Die Rebellion
schoß dem Techniker durch den Kopf, der seine Hände an den
Kontrollen hatte. Der Jüngere sprang vor. Finlay zog einen
Dolch aus dem Ärmel und warf ihn mit geübter Treffsicherheit.
Die Klinge durchbohrte das Auge des Technikers. Der Mann
taumelte nach hinten, die Hände vor das Gesicht geschlagen,
dann fiel er der Länge nach zu Boden und rührte sich nicht
mehr. Finlay nickte, steckte den Disruptor wieder ein und trat
vor. Er beugte sich über Skye, und der Esper blickte ihn an,
den Versuch eines Lächelns um die Lippen. Sein Gesicht war
geschwollen von den erst kürzlich erhaltenen Schlägen, doch
sein Blick wirkte klar.
»Ich wußte, daß sie jemanden schicken würden. Ich mußte
nur lange genug durchhalten.«
»Was mache ich jetzt?« fragte Finlay. »Ich habe keine Ahnung von diesem Apparat. Gibt es eine Möglichkeit, wie ich
diese Drähte entfernen kann?«
»Nein, aber das kann ich jetzt selbst.«
Skye schloß die Augen und konzentrierte sich. Lange Zeit
geschah überhaupt nichts, doch dann begann sich einer der
bunten Drähte nach dem anderen zu winden und aus dem freiliegenden Hirngewebe zurückzuziehen. Sie fielen auf den Boden und rollten sich zu harmlosen Spiralen zusammen wie tote
Schlangen. Als der letzte endlich entfernt war, schien Skye sich
so sehr zu entspannen, daß Finlay für einen Augenblick glaubte, der Esper wäre gestorben. Er tastete nach Julians Halsschlagader. Der Puls war stark und regelmäßig. Also begann
Finlay, so schnell es ging, die Fesseln zu lösen. Die Wachen
mußten längst auf dem Weg nach hier sein. Er half Skye, sich
auf dem Tisch aufzurichten, und Blut strömte aus der Hinterkopfwunde des Espers. Finlay zog vorsichtig die Hautlappen
über dem freiliegenden Gehirn zusammen und bedeckte die
Wunde mit einem sauberen Taschentuch, das er dem Esper um
den kahlrasierten Kopf schlang. Plötzlich schlug Skye die Augen wieder auf, als hätte er nur einige Minuten nachgedacht. Er
blickte sein Spiegelbild in der Metallwand an und grinste.
»Gute Arbeit. Ich sehe aus wie ein Pirat. Aber das ändert
nichts, leider. Es gibt keine Möglichkeit, wie Ihr mich von hier
fortschaffen könnt, und ich werde mich nicht wieder lebend
gefangennehmen lassen. Also tötet mich.«
»Kommt nicht in Frage«, erwiderte Finlay.
»Erzählt mir nicht, daß das nicht Teil Eures Auftrags war. Ich
weiß genau, wie der Untergrund arbeitet.«
»Sterben ist leicht. Jeder kann das. Aber wenn Ihr aufgebt,
wenn Ihr lieber sterben wollt, anstatt um Euer Leben und Eure
Freiheit zu kämpfen, dann haben die Hirntechs schon gewonnen. Sie haben Euch zerbrochen. Also bleibt am Leben, flieht
und seht zu, daß Ihr Rache nehmt an den Bastarden, die für das
verantwortlich sind, was man Euch angetan hat. Das ist genau
der Grund, aus dem es einen Untergrund und eine Rebellion
gibt. Was jetzt? Könnt Ihr einen Weg nach draußen finden,
wenn ich Euch aus der Reichweite des ESP-Blockers schaffe?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Julian grinste schwach. »Jedenfalls ist es einen Versuch wert. Sie mußten den ESPBlocker ziemlich dämpfen, um mein Gehirn nicht zu zerstören,
während sie an ihm herumpfuschten. Und die Nähe zu der Gedankenbombe hat den Blocker ziemlich beschädigt. Deswegen
war ich auch imstande, die Drähte ohne Hilfe aus meinem
Kopf zu entfernen. Wenn Ihr mich ein paar Korridore von hier
wegschafft, dann sollten auch meine restlichen Fähigkeiten
zurückkehren. Und dann, mein Freund, dann zeige ich Euch,
was ein richtiges Feuerwerk ist.«
Finlay grinste. »Ein Mann nach meinem Geschmack. Also
gehen wir.«
Finlay Feldglöck half dem jungen Esper vom Tisch und
stützte ihn einen Augenblick, bis die Kraft in seine Beine zurückgekehrt war. Er tat zwar sein Bestes, um es zu verbergen,
dennoch ängstigte Skyes Zustand Finlay. Die Imperialen
Schergen hatten den jungen Esper ganz eindeutig windelweich
geschlagen, bevor sie sich seinem Gehirn zugewandt hatten.
Falls es zu einem Kampf oder auch nur zu einer längeren Verfolgung kommen sollte, steckten sie in ziemlichen Schwierigkeiten. Finlay beschloß, erst dann darüber nachzudenken, wenn
es unbedingt sein mußte, und trat aus der Zelle auf den Korridor. Skye folgte ihm auf dem Fuß. Überall lagen tote Wachen
und Esper, doch alle anderen waren verschwunden. Der Kampf
hatte sich tiefer ins Zentrum des verdammten Komplexes verlagert. Finlay fragte sich, wer wohl gewinnen würde. Skye
blickte den Korridor entlang und
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