Die Rebellion
Sicherheitseinrichtungen, keine
Fallen, nichts bis auf den Gefangenen und seine beiden Folterer. Die Hirntechs blickten auf das Blut, das von Finlays
Schwert tropfte, und grinsten sich an. Sie waren beide schlanke, großgewachsene Männer mit bleichen, asketischen Gesichtszügen wie Mönche, und der eine war deutlich älter als der
andere. Der Ältere blickte zu Finlay und grinste erneut.
»Willkommen, mein lieber Freund. Wir haben Euch bereits
erwartet. Oder jemanden wie Euch. Ich fürchte nur, Ihr seid ein
wenig zu spät, falls Ihr gekommen seid, um den armen Julian
zu retten. Jeder Versuch, ihn zu bewegen, würde ihn ganz ohne
Zweifel umbringen. Wir benutzen einen ESP-Blocker, um sein
Talent unter Kontrolle zu halten. Er schützt uns auch vor den
Auswirkungen Eurer Gedankenbombe. Ein häßliches kleines
Gerät, sehr wirkungsvoll, wie ich gestehen muß. Ihr könnt Euer
Schwert ruhig einstecken. Ich muß nur die Kontrollen betätigen, die Ihr hier vor mir seht, und der arme Julian wird
Schmerzen erleiden, die weit über alles hinausgehen, was Ihr
Euch vorstellen könnt. Steckt das Schwert ein, bitte. Jetzt.«
Finlay schob das Schwert in die Scheide, die Augen unverrückbar auf Skye gerichtet. »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
fragte er schließlich. Seine Stimme klang kalt und rauh und
äußerst gefährlich. Der Hirntech lächelte ungerührt.
»Wir dringen in seine Gedanken ein. Vor gar nicht langer
Zeit hätten wir eines der kleinen Schoßtierchen des Wurmwächters dazu benutzen können, doch dank Eurer Terroristenfreunde sind wir gezwungen, ältere, direktere Methoden anzuwenden. Im Grunde genommen handelt es sich um eine einfache, allerdings äußerst wirkungsvolle Gedankensonde, mit der
wir die Gebiete seines Hirns stimulieren, die uns interessieren.
Dieser Draht hier zum Beispiel ist direkt mit dem Schmerzzentrum verbunden. Ratet mal, was uns daran interessiert. Ich kann
mir vorstellen, daß er sich ein wenig unbehaglich fühlte, als wir
sein Hirn freilegten, aber das Gehirn selbst besitzt keine
Schmerzzellen. Es erleichtert unsere Arbeit ungemein, daß wir
imstande sind, Schmerz nur dann zu erzeugen, wenn es nötig
erscheint. Und der Schmerz, den er dann spürt …
Die anderen Drähte dort führen zu seinem Langzeit- und
Kurzzeitgedächtnis. Wir können seine Erinnerungen in jeder
erforderlichen Detailstufe auf dem Schirm an der Wand sichtbar machen. Bald haben wir alles, was wir brauchen, ob der
Patient es will oder nicht. Die Prozedur ist auf Dauer gesehen
leider recht destruktiv, was das Hirngewebe anbetrifft, doch
Leben oder Gesundheit dieses speziellen Patienten hier sind
nicht mehr von Bedeutung, sobald wir haben, was wir suchen.
Außer natürlich für Euch. Aber die Wachen werden schon bald
hier sein und Euch mitnehmen. In der Zwischenzeit möchte ich
Euch bitten, von jeder gewalttätigen Intervention abzusehen,
oder Ihr hört Euren Freund schreien.«
Draußen auf dem Korridor war es inzwischen sehr still geworden. Finlay runzelte die Stirn. Entweder waren den Gefangenen die Wärter ausgegangen, die sie noch töten konnten,
oder die Wachen hatten alles wieder unter Kontrolle. Es gab
keinen Weg, das herauszufinden. Finlay hätte die Hirntechs
einfach töten sollen, und anschließend Skye. Aber solange eine
Chance bestand, den armen Hund lebend aus seinem Gefängnis
zu bringen, konnte er ihn nicht umbringen. Finlay benötigte
außerdem die Techs, um die Drähte zu entfernen, obwohl er
nicht wußte, wie er sie dazu überreden konnte. Töte den einen,
und der andere wird sich gemein an Skye rächen. Auf der anderen Seite konnte Finlay nicht untätig herumstehen und sich von
den Hirntechs hinhalten lassen; früher oder später würden die
Wachen auftauchen und ihn gefangennehmen. Er blickte in
Skyes blasses, schwitzendes Gesicht, und die Augen des Espers
trafen die seinen. Sein Mund bewegte sich.
»Bitte …«, sagte er kaum hörbar, und Finlay bemerkte, wie
sehr Skye sich anstrengte.
»Seht Ihr?« erklärte der Hirntech. »Er versteht den Ernst der
Lage.«
»Bitte«, wiederholte Julian Skye. »Tötet mich …«
Die Hirntechs sahen überrascht auf ihr Opfer hinunter. Finlay
lachte leise, doch es lag keinerlei Humor in dem Geräusch. »Ihr
habt recht, Doktor«, sagte er. »Er versteht seine Situation vollkommen. Mein Auftrag lautet, ihn aus Euren Fängen zu befreien, auf die eine oder andere Weise.«
Finlay zog mit einer fließenden Bewegung den Disruptor und
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