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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Konsequenz
     
     
    »Tu, was er sagt, und du überlebst vielleicht«, klang eine barsche Stimme ans Ohr des Jungen, bevor er einen heftigen Stoß in seine Nieren verspürte. Er fiel nach vorn auf den Zementboden, die Arme vom Körper abgespreizt.
    »Er ist also derjenige, der abzuhauen versuchte?«, fragte eine weitere Stimme aus dem Schatten. Sie war tiefer, älter und kehliger. Fast wie ein Fauchen. »Das ist hier kein Trainingslager, Junge. Du kannst nicht einfach mit dem Spiel aufhören und nach Hause gehen.«
    Der Junge hustete. Blutdurchtränkter Speichel lief aus seinem Mundwinkel. »Ich wollte nicht … Ich hab nicht …« Er versuchte, sich auf die Knie aufzurichten, doch ein Tritt von hinten stieß ihn wieder hinunter auf den Boden. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, versuchten zu verstehen, was er getan hatte, um an diesem Ort zu landen.
    Dieser Ort.
    Sie hatten ihm gesagt, dieser Ort sei sein Zuhause. Sie hatten ihm gesagt, sie seien seine Freunde. Sie nannten ihn ihren Bruder.
    Mehr brauchte es nicht. Das war alles, was er wollte.
    Doch dieser Ort war kein Zuhause.
    »Du gehörst mir«, sagte der Mann, als er aus dem dunklenAlkoven trat. »Und deshalb wirst du mir sagen, was ich wissen will.«
    Dieser Ort war ein Gefängnis. Und diese Leute waren nicht seine Familie.
    Der Mann, den die anderen Vater nannten, stand hoch aufgeragt über dem Jungen und blickte mit glühend gelben, mörderischen Augen auf ihn hinunter. »Sag es mir!«, brüllte der Mann, rammte seinen gestiefelten Fuß auf den Ring, der an der flach ausgestreckten Hand des Jungen steckte, und malmte den Ring mit dem Stiefelabsatz in den Boden.
    Der Junge schrie – doch nicht wegen des stechenden Schmerzes, den er spürte, als der zerbrechende Ring in sein Fleisch schnitt und die Sehnen von den zersplitternden Knochen seiner Finger abrissen.
    Er schrie, weil er etwas Schreckliches getan hatte und nun wusste, dass jeder, den er jemals geliebt hatte, und alles, was er zurückgelassen hatte, sterben würde.

KAPITEL 1

Der Himmel stürzt ein
     
    Donnerstagnacht, Übung 82
     
    »Du kannst es, Grace«, stieß Daniel unter heftigen Atemzügen hervor. »Du weißt, dass du es kannst.«
    »Ich versuch’s ja.« Meine Hände zitterten, als ich sie zu Fäusten ballte.
    Die Schmerzen der Verwandlung überraschten mich immer wieder – egal, wie vorbereitet ich mich auch glaubte. Es begann mit einem brennenden Gefühl tief in meinem Körper. Meine Muskeln zogen sich zusammen, meine Schultern erbebten und meine Beine zitterten. Mein Bizeps schien vor Anspannung zu glühen.
    »Los, Grace. Lass mich jetzt nicht im Stich.«
    »Halt die Klappe!«, gab ich zurück und versuchte einen weiteren Schwinger.
    Daniel lachte und wich nach links aus. Mein Schlag verfehlte seinen Boxhandschuh komplett.
    Ich stolperte vorwärts, doch Daniel fing mich auf, bevor ich hinfiel, und stieß mich zurück. Ich fletschte die Zähne und schwankte rückwärts über den Rasen. Ich sollte viel beweglicher sein! »Hör auf, so herumzuspringen.«
    »Dein Gegner«, keuchte Daniel, »wird nicht einfach nur dastehen und sich von dir schlagen lassen.« Er hielt seine Boxhandschuhe auf Gesichtshöhe und wartete auf einen neuen Angriff.
    »Wäre aber besser für ihn.« Mit einer Kombination aus Haken und Gerader sprang ich nach vorn, doch Daniel fälschte meine Versuche mit seinen Handschuhen ab. Er wirbelte herum – und mein nächster Stoß ging ungebremst ins Leere.
    »Gah.« Ich schüttelte den Kopf. Mein Mondsteinanhänger schlug mir vor die Brust. Er fühlte sich auf meiner bereits geröteten Haut ganz warm an.
    »Deine Schläge sind viel zu intensiv. Spar dir die Energie. Kurze Stöße. Lass deinen Arm nach vorn schnappen und zieh ihn gleich wieder zurück.«
    »Ich versuch’s doch.«
    Der Schmerz in meinen Muskeln wurde stärker. Doch nicht vor Müdigkeit. Es waren meine Kräfte. Meine ›Fähigkeiten‹, wie Daniel sie nannte. Wann immer wir trainierten, lagen sie bereit, doch gerade eben außer Reichweite. Wenn ich nur die Feuerwand zwischen ihnen und mir hätte durchdringen können! Dann wäre es mir möglich gewesen, meine Kräfte zu fassen und sie anzuwenden. Sie zu besitzen.
    Ich zuckte zusammen, als die halbmondförmige Narbe auf meinem Arm pochend aufflackerte. Ich ließ den Arm sinken und versuchte den Schmerz abzuschütteln.
    »Arme hoch«, ordnete Daniel an. »Regel Nummer eins: Nie die Deckung aufgeben.« Er boxte mir leicht gegen die Schulter.
    Es sollte ein

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