Die Rebellion
bevor er irgend etwas Wichtiges verraten konnte. Finlay atmete tief ein und aus. Zur Hölle mit diesen Bastarden und
zur Hölle mit dem gesamten Imperium! Er wollte verdammt
sein, wenn er zuließ, daß derartige Obszönitäten ungestraft
weitergingen. Finlay benutzte den Störmechanismus, den man
ihm mitgegeben hatte, und öffnete die Verriegelung der Zellentür. Leise schwang sie auf, und Finlay schlüpfte hinein. Der
Mann auf dem Tisch zuckte in Erwartung neuer Qualen winselnd zusammen. Finlay beugte sich über ihn und gab leise,
beruhigende Worte von sich. Der Gefangene verstummte. Erst
da bemerkte Finlay, daß der Gefolterte mit Hilfe von Stahlnägeln, die man ihm durch Arme und Beine getrieben hatte,
förmlich an den Tisch genagelt worden war. Es gab Dutzende
davon. Finlay hatte keine Möglichkeit, sie zu entfernen, außer
einen nach dem anderen herauszuhebeln, und allein der Schock
hätte das Leben des armen Schweins mit Sicherheit beendet.
Dennoch konnte Finlay den Mann nicht einfach so weiterleiden
lassen. Finlay stand einen Augenblick still. Sein Verstand raste,
als er nach Alternativen suchte, doch am Ende lief es immer
wieder auf das gleiche hinaus. Er konnte nichts mehr für den
Mann tun. Finlay lächelte den nackten, hoffnungsvollen Augen
beruhigend zu und schob die Spitze seines Schwertes durch das
freiliegende, schlagende Herz. Ein kurzes Aufspritzen von
Blut, und der gehäutete Mann zuckte ein letztes Mal, bevor er
die Augen verdrehte und zu atmen aufhörte. Finlay trat voller
Frustration gegen den Tisch und verließ die Zelle.
Er stapfte durch den Korridor, öffnete eine Tür nach der anderen, befreite die Gefangenen, die er befreien konnte, und
tötete den Rest. Einige von ihnen bettelten sogar darum, daß er
sie endlich erlöste. Die Überlebenden strömten in den Korridor
hinaus, drängten sich um ihn und versuchten mit Stimmen, die
heiser vom Schreien waren, ihren Dank auszudrücken. Finlay
bewaffnete einige der weniger stark Verletzten mit Waffen, die
er den getöteten Wachen abgenommen hatte, und bedeutete
ihnen, sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Jedenfalls wollte
er das.
Doch das Geräusch trampelnder Stiefel unterbrach ihn. Eine
ganze Kompanie von Wachen bog um die Ecke am anderen
Ende des Korridors. Als sie ihn sahen, stürmten sie vor. Finlay
lächelte. Das war schon eher eine Aufgabe. Dann ertönte weiteres Stiefeltrampeln, und hinter ihm bog eine weitere Kompanie um die Ecke. Die befreiten Gefangenen drängten sich um
Finlay zusammen. Er seufzte bedauernd. Es wäre ein interessanter Kampf geworden, aber er kannte seine Grenzen. Außerdem mußte er auf die Gefangenen Rücksicht nehmen. Finlay
zog die Gedankenbombe aus der Tasche und drückte auf den
großen roten Knopf.
Die Wachen vor und hinter ihm kamen stolpernd zum Stehen, rissen die Hände an die Köpfe und begannen zu schreien.
Von einem Augenblick zum anderen verwandelten sie sich von
einer organisierten Truppe in einen von Panik erfüllten Mob,
als die Bombe ihre Gedanken fragmentierte und ihr Bewußtsein erlosch. Finlay und die befreiten Gefangenen sahen beeindruckt zu. Die unmittelbare Nähe der Bombe schützte sie. Finlay drückte erneut den Knopf, schaltete das Ding ab, und die
ehemaligen Gefangenen stürzten sich auf das, was von den
Wachen übriggeblieben war. Lang ersehnte Rache wurde vollzogen, und Blut bespritzte die schimmernden Stahlwände,
während Finlay sich erneut seiner Aufgabe zuwandte, Türen
öffnete und Gefangene befreite, bis er schließlich die Zelle
erreichte, in der Julian Skye festgehalten wurde. Der Schock
dessen, was er sah, war so groß, daß Finlay wie angewurzelt im
Eingang stehenblieb.
Der junge Esper lag auf einem weiteren der verdammten
Stahltische, festgehalten von starken Bändern. Die Rückseite
seines Schädels war rasiert und ein Teil der Schädeldecke entfernt worden. Dutzende bunter Drähte verschwanden in seinem
offenliegenden Gehirn und führten von dort zu einer häßlichen
Maschine neben dem Tisch. Zwei Hirntechs in ihren vertrauten
weißen Kitteln blickten von ihrer Arbeit auf und lächelten Finlay freundlich zu, der noch immer zögernd in der Tür stand.
Beide trugen Disruptoren in Halftern an der Hüfte, aber keiner
machte Anstalten, seine Waffe zu ziehen. Langsam trat Finlay
in die Zelle. Er ignorierte das wachsende Geschrei und Chaos
draußen auf dem Gang. In dem Raum befanden sich keine Wachen, keine offensichtlichen
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