Die Regenbogentruppe (German Edition)
Gepäckträger und der Vater half schieben.
Lintangs Familie war ein Musterbeispiel für die Armut der Malaien und der meisten Indonesier, die der traditionellen Fischerei nachgingen. Ein Elend, das sich von Generation zu Generation fortsetzte. Sie mussten die bitteren Erfahrungen ihres täglichen Lebens schlucken, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Ihnen blieb nur das Vertrauen in die Ausbildung ihrer Kinder. Weder die Regierung noch die Reichen nahmen von ihrer Armut Notiz. Bei einer armen Fischerfamilie jedoch verschwanden Not und Elend heute für eine Weile, vertrieben von der langen Reihe von Zehnen im Zeugnis ihres außerordentlichen Sohnes.
Diese Hochstimmung konnte auch der plötzliche Wetterumschwung nicht verderben. Mit einem Mal verdunkelte sich der Himmel. Lintang suchte mit seinen Eltern Schutz unter dem dichten Laub einer Kastanie. Vom Gebirge her kamen Millionen von Honigbienen ins Dorf. Der erste Regen der Monsunzeit war da.
15 Die Insel Belitung befindet sich genau an dem Punkt, wo das Südchinesische Meer auf die Javasee stößt. Die großen Landflächen von Java und Kalimantan schützen die Insel zwar vor der hohen Brandung des Westmonsuns, jedoch strömen die riesigen Wassermengen, die in der Trockenzeit über dem Ozean verdunsten, während der monatelangen Regenzeit dann tagtäglich als Regen vom Himmel.
Der erste Regen war ein Himmelsgeschenk, das wir jubelnd begrüßten. Je stärker es goss, je lauter der Donner krachte, je heftiger der Sturm über die Häuser im Dorf fuhr, je greller die Blitze zuckten, desto mehr Spaß hatten wir. Wir ließen den dichten Regen über unsere Haut fließen. Der drohende Rattanstock unserer Eltern war weit weg und bedeutete nichts im Vergleich zu der Verlockung des Regens. Wir waren überall, wie seltsame Tiere tauchten wir aus Wassergräben auf, kletterten über entwurzelte Bäume und die überfluteten Autos der Bergbaugesellschaft, und der frische Geruch des Regens machte die Brust weit.
Wir hörten irgendwann von selbst auf, wenn unsere Lippen blau waren und wir unsere Fingerspitzen vor Kälte nicht mehr spürten. Niemand konnte uns bremsen. Wir rannten herum, spielten Fußball, bauten Tempel aus Sand, taten so, als wären wir Warane, schwammen im Schlamm, riefen zu den Flugzeugen herauf, die vorüberflogen, schrien wie verrückt den Regen an, den Himmel, die Blitze, als wären wir von Sinnen.
Das Schönste aber war ein Spiel, das keinen Namen hatte und bei dem die Blätter der Betelpalme zum Einsatz kamen. Einer oder zwei von uns setzten sich auf ein Palmblatt, ungefähr so breit wie ein Gebetsteppich, und zwei oder drei zogen das Blatt hinter sich her. Das sah dann aus, als würden wir Schlitten fahren.
Der Vordere packte den Blattstiel ganz fest wie ein Kamelreiter, während der Hintere den Vordermann umarmte, damit er nicht wegrutschte. Die Größten von uns, also Samson, Trapani und A Kiong, waren die Schlittenhunde. Sie mussten ziehen und taten das mit großer Begeisterung.
Der Höhepunkt des Ganzen war der Moment, in dem die Schlittenhunde plötzlich in die Kurve gingen und dabei extra noch einmal kräftig anzogen. Die, die auf dem Blatt saßen, schossen seitlich nach vorn und rutschten mit großer Geschwindigkeit über den glatten Matsch.
Als ich an der Reihe war und es in die Kurve ging, wurde ich mit Macht zur Seite geschleudert. Ich sah, wie eine Woge aus Schlamm die Zuschauer vollspritzte: Sahara, Harun, Kucai, Mahar und Lintang. Sie kreischten, und je dreckiger das Wasser war, desto größer war der Spaß. Syahdan war der Kopilot und imitierte die langhaarigen Teufelsfahrer, die mit ihren Motorrädern durch flammende Tunnel brausen.
Da unsere Schlittenhunde die Kurve viel zu scharf genommen hatten, flogen sie selbst aus der Bahn, stießen gegeneinander und taumelten hin und her, während Syahdan und ich endgültig von unserem Palmblatt flogen, uns überschlugen und beide im Wassergraben landeten.
Mir tat der Kopf weh, ich tastete mich ab und stellte einige Beulen fest. Ich hatte Wasser in die Nase bekommen, meine Stimme klang seltsam verändert, als wäre ich ein Roboter. Rechts am Kopf zog sich ein ekliger Schmerz zum Auge hin. Aber das war immer so, wenn ich Wasser in die Nase bekam. Dann sah ich mich nach Syahdan um. Er lag leblos ausgestreckt auf dem Rücken, halb im Wasser, und rührte sich nicht.
Er atmete nicht, lag einfach so da wie eine Tonne, die von einem Lastwagen gefallen ist. Aus den Nasenlöchern
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