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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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abwartend, wohin der
Wind sich drehte. Viele von ihnen würden in die eine oder andere Richtung davongespült werden. Valentin, der Führer des
Wolf-Clans, beliebt und mächtig, ein Stutzer und Drogenkonsument legendären Ausmaßes. Kit Sommer-Eiland, von manchen Kid Death genannt, der lächelnde Killer. Und Kardinal
James Kassar, der fanatische aufgehende Stern der Kirche von
Christus dem Krieger.
    Und in den Schatten: die Untergrundbewegungen der Klone
und Esper. Auf verlorenen Posten kämpften sie ihre aussichtslosen Schlachten und wagten trotzdem, von Freiheit zu träumen. Sie besaßen Verbündete in den Kyberratten, Lektronenhackern und Unpersonen aus eigener Wahl und in zahlreichen
jüngeren Söhnen der Adelsfamilien, die niemals Macht oder
Geld erben würden. Hin und wieder stieß sogar ein richtiger
Held zu ihnen, ein Mann wie Finlay Feldglöck zum Beispiel,
einst als Maskierter Gladiator unbesiegter Champion der Arena, oder auch Mater Mundi , die Weltenmutter, Überesper und
unergründlich geheimnisvoll und mit gewaltigen Fähigkeiten
ausgestattet.
    Die Figuren waren aufgestellt. Die Bühne war bereit. Jetzt
fehlte nur noch einer – der, der den ersten Stein hob. Owen
Todtsteltzer, der Held wider Willen, war zusammen mit Hazel
D’Ark unterwegs nach Golgatha. Die beiden reisten an Bord
eines seltsamen goldenen Schiffs, gesteuert von Haldenmännern, den einstigen Feinden der Menschheit – und obwohl die
Nachwelt keine Aufzeichnungen über seine Gedanken besitzt,
lauteten sie wahrscheinlich: »Warum ausgerechnet ich?«
K APITEL I

G
OLGATHA ; E RÖFFNUNGSZUG
    Warum ausgerechnet ich? dachte Owen Todtsteltzer, als er
sich einmal mehr auf den Weg zur Toilette machte. Er wußte
zwar, daß er dort nichts zu erledigen hatte, aber seine Blase
war vernünftigen Argumenten gegenüber nicht aufgeschlossen.
Nicht zum ersten Mal machte sie ihre eigenen Vorstellungen
geltend. So war es immer, wenn Druck auf Owen lastete und er
zuviel Zeit zum Nachdenken hatte. Am Vorabend seiner ersten
größeren Rede vor der Imperialen Historischen Gesellschaft
hatte er so viel Zeit auf der Toilette verbracht, daß sie sogar
jemanden geschickt hatten, um sich nach seinem Wohlbefinden
zu erkundigen.
    Owen schniefte. Dann betrat er die einzige Toilette des
Raumschiffs und zog die Tür hinter sich zu. Der Raum war
winzig, und es gab nicht viel mehr als die stählerne Klosettschüssel. Owen öffnete den Reißverschluß und zielte sorgfältig. Er wollte nicht, daß die anderen seine Nervosität bemerkten. Doch das Warten machte ihm zu schaffen. Während eines
Kampfes spürte er niemals Nervosität. In der Regel war er viel
zu sehr damit beschäftigt, sich vor dem Umgebrachtwerden in
acht zu nehmen, als daß er Zeit zum Nachdenken fand. Aber
bevor es soweit war, bestand seine Einbildungskraft mit
beharrlicher Regelmäßigkeit darauf, ihm all die Wege
auszumalen, wie die Dinge ganz entsetzlich schnell ganz
entsetzlich schieflaufen konnten. Und seine gegenwärtige
Mission, die Reise nach Golgatha , dem bestbewachten
Planeten des gesamten Imperiums, in einem goldenen Schiff
jener Wesen, die einst offiziell als ›Feinde der Menschheit‹
bezeichnet worden waren, hatte ihm von Anfang an nicht
sonderlich behagt. Selbst wenn man berücksichtigte, daß es seine eigene Idee
gewesen war:
Allerdings mußte gesagt werden, daß ein Schiff der Hadenmänner die beste Wahl für die beginnende Rebellion war.
Owens eigenes Schiff, die wunderbare Sonnenschreiter , war
eines der schnellsten Schiffe des Imperiums gewesen, aber er
hatte es an der Absturzstelle zurücklassen müssen: tief in der
tödlichen Dschungelhölle von Shandrakor. Und die Todtsteltzer-Festung, das steinerne Schiff seines Vorfahren, war von
Anfang an nicht in Frage gekommen. Eine gewaltige Festung
mit einem Raumschiffantrieb war alles andere als unauffällig.
Die schlanken, goldenen Schiffe der Hadenmänner jedoch waren genau das, was die Rebellen benötigten – und noch ein
Stück mehr. Unglaublich schnell, hervorragend bewaffnet und
so ausgezeichnet abgeschirmt, daß es im gesamten Imperium
keinen Sensor gab, der empfindlich genug war, um sie zu orten. In der Theorie jedenfalls. Schließlich hatten die Hadenmänner eine ganze Weile in ihrer Gruft geschlafen.
    Es gab nur eine Sache, die dem Raumschiff fehlte. Eine Toilette. Anscheinend benötigten aufgerüstete Männer so etwas
nicht. Owen hatte darauf verzichtet, weitergehende Fragen zu

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