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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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in ihrem nächsten Leben ein Falke sein wird?«
    »Das überrascht mich nicht im Geringsten«, erwiderte sein Bruder.
    Der Rest des Jahres verlief ruhig. Der Krieg zog sich hin – ein schreckliches Blutvergießen, in dem, wie Sheridan schien, keine Seite die Oberhand gewinnen konnte. In Irland dagegen schien alles ruhig. Von Zeit zu Zeit kursierten Gerüchte über Unruhen, doch war er selbst nicht geneigt, sie allzu ernst zu nehmen. Zum Jahreswechsel bekam Caitlins Mutter Bronchitis. Ihr Arzt empfahl ihr, sich für einige Wochen in ein wärmeres Klima zu begeben. Die Rede kam auf Südfrankreich. Im März reiste sie dorthin ab. Ihre Tochter ließ sie wieder in dem Haus am Fitzwilliam Square unter der Obhut Sheridans zurück.
    In der dritten Aprilwoche fand Sheridan heraus, dass Caitlin ihn hinterging.
    Er leistete ihr an diesem Tag zum Tee Gesellschaft. Caitlin hatte kurz vor Weihnachten die Schule beendet und wollte sich im kommenden Herbst an der Universität einschreiben. Man hatte ihr angeboten zu reisen, doch sie hatte unbedingt in Dublin bleiben wollen, ein verständlicher Wunsch, da sie am Theater zu tun hatte. Um sechs hatte er sie verlassen, um zu Fuß nach Hause in die Wellington Road zu gehen. Er hatte den Kanal überquert, als ihm eingefallen war, dass er seinen Regenschirm bei Caitlin vergessen hatte. Also kehrte er noch einmal zum Fitzwilliam Square zurück. Hundert Meter vor dem Haus hatte er sie gesehen, wie sie gerade auf ein Fahrrad stieg. Sie schien in Eile. Seine erste Vermutung wäre gewesen, dass sie zum Theater wollte, doch konnte er trotz der Dämmerung erkennen, dass sie nicht fürs Theater angezogen war. Sie trug eine Uniform aus grünem Tweed.
    Die Uniform der Cumarin na mBan.
    »Liga der Frauen« bedeutete das Wort. Was verbarg sich dahinter? Die Liga war noch keine zwei Jahre alt und ging ebenfalls auf Maud Gonne und ihre Freundinnen zurück. Was immer man von Maud Gonne halten mochte, ihr Organisationstalent konnte niemand bestreiten. Die Cumann na mBan war eine patriotische Vereinigung. Gerüchten zufolge betätigten sich ihre Mitglieder als Krankenschwestern, andere behaupteten, sie unterhielten Kontakt zu gefährlichen Gruppen. Caitlin hätte ihn auf jeden Fall über ihre Mitgliedschaft informieren müssen. Er wusste, dass ihre Mutter einen solchen Umgang nicht billigen würde. Er würde einschreiten müssen. Fast hätte er sie sofort angesprochen, doch dann entschied er sich dagegen. Er überlegte rasch. Es war die Woche vor Ostern. Für Ostermontag hatte er die ganze Familie zu sich nach Hause eingeladen. Entweder dann oder kurz danach würde er Caitlin beiseite nehmen und sich in aller Ruhe mit ihr unterhalten. Er wandte sich zum Gehen.
    Am Montag wurde alles zum Empfang der Gäste am Nachmittag vorbereitet. Kurz vor eins erschien ein Nachbar und sagte aufgeregt: »In der Stadt gibt es Unruhen, angeblich ein Aufstand. Ein Soldat wurde getötet.«
    Ein Aufstand? Was sollte ein Aufstand jetzt zu diesem Zeitpunkt? Es ergab keinen Sinn. Doch kurz darauf trafen neue Nachrichten ein. »Die Aufständischen haben das Hauptpostamt in der Sackville Street besetzt und die Republik ausgerufen.«
    »Das ist doch verrückt.«
    Doch bald war das Wort in aller Munde: Ein Aufstand war ausgebrochen, ein großer Aufstand.
    »Ich bringe Caitlin hierher«, sagte Sheridan. »Damit sie in Sicherheit ist. Zum Fitzwilliam Square ist es nicht weit.«
    Doch er traf Caitlin nicht zu Hause an. Sie tauchte den ganzen Tag nicht auf und auch nicht am nächsten.
    ***
    Am Anfang hatte sie nicht einmal gewusst, ob sie Willy überhaupt mochte. Seine Cousine Rita hatte sie miteinander bekannt gemacht.
    Caitlin erinnerte sich später, dass sie mehr noch als das gute Aussehen des schwarzhaarigen Willy seine Ruhe und die kühle Logik seiner Gedanken beeindruckt hatten. Sie hatten über die Frauenbewegung und die Gewerkschaft gesprochen. Dann hatte sich das Gespräch dem kurz zuvor ausgebrochenen Krieg zugewandt.
    »Irland hat trotz bester Absichten einen schweren Fehler gemacht«, erklärte Willy ruhig und bestimmt. »Wobei ich mit Irland John Redmond und die Mehrheit der Volunteers meine.«
    Die Irish Volunteers, die 1914 in Antwort auf die Bedrohung durch die Protestanten von Ulster gegründet worden waren, hatten gewaltigen Zulauf gehabt. Innerhalb kürzester Zeit waren sie auf über hundertfünfzigtausend Mann angewachsen. Natürlich waren die wenigsten davon bewaffnet, doch waren sie wie ihre patriotischen

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