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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Namensvetter anderthalb Jahrhunderte zuvor willens, fleißig zu exerzieren und an Aufmärschen teilzunehmen. Angesichts des großen Zulaufs drohten sie sogar die Parlamentarier in den Schatten zu stellen. Zumindest nominell war ihr Anführer der Chef der parlamentarischen Partei, Redmond. Als Großbritannien Irland im Gegenzug für die Hilfe gegen die Deutschen die Freiheit versprochen hatte, hatte Redmond die Volunteers zum Kampf an der Seite der Engländer aufgerufen, und rund hundertsiebzigtausend Männer waren seinem Aufruf gefolgt. Eine kleine Gruppe von etwa zehntausend Mann dagegen hatte sich geweigert. Sie nannten sich Irish Volunteers, und Willy O’Byrne stand ganz offensichtlich auf ihrer Seite.
    »Ich kann Redmond ja verstehen«, hatte er Caitlin ruhig erklärt. »Ich mache nicht einmal den vielen tausend katholischen Soldaten Vorwürfe, die jetzt in der britischen Armee kämpfen. Auf diese Weise haben sie Arbeit, und Redmond hat ihnen versprochen, dass Irland dadurch die Freiheit erlangen wird. Leider ist das Ganze ein einziger Schwindel.«
    »Du glaubst nicht, dass die Briten ihr Versprechen erfüllen?«
    »Nein, die Protestanten aus Ulster sind dagegen, und die Briten mögen die Protestanten aus Ulster und verachten uns irische Katholiken. Wir bekommen also bestenfalls ein geteiltes Irland, was auch keine Lösung ist. Redmond sieht das natürlich anders, er muss ja an seinen Erfolg glauben.« Willy zuckte mit den Schultern. »Aber irgendwann muss man der Realität ins Auge sehen. Es wird Auseinandersetzungen geben, das lässt sich nicht vermeiden.«
    Eine kalte, aber zwingende Logik, dacht Caitlin.
    »Und das Schlimmste ist, dass wir den Briten in die Hände spielen, indem wir sie unterstützen. Unsere Freiwilligen lassen sich in einem Krieg abschlachten, den die Briten gegen die Deutschen kämpfen, obwohl es doch gerade jetzt am leichtesten wäre, die Briten aus dem Land zu vertreiben.«
    »Vielleicht denken die Briten nach dem Krieg um.«
    »Hm. Hast du schon einmal überlegt, was passiert, wenn der Krieg anders ausgeht? Wenn die Deutschen gewinnen? Vielleicht sollten wir besser sie zu Freunden haben.«
    Caitlin betrachtete ihn nachdenklich. Doch, er hatte einen scharfen Verstand. Er las ihre Gedanken.
    »Besser der harten Wirklichkeit ins Auge sehen als sich etwas vormachen«, sagte er. »Außerdem seid ihr Frauen doch praktisch veranlagt. Zur Unterstützung nationaler Ziele habt ihr die Cumann na mBan gegründet. Und niemand von euch hat damals für Redmond gestimmt. Ihr wart alle für die Irish Volunteers. Ich gebe mich ganz in die Hände der Frauen.«
    Rita grinste. »Ganz schön schlau, was?«
    Er ist in der IRB, dachte Caitlin.
    Die Irische Republikanische Bruderschaft operierte nach wie vor im Untergrund. Ihre Mitglieder gehörten zwar ohne jeden Zweifel den Irish Volunteers an, doch wusste niemand genau, wer sie waren. Caitlin beschloss, Willy zu provozieren.
    »Bist du in der IRB?«
    Er starrte sie unverwandt an. »Warum fragst du?«
    »Bist du es?«
    »Soviel ich weiß, geben ihre Mitglieder sich nie zu erkennen. Es hätte also keinen Zweck, danach zu fragen.«
    »Eins kann ich dir sagen«, meinte Rita lachend. »Frauen gibt es in der IRB nicht, nicht wahr, Willy? Mir sagt Willy auch nie was.«
    Willy zuckte die Schultern. »Ich kann nicht etwas sagen, das ich nicht weiß.« Er lächelte Caitlin charmant an. »Ich kenne dich übrigens schon. Damals warst du Gräfin.«
    Rita sah Caitlin überrascht an und Caitlin schüttelte den Kopf. Sie verwendete ihren Titel seit ihrem Eintritt bei den Töchtern Erins nicht mehr. Es gab auch ohne sie genügend Gräfinnen, hatte sie gedacht. Zum Beispiel die Anführerin der Cumann ne mBan, die Gräfin Markievicz, eine prunkliebende anglo-irische Adlige, die einen mittellosen polnischen Grafen geheiratet hatte und gerne Uniform und einen Revolver trug. Dann gab es noch die Gräfin Plunkett, deren Mann, Erbe eines reichen Dubliner Bauunternehmers, aufgrund großzügiger Spenden für die Kirche zum päpstlichen Grafen ernannt worden war. Die Plunketts und ihre Kinder waren prominente Anhänger der verschiedenen nationalen Bewegungen. Zwei Gräfinnen reichten, hatte Caitlin gedacht und nannte sich ab da nur noch Caitlin Byrne.
    Jetzt erinnerte Willy sie, wie er ihr im Haus ihres Onkels Sheridan Smith begegnet war. »Ich glaube, du warst fünf oder sechs und dir war schlecht.«
    »Leider erinnere ich mich nicht an dich«, gestand sie.
    »Macht nichts.

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