Die Rebellion
die Menschen ihre blutige Unterhaltung viel zu sehr.«
»Auch ich war einmal ein Anhänger der Arena«, gestand Toby. »Ich hatte sogar eine Jahreskarte und einen guten Platz.
Aber das war eine andere Sache. Die Gladiatoren hatten wenigstens eine Chance, sich zu wehren, meistens jedenfalls. Das
hier ist reines Abschlachten, und ich habe schon viel zuviel
Blut auf Technos III gesehen. Ich weiß nicht, Flynn. Ich habe
immer gedacht, daß ich mich nicht in die Politik einmische,
aber das hier …«
»Wir können überhaupt nichts ändern, Boß. Steht es einfach
durch, macht Eure Arbeit, und hofft, daß unser nächster Auftrag uns zu einer etwas zivilisierteren Welt führt.«
»Ich wollte von einem Kriegsschauplatz berichten«, sagte
Toby, »weil Kriege die besten Geschichten liefern. Ich hätte
niemals mit so etwas wie hier gerechnet.«
»Das tut niemand«, entgegnete Flynn. »Und deswegen berichten wir immer wieder von Kriegsschauplätzen.«
Irgend jemand brachte den Teleprompter wieder ans Laufen,
indem er gegen eine empfindliche Stelle trat. Flynn schaltete
die Kamera wieder ein, und Daniel beendete seine Ansprache.
Alles applaudierte höflich. Daniel nickte Kardinal Kassar zu
und trat zurück, damit der Kardinal mit den Exekutionen beginnen konnte. Der Kardinal starrte düster in die Kamera und
grinste kalt.
»An diesem Tag werden dreihundertsiebenundzwanzig Rebellen sterben, als Exempel für all diejenigen, die sich der Autorität der Staatskirche und ihrer allerkaiserlichsten Majestät
Löwenstein XIV widersetzen. Der Großteil der Rebellen wird
durch einen elektrischen Stromschlag sterben, den wir durch
ihre Ketten leiten, doch die Anführer werden einer nach dem
anderen enthauptet werden, als Sühne für all die Gläubigen, die
im Kampf gegen die Feinde der Kirche gefallen sind. Tretet
vor, Henker, und tut Eure Pflicht.«
»Oha«, sagte Ruby. »Er meint uns!«
»Kein Wunder, daß niemand sich mit uns anlegen wollte«,
entgegnete Jakob.
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir treten ganz langsam vor und hoffen, daß mir etwas einfällt, bevor wir dort sind.«
»Du hast besser einen verdammt guten Einfall«, knurrte Ruby.
»Hab’ ich, hab’ ich, keine Sorge. Ich bin berühmt für meine
guten Einfälle.«
»Du bist aber auch berühmt dafür, in den Hintern getreten zu
werden, und gerade in diesem Augenblick stehen wir verflucht
vielen schwerbewaffneten Soldaten gegenüber, die alle gespannt zu uns rübersehen. Könnten wir bitte ein wenig langsamer gehen?«
»Ruby, noch ein wenig langsamer, und wir bewegen uns
rückwärts. Kassar durchbohrt uns bereits mit den Augen vor
Wut.«
»Ach, geh!« sagte Ruby. »Ich mache mir gleich in die Hosen
vor Angst.«
Ruby und Jakob erreichten das niedrige Podium, das man vor
den Gefangenen errichtet hatte, verbeugten sich vor Kassar und
blickten auf die beiden gewaltigen Schwerter, die neben den
Enthauptungsblöcken standen. Die Blöcke erweckten ganz den
Eindruck, als wären sie bereits oft benutzt worden. Ohnesorg
blickte zu den Gefangenen, und sie starrten so trotzig zurück,
wie sie nur konnten. Einige der jüngeren Kinder begannen zu
weinen, nicht sicher, was als nächstes geschehen würde, obwohl sie die plötzlich angespannte Atmosphäre bemerkten. Für
einen Augenblick, der sich scheinbar endlos in die Länge zu
ziehen schien, herrschte nur Schweigen und Spannung. Kassar
stapfte zum Podium.
»Was machen wir jetzt?« zischte Ruby. »Jakob, was machen
wir jetzt? «
»Beginnt mit den Exekutionen!« fauchte Kassar. »Oder wir
beginnen mit den Euren …« Er unterbrach sich, packte Jakob
Ohnesorgs Kapuze und riß sie herunter. »Ihr!«
»Ich!« entgegnete Jakob und boxte dem Kardinal auf den
Mund. Dann packte er den verdutzten Kassar, wirbelte ihn herum und hielt ihn als Schild vor sich. Ein Aufschrei ging durch
die hilflos zusehenden Kirchensoldaten. Ohnesorg grinste in
Flynns Kamera. »Lang lebe die Rebellion!«
»Oh, hervorragender Plan«, brummte Ruby, warf die Jesuitenrobe ab und zog Schwert und Disruptor. »Wirklich sehr
ausgeklügelt. Ich selbst hätte keinen besseren entwickeln können.«
Die Kirchentruppen brachen aus ihrer Formation aus und
rannten auf die drei Gestalten auf dem Podium zu, dichtauf
gefolgt von den Sicherheitskräften der Wolfs. Alle hatten
Schwerter in den Händen. Ruby wandte sich den Anstürmenden mit heißem Feuer in den Augen zu. Einige der Gefangenen
stießen heisere Jubelrufe aus. Ohnesorg blickte
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