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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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die Besorgnis ihres Herrn.
    »Es ist nichts, meine Schöne. Das ist nur der Wind.«
    Andin glaubte selbst nicht daran. Jede winzige Luftbewegung verströmte Gefahr. Nichts von alledem wirkte natürlich. Und dennoch konnte Andin sich nicht eingestehen, was man ihm über diesen Ort erzählt hatte: Die Höllischen Nebel … Gegen seinen Willen besann er sich auf die Warnungen, die er belächelt hatte:
    »Niemand gelangt dort über die Grenze! Das ist verboten!«
    »Ein unsichtbarer Wächter erwartet all diejenigen, die in sein Gebiet eindringen!«
    »Sei wachsam, mein Guter! Ich habe mehr als einmal erlebt, dass jemand als Wahnsinniger von dort zurückgekehrt ist …«
    Aber all diese wackeren Leute hatten das Gesicht des Feindes jeweils unterschiedlich beschrieben. Ohne Zweifel, weil er nur in ihrem Geist existierte … Einer von ihnen schilderte ein Monster, das Lavaströme ausspie, der Zweite beschrieb die Kiefer eines Insekts, die einen Freund beinahe verstümmelt hätten, ein Dritter hielt sich lange mit der aus Gebeinen bestehenden Rüstung eines riesenhaften Kriegers auf. So viele Niedergeister waren in allen vier Welten auf einmal noch nicht beschrieben worden!
    Nebel, Stille, Dunkelheit und widerwärtiger Gestank: Das reichte völlig aus, um im Volksglauben Ammenmärchen entstehen zu lassen. Warnende Erzählungen für ungehorsame Kinder! Andin glaubte nur an die Feen des Lebens. Ihre beinahe unantastbaren Entscheidungen lenkten seine Schritte – so sehr, dass er sich sogar mehr als einmal dagegen aufgelehnt hatte. Er hatte es nicht nötig, sich mit Aberglauben zu belasten.
    Mit angespannten Zügen, schlecht rasierten Wangen und verschmutzten Kleidern schritt er mit dem ganzen tollkühnen Mut seiner zwanzig Jahre weiter voran.
    Andin war schon sehr jung auf Reisen gegangen. Zu jung, in den Augen mancher . Aber zahlreiche Kämpfe hatten ihn gelehrt, seine Umgebung aufmerksam zu beobachten. Diese hier gefiel ihm nicht. Den Nebelfetzen gelang es noch immer nicht, Gestalt anzunehmen. Sie formten und verwandelten sich zu phantastischen und tückischen Gebilden. Ein phosphoreszierendes Licht ging von ihnen aus und stellte in der düsteren Landschaft schwebende Spiegel auf. Die Atmosphäre war drückend und ungesund.
    Andin fühlte sich beobachtet. Die Fliegen störten ihn nicht mehr, obwohl sie nicht verschwunden waren. Er achtete nicht mehr auf die besorgten Stupser, die ihm seine Stute mit dem Maul versetzte. Sein Verstand war zu beschäftigt, um sich mit solchen Einzelheiten abgeben zu können. Was erwartete ihn? Etwa jemand, der die Macht hatte, den Elementen zu befehlen? Ob dieser Eindruck nun die Wirklichkeit oder seine Befürchtungen widerspiegelte, sein Entschluss stand unwiderruflich fest: Er würde durchkommen, ob es nun einen Wächter gab oder nicht! Andin träumte von sonnenbeschienenen Landschaften oder von einem gemütlichen Feuer in einem Wäldchen, im legendären doppelten Mondenschein von Leiland. Er hatte mehr als genug von Schwarz und Weiß, von Wind und Kälte! Der Ausgang aus dieser Hölle konnte nicht mehr weit sein.
    Eine verschwommene Gestalt tauchte einige Schritte von ihm entfernt in einer Windböe auf. Aber die Vision war kurz und wurde bald vom Grau der Umgebung abgelöst. Andin hatte gerade noch einen in Goldflitter gekleideten Mann gesehen. Ein Hexer! Instinktiv zog er das Schwert. Das unzufriedene Gemurmel, das sich daraufhin erhob, nahm ihm die letzten Zweifel: Es gab wirklich einen Wächter, und Andin hatte gegen ein Gesetz verstoßen, als er hierhergekommen war.
    Als sei ein Windstoß in die Segel eines Bootes gefahren, wichen die Nebel auseinander, um eine menschliche Gestalt zu enthüllen. Von ihren spitzen Schultern flog plötzlich unter durchdringendem Geschrei ein Vogelschwarm auf. Die Klauen voran, stürzten sich die Vögel auf den jungen Mann und sein Reittier.
    »Zurück, Nis!«
    Mit einem Schwerthieb wehrte Andin den Angriff ab. Aber weil er steif vor Kälte war, war seine Bewegung nicht zielgerichtet. Der Stahl schnitt durch Luft, woraufhin die Angreifer mit einem Flügelschlag auseinanderstoben wie eine Wasserfontäne. Andins zweiter Schlag war auch nicht wirkungsvoller. Beinahe wäre er auf dem vollgesogenen Boden ausgeglitten. Zur Antwort auf seine Ungeschicklichkeit lächelte die rätselhafte Gestalt in Goldflitter hämisch und finster. Mit knochigen Händen winkte sie ihre geflügelten Gefährten wieder heran, und gemeinsam verschwanden sie im dichten Nebel, während

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