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Die Regenbogentruppe (German Edition)

Die Regenbogentruppe (German Edition)

Titel: Die Regenbogentruppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hirata
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Dahroji, kam zu mir. Schon wieder Ärger!
    »Wenn Sie sich beschweren wollen, wenden Sie sich an diesen Mann hier«, sagte Herr Dahroji mit unterdrücktem Zorn, drehte sich um und ging.
    Die Dame, die für ihr Alter noch sehr attraktiv aussah, musterte mich eingehend. Dann brachte sie ihre Klagen vor. Ihr Aufzug, die Art, wie sie mich ansah und wie sie die Augenbrauen hochzog, wie sie das R und das G aussprach, zeigte, dass sie lange im Ausland gelebt hatte und die Ineffizienz in unserem Land unerträglich fand.
    Der Bescheid vom Zollamt über die Rückerstattung ihrer Zahlung für ein importiertes Gemälde hatte sie verspätet erreicht, weil ich die Sendung aus Versehen falsch sortiert hatte, sie statt in den Sack nach Ciawi in den nach Gunung Sindur geworfen hatte. Menschliches Versagen.
    In dieser Woche war mir das schon drei Mal passiert. Der Grund war Arbeitsüberlastung. Herr Dahroji, der Leiter der Abteilung Versand bei der Post in Bogor, wollte meine Schwierigkeiten nicht ernst nehmen. Die Anzahl der Sendungen war stark angestiegen und durch eine Neueinteilung waren neue Zustellbezirke entstanden, die ich noch gar nicht richtig kannte. Einen Moment lang verfluchte ich mein chaotisches Leben. Wer erfolglos war, musste gewärtig sein, bereits am frühen Morgen auf nüchternen Magen von einem Kunden angeblafft zu werden. Da ich jedoch schon lange hier arbeitete, war ich darin geübt, meine Ohren auf Durchzug zu stellen.
    » Hoe vaak moet ik je dat nog zeggen !«, herrschte sie mich zum Schluss noch an, bevor sie sich zum Gehen wandte. »Ich habe mich bereits mehrmals beschwert, aber Sie machen immer noch Fehler!«, sollte das heißen. Und weg war sie.
    Ich sah zu den drei Postsäcken hinüber. Nach diesem unerfreulichen Erlebnis mit der Dame musste ich mich sehr anstrengen, um noch alle Eilsendungen zu sortieren, bis die Zusteller um Punkt acht zu ihrer ersten Runde kamen. Ich war in der Morgenschicht, die bei Tagesanbruch beginnt, der einzige Sortierer.
    *
    Ich litt unter der Ironie meines Schicksals. Meinen Plan A, den ich vor zwölf Jahren gefasst hatte, ein berühmter Autor und Badminton-Spieler zu werden, hatte ich längst begraben müssen, er war hier inmitten der Postsäcke in Bogor untergegangen. Und auch mein Plan B, ein Buch über den Nutzen von Badminton zu schreiben, war gescheitert – obwohl ich die begeisterten Reaktionen, die ich mir damals zurechtfantasiert hatte, immer noch hätte aufsagen können.
    Tatsächlich lag das Buch bereits fertig vor, umfasste insgesamt 34 Kapitel und fast einhunderttausend Worte. Für seine Abfassung hatte ich intensive Recherchen beim Badminton-Verband angestellt, hatte mich mit der Popkultur und mit neuen Trends im Lebensstil vertraut gemacht. Der Titel meines Buches »Freunde gewinnen mit Badminton« klang sehr verheißungsvoll. Bisher gab es in Indonesien noch keine Veröffentlichung dieser Art. Aber die Verlage waren aus kommerziellen Erwägungen nicht bereit, mein Buch herauszubringen. Sie waren mehr an erotischer Literatur interessiert, an Werken mit unanständigen Themen, wo von Kondomen, Masturbation und Orgasmus die Rede ist, denn die brachten hohe Gewinne ein.
    Also saß ich vor meinen Postbergen, Tag für Tag gewillt, neuen Mut zu fassen. Doch wie sehr ich mich auch um Zuversicht bemühte, merkte ich, wie mich die fortwährenden Rückschläge langsam zu Boden streckten. Wenn mir Pak Harfan und Bu Mus früher beigebracht hatten, vor keiner Schwierigkeit zurückzuweichen, musste ich wohl oder übel zugeben, dass mich nun das Schicksal durch technischen K. o. besiegt hatte.
    So packte ich in meiner Verzweiflung eines Morgens die vier Manuskriptstapel mit den sechs Disketten zusammen, verschnürte alles zu einem Bündel und versiegelte es wie einen Postsack mit Blei. Dann lief ich im strömenden Regen in Bogor zur Sempur-Brücke und warf das Ganze mit blutendem Herzen in den Ciliwung. Wenn der Packen nicht an den Felsbrocken im Flussbett hängenblieb, würden meine Träume, von den Wellen geschaukelt, mit den Fluten nach Jakarta treiben.
    *
    Um meiner Unrast zu entgehen, floh ich oft an den schönsten Ort, den ich kannte und den ich als Kind in der Zeit meiner ersten großen Liebe entdeckt hatte. Es war das Dorf mit den Blumenwiesen, von grauen Steinmauern umgeben, mit den schmalen Wegen, über die, schwer von Früchten, die ausladenden Äste der Pflaumenbäume hingen. Oh, Edensor, die Zuflucht meiner Fantasie!
    Das Dorf war mein ganzer Trost. Je schwerer mir

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