Die Rebellion
verraten, was es war. Es genügt
vollauf, wenn du weißt, daß ich dank ihrer Unterstützung in
Zukunft mehr Zeit hier unten bei dir verbringen kann.«
»Danke dafür, Adrienne«, sagte Finlay.
»Keine Ursache, mein Lieber«, entgegnete Adrienne. Mann
und Frau blickten sich lange in die Augen, doch beide besaßen
genug Gespür, um es dabei zu belassen.
»Schön. Wie lauten deine Pläne, Addie? Wirst du dich der
Rebellion anschließen?«
»Vielleicht«, erwiderte Adrienne. »Oben ist es jedenfalls
ziemlich ungemütlich für mich geworden. Ich könnte ein neues
Ziel und ein wenig mehr Sicherheit gebrauchen. Sag mir, Finlay: Bist du wirklich ein Arenakämpfer gewesen?«
»Er war der Maskierte Gladiator«, antwortete Evangeline für
ihn, und beide lachten, als sie Adriennes Gesichtsausdruck bemerkten. Aber sie fing sich rasch wieder und brachte es sogar
fertig, in das Lachen einzustimmen.
»Wer weiß«, sagte sie schließlich. »Vielleicht bringe ich Löwenstein ja dazu, Reformen durchzuführen, wenn ich mich
genügend anstrenge.«
»Wenn jemand dazu imstande ist, dann du«, stimmte Finlay
seiner Frau zu.
Finlay teleportierte mit dem Schwert in der Hand und grimmiger Entschlossenheit im Herzen in das Verhörzentrum. Er
kam in einem düsteren Korridor heraus und sah sich einem
halben Dutzend ziemlich überrascht dreinblickender Wachen
gegenüber. Sie hielten ebenfalls ihre Schwerter in der Hand,
doch es half ihnen nichts. Finlay stürzte sich auf sie, und bluterstickte Schreie erfüllten den Gang. Es dauerte weniger als
eine Minute, bis der Kampf vorüber war. Finlay verharrte abwartend und lauschte, ob Verstärkungen im Anmarsch waren.
Zehn Sekunden vergingen, und niemand kam, um nachzusehen. Das Geräusch des einseitigen Gemetzels war anscheinend
nicht weit gedrungen. Finlay schniefte geringschätzig und
wischte sein Schwert ab. Das war zu leicht gewesen. Alles
Amateure. Überhaupt keine Herausforderung. Wenn das die
Vorstellung des Imperiums von einer Falle war, würde die
Mission zu einem Spaziergang werden. Dann bemerkte Finlay
die auf ihn gerichteten Kameras in der Decke und beschloß,
daß es an der Zeit war, sich in Bewegung zu setzen. Wenn man
bedachte, was die Kameras soeben beobachtet hatten, war mit
Sicherheit eine große Anzahl gut bewaffneter Sicherheitsleute
zusammen mit Wachhunden nach hier unterwegs. Finlay hatte
Hunde noch nie gemocht.
Finlay blickte den Korridor hinauf und hinunter, und er verfluchte sich dafür, daß er vergessen hatte, eine Karte mitzunehmen. Die Wände bestanden aus nacktem, blankem Stahl,
ohne jedes Hinweiszeichen. In regelmäßigen Abständen führten schmale Türen in Verhörzellen. Solide Stahltüren mit elektronisch gesicherten Schlössern. Zu den Seiten herrschte tiefe,
undurchdringliche Finsternis, und in der Luft lag der unverkennbare Geruch von Desinfektionsmitteln, ohne den durchdringenden Gestank anderer, ekelhafterer Dinge ganz zu überdecken. Irgendwo hier befand sich Julian Skye, doch wo genau,
das wußte niemand. Der Untergrund hatte sich richtige Mühe
gegeben, Finlay nicht direkt neben das Signal Skyes zu teleportieren. Niemand hatte es für eine gute Idee gehalten, am wenigsten Finlay selbst, wenn er direkt in einer verschlossenen Zelle
herausgekommen wäre, wo alles mögliche ihn erwarten konnte. Also hatten sie den am nächsten gelegenen freien Raum
lokalisiert und ihn dort abgesetzt. Finlay blickte sich unsicher
um, hob das Schwert, und weil ihm nichts Besseres einfiel, trat
er zur nächstgelegenen Tür. Ein kleiner Bildschirm saß in dem
massiven Stahl. Finlay aktivierte ihn, und auf dem Schirm erschien das Innere der Zelle.
Ein Mann lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf einem Metallgestell. Er war von einem Fachmann gehäutet worden. Kein einziger Quadratzentimeter seiner Haut war geblieben, und trotzdem lebte er noch. Er bewegte sich zuckend und
kämpfte gegen unsichtbare Fesseln. Rohes Muskelfleisch
glänzte feucht, und nackte Augen quollen aus lidlosen Höhlen.
Der Mann blutete stark. Die Flüssigkeit wurde in Rinnen aufgefangen, die in das Metall eingelassen waren, und von dort in
einen Eimer geleitet. Neues Blut kam aus einem intravenösen
Tropf und verschwand in einer pulsierenden Ader. Finlay deaktivierte den Schirm und lehnte die Stirn gegen das kalte Metall
der Zellentür.
Er konnte nichts unternehmen. Er konnte unmöglich alle zur
gleichen Zeit retten. Dazu war keine Zeit. Finlay mußte Skye
finden,
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