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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Empfang erreichte, wurde ihm gesagt, daß Leek gerade gegangen sei, weil er sich nicht wohl fühle.
    Decker wartete erst gar nicht ab, bis ihm die Schwester am Empfang Leeks Krankheitssymptome beschrieben hatte, sondern rannte zur Tür hinaus. Sein Blick fiel automatisch auf einen marineblauen Cressida, der gerade aus dem Parkplatz fuhr. Decker sprintete darauf zu und sprang auf die Stoßstange, als der Fahrer vom Rückwärtsgang in den Vorwärtsgang schaltete. Der Fahrer trat sofort auf die Bremse, so daß Decker beinahe abgestürzt wäre. Der Motor wurde ausgestellt, die Fahrertür flog auf und knallte wieder zu. Der Mann, der heraussprang, war nur mittelgroß, hatte jedoch die Figur eines Karatekämpfers. Er hatte dünnes, kastanienbraunes Haar und grobporige Haut, die im Augenblick dunkelrot glühte.
    »Haben Sie den Verstand verloren?« brüllte er Decker an. »Was soll das? Sind Sie lebensmüde?«
    Decker sprang von der Stoßstange und klopfte den Staub von der Hose. »Ganz und gar nicht. Ich wollte nur verhindern, daß Sie mir durch die Lappen gehen.«
    »Sie haben mir eine Heidenangst eingejagt! Wer, zum Teufel, sind Sie?«
    »Ich denke, das wissen Sie«, antwortete Decker. »Deshalb haben Sie doch die Fliege gemacht.«
    »Ich gehe, weil ich krank bin, Mister.«
    »Sergeant, für Sie, Leek.«
    McKay verstummte. Seine Augen musterten Decker argwöhnisch. »Bringt man euch das auf der Polizei-Akademie bei? Wie man unschuldige Bürger erschreckt?«
    »Nein, das habe ich auf der Straße gelernt.« Decker zückte seine Dienstmarke. »Ich möchte ein paar Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Schon mal was vom Telefon gehört?«
    »Es gibt Leute, die lassen sich notorisch am Telefon verleugnen.« Decker steckte die Marke wieder ein. »Mann, Sie hatten’s ja vielleicht eilig.«
    »Mir ist kotzübel. Ist das jetzt schon verboten?«
    »Schluß mit dem Quatsch!« sagte Decker. »Ich muß mit Ihnen reden. Wo, ist mir egal. Von mir aus bleiben wir auf dem Parkplatz. Wobei Ihnen ein einsameres Plätzchen sicher lieber sein dürfte. Geht um ziemlich persönliche Dinge.«
    McKay fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Hat das nicht Zeit bis morgen? Mir geht’s wirklich nicht gut.«
    »Ein Baby ist entführt worden, Mr. McKay.«
    »Davon weiß ich nichts. Das schwöre ich. Ich habe Marie Bellson seit über einer Woche nicht mehr im Altenheim gesehen. Ich habe schon Ihrer Kollegin gesagt, daß ich anrufe, sobald sie auftaucht.«
    »Was ist mit Tandy Roberts?«
    »Ihre Kollegin hat gesagt, ich sollte mich von ihr fernhalten. Das habe ich getan.«
    Decker dachte nach. Angenommen, McKay hatte Tandy gewarnt und Tandy hatte etwas auf dem Kerbholz, würde letztere dann weiter im Silver’s trainieren?
    »Mr. McKay, wenn Sie wirklich so unschuldig sind, dann kann’s doch nicht schaden, mir zu helfen, oder?«
    »Mir geht’s nicht gut, Sergeant.« Im gleichen Augenblick wurde McKay leichenblaß. »Mir ist schlecht.« Er schien zu schwanken. »Mir ist schwindelig.«
    Plötzlich kippte McKay vornüber. Decker bekam ihn im letzten Moment zu fassen, und spürte einen heftigen Schmerz in seiner kaputten Schulter. Mühsam half er dem Schwergewicht wieder auf die Beine. McKay lehnte sich gegen den Cressida und versuchte gleichmäßig und tief zu atmen. Sein Gesicht war aschfahl, die Lippen farblos. Es schien ihm tatsächlich nicht gut zu gehen. Decker hatte kein Mitleid.
    »In diesem Zustand sollten Sie sich nicht ans Steuer setzen, Leek.« Decker schüttelte den Kopf. »Sie bringen nur sich und andere in Gefahr. Lassen Sie mich fahren. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen. Sie können sich erholen, und ich zeige Ihnen, wie nett Cops sind. Ich spendiere Ihnen einen Kräutertee.«

30
    Da Decker seinen großzügigen Tag hatte, überließ er McKay die Wahl des Restaurants. Der Muskelprotz dirigierte ihn zu einem Naturkostladen mit Imbiß. Das Innere erinnerte Decker an einen Kolonialwarenladen aus Großmutters Zeiten. Säcke mit Getreidekörnern, getrockneten Früchten, unraffiniertem Zucker und Vollkornmehl standen auf dem Fußboden. Es gab auch eine Abteilung mit unbehandeltem Gemüse und Obst. Der Salat sah aus wie frisch aus dem Garten, knackig und schmutzig. Die einzige Konzession an moderne Zeiten war ein Kühlfach mit Milchprodukten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs gab es eine Backwarenabteilung, aus deren Backstube es köstlich duftete. Vor der Brottheke standen ein paar Tische und Stühle. McKay

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