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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Übrigens, ich arbeite für Sheridan Smith. Aber über meine politischen Ansichten spreche ich nie mit ihm.«
    »Dann werde ich das auch nicht«, versprach Caitlin.
    Danach hatte sie ihn einige Wochen lang nicht gesehen.
    Die Uniform der Cumarin na mBan hatte sie das erste Mal im Mai 1915 angelegt. Sie war damals siebzehn. Die Uniform wurde nicht ausgegeben. Die meisten Frauen nähten sie sich selbst. Vorgeschrieben war grüner Tweed: lange Uniformjacke mit großen Klappentaschen, langer Rock, weißes Hemd, grünes Halstuch und vor allem die Anstecknadel – mit den Initialen »C na mB« in Gold und einem hindurchgesteckten Gewehr.
    Caitlin hatte die Uniform vor ihrer Mutter in einem Koffer versteckt. Wenn sie zu einer Versammlung ging, trug sie darüber einen langen Regenmantel.
    Die Cumann na mBan verstand sich als Hilfstruppe. Ihre Mitglieder übten sich gemeinsam in Erster Hilfe und Signalkunde. Viele Frauen lernten auch schießen, und bei einer Schießübung begegnete Caitlin Willy O’Byrne eines Tages wieder. Er wollte bei der Übung zusehen. Caitlin war, wie sich herausgestellt hatte, die geborene Schützin. Die anderen Mädchen nannten sie »Annie Oakley«. Nach Beendigung der Übung stand er hinter ihr.
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Danke.«
    Er musterte sie anerkennend. »Die Uniform steht dir.« Er überlegte. »Hast du schon einmal mit einem Revolver geschossen?«
    »Nein.«
    »Versuch den.« Er zog einen Revolver aus der Tasche und gab ihn ihr. Die Waffe lag überraschend schwer in der Hand. »Hier.« Er nahm ihren Arm und brachte ihn in die richtige Stellung. »Ich zeige dir, wie es geht.«
    Sie brauchte eine Weile, sich mit dem Revolver vertraut zu machen, doch nach einigen Tagen Übung traf sie auch damit hervorragend.
    In den folgenden Wochen begegnete Willy ihr verschiedentlich. Entweder er besuchte sie in dem Haus, wo sie sich kennen gelernt hatten, oder er war in der Liberty Hall am Quai, wenn sie dort Rita besuchte. Er unterhielt sich gewöhnlich einige Minuten mit ihr, dann verschwand er wieder. Eines Tages Ende August begegnete er ihr in der Liberty Hall. Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche und drückte es ihr in die Hand. »Das habe ich drucken lassen«, sagte er. Es handelte sich um eine Grabrede auf einen alten Fenier, gehalten von Patrick Pearse, einem besonders redegewandten Anhänger der irischen Sprache, der auch viel für das irische Schulsystem getan hatte. Caitlin begriff sofort, warum Willy O’Byrne sich die Mühe gemacht hatte, die Rede abschreiben und drucken zu lassen: Sie war glänzend formuliert. Viele Formulierungen blieben ihr im Gedächtnis haften. Pearse beschwor das Gedächtnis Wolfe Tones. Seine Worte waren inspiriert wie seinerzeit die Worte Emmets. »Das Leben entspringt dem Tod«, mahnte er, »und aus den Gräbern der Patrioten und Patriotinnen entspringen lebende Nationen.« Die letzten Worte der Rede waren besonders denkwürdig. Die Briten, so sagte Pearse, glaubten, sie hätten die Iren befriedet oder eingeschüchtert. Doch sie irrten sich. »Narren sind sie, Narren, Narren, Narren! – sie haben uns unsere toten Fenier gelassen, und solange deren Gräber auf irischem Boden liegen, wird das unfreie Irland nie zur Ruhe kommen.«
    Bei dieser Gelegenheit bemerkte Caitlin in Willys Augen einen Blick, denn sie bis dahin noch nicht gesehen hatte. Offenbar gab es doch Dinge, die ihn bewegten.
    Im Herbst führte sie bei verschiedener Gelegenheit längere Gespräche mit ihm. Einmal erzählte er ihr sogar von seiner Kindheit in Rathconan und wie sein Vater erfolglos versucht habe, Mrs Budge das gepachtete Land abzukaufen. Caitlin erzählte ihm daraufhin von ihrer eigenen Begegnung mit der alten Theosophin, die im nächsten Leben als Raubvogel zurückzukehren gedenke. Interessiert hörte Willy ihr zu. Vielleicht wegen dieser Verbindung mit seiner Kindheit trat er, wenn er Caitlin in einem überfüllten Zimmer sah, öfter zu ihr und redete mit ihr.
    Kurz vor Weihnachten tauchte er bei einer Versammlung auf und nahm Caitlin danach beiseite.
    »Ich habe etwas für dich.« Er lächelte. »Ein Weihnachtsgeschenk.« Er zog ein sorgfältig eingepacktes, rechteckiges Päckchen aus der Tasche und gab es ihr. Es war überraschend schwer. »Mach es lieber erst zu Hause auf und lass es niemanden sehen.« Dann ging er wieder.
    Zu Hause ging Caitlin in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Dann öffnete sie das Päckchen. Es enthielt, wie sie bereits vermutet hatte, einen Revolver der

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