde. Dann rief man englische und schottische Investoren – die so genannten undertakers – dazu auf, sich an dem Unternehmen zu beteiligen. Diese verwalteten das Land, das ihnen gewährt worden war, siedelten zuverlässige englische Pächter darauf an – zum Beispiel protestantische Freisassen und Handwerker – und ernteten dafür die Profite, die ihr Unternehmen abwarf. Sie waren Grundbesitzer in einer idealen Gemeinschaft. Und für bescheidene Investoren wie ihn selbst würden sich exzellente Gelegenheiten bieten, Land von den undertakers zu pachten, dieses dann weiterzuvermieten und dabei einen schönen Profit zu erzielen.
    Kein Wunder, dass sein Herz vor Freude hüpfte, als er diese Möglichkeit in Erwägung zog: ein riesiges, von allen Papisten gesäubertes Stück Ulster.
    Würde es je dazu kommen? Wer konnte das schon sagen. Er musste einfach auf Gott vertrauen und daran glauben. Bis es soweit war, würde er sich dort oben schon mal eine gute Ausgangsposition sichern.
    Der Prediger war also bester Laune, als er auf der Ebene der Vogelscharen die Walshs zu seiner Linken in der Ferne erblickte. Er ließ sich von ihrer Gegenwart nicht stören.
    Seit jener ersten, peinlichen Begegnung am Holzquai war er dem katholischen Advokaten nur selten über den Weg gelaufen. Er hegte den Verdacht, dass Martin Walsh ihn nicht mochte, obwohl Walsh viel zu sehr Gentleman war, um ihm dies offen zu zeigen. Für Walshs jesuitischen Sohn hatte Pincher nur Abscheu übrig, über die beiden anderen Kinder wusste er nichts. Aber persönlich hatte er eigentlich nichts gegen Familien wie die Walshs. Schließlich – und diese Tatsache ließ sich nicht leugnen – war Walsh ein Gentleman, wenn auch ein papistischer. Solange er der englischen Krone loyal gegenüberstand – und das war mit Sicherheit der Fall –, gab es keinen Grund, sie zu enteignen, als seien sie wilde Iren. Pincher wusste nicht genau, was mit solchen Familien auf lange Sicht geschehen sollte: Nach und nach würden sie diskret aus allen Machtpositionen gedrängt werden. Um einige, zum Beispiel den Jesuiten Lawrence, würde man sich irgendwann kümmern müssen. Andere würde man einfach auslaugen. Aber im Moment gab es Wichtigeres zu tun.
    Und dann durchzuckte ihn ein angenehmer Gedanke. Wenn sein Neffe Barnaby Budge erst einmal so alt war wie er selbst heute, ob dann Walshs jüngerer Sohn als Papist wohl immer noch die Früchte des Familienbesitzes ernten würde? Wohl kaum. Nein, überlegte sich Pincher fröhlich, dafür konnte er beinahe garantieren. In der Zukunft gab es keinen Platz mehr für die Walshs und ihresgleichen.
    * **
    Anfang August eröffnete Martin Walsh seinem Sohn Orlando: »Du wirst den jungen Smith kennen lernen. Den Mann, den deine Schwester heiraten wird.«
    Orlando wusste, dass sein Vater sich um diese Angelegenheit gekümmert hatte, seit Lawrence und Anne auf den Kontinent zurückgereist waren. Er hatte mit seinem Cousin Doyle diskutiert, lange mit einigen Dubliner Priestern gesprochen und sich auch mit den Smiths selbst getroffen. Nach jedem dieser Gespräche war sein Vater mit besorgtem Gesicht aus Dublin zurückgekehrt, aber er ließ nie verlauten, worum es in den Diskussionen eigentlich

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