Die reinen Herzens sind
nicht verraten würde. Nur leider mußten Sie mehr tun, als nur Interesse zu heucheln.«
Der Pfleger wurde bleich.
»Wie lange waren Sie ihr Geliebter?«
»Mein Gott, müssen wir wirklich darüber reden?«
»Wie lange?«
»Ungefähr ein Jahr.« McKay schluckte. »Es war ekelhaft. Fettpolster und kein Ende.«
»Wann war Schluß? Oder kam es nie dazu?«
»Doch, es ist vorbei. Es war Schluß, als sie sich wieder aufgerappelt hatte. Eigentlich schon längere Zeit davor. Schade! Heute hätte ich nichts mehr dagegen.«
Decker sah von seinem Notizbuch auf. »Was soll das heißen, es war Schluß, als sie sich aufgerappelt hatte?«
McKay zögerte. »Unwichtig. Tatsache ist, daß sie das Interesse an mir verloren hat. Ich bin ihr egal. Es ist ihr Wurst, was ich tue, legal oder illegal. Jetzt, da sie gut aussieht, wieder ein normaler Mensch ist, bin ich nicht mehr wichtig. Mein Pech.«
»Leek, warum haben Sie aufgehört, mit ihr zu schlafen?«
»Sie meinen wohl, warum sie aufgehört hat, mit mir zu schlafen. Sie war für alles die Triebkraft. Und zu Ihrer Information: Mit meinen Aktivitäten am Rande hatte das nichts zu tun.«
»Erzählen Sie’s mir trotzdem.«
Der Pfleger seufzte: »Können Sie mir noch einen Tee besorgen?«
Decker brachte Leek eine zweite Tasse Tee und entdeckte, daß er inzwischen auch das Zimtbrötchen gegessen hatte. »Haben Sie Hunger?«
»Zu einem Vollkornbrötchen mit Marmelade sage ich nicht nein.«
»Reden ist offenbar gut für Ihren Teint, Leek«, sagte Decker. »Sie sehen schon sehr viel besser aus.«
»Ich sag’s ungern, aber ich fühle mich auch besser.«
Decker stellte einen Teller mit einem Marmeladebrötchen vor ihn hin. »Geständnisse sind Balsam für die Seele. Erzählen Sie mir jetzt, warum Sie und Tandy die Affäre beendet haben.«
»Sie hat Schluß gemacht, als ihr klar war, daß ich sie unter keinen Umständen heiraten würde.«
»Unter keinen Umständen«, wiederholte Decker. »Soll das heißen, daß sie von Ihnen schwanger war?«
McKay biß in sein Brötchen. »Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ich war vorsichtig. Ich meine, echt … echt vorsichtig. Nichts ohne Gummi. Das war das letzte auf der Welt, was ich wollte. Und so oft haben wir’s gar nicht getrieben. Außerdem konnte ich die meiste Zeit sowieso nicht kommen. Keine Ahnung, wie sie schwanger geworden ist.«
»Einmal genügt, Leek.«
»Yeah.«
»Was ist mit dem Baby passiert?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an, sie hat abtreiben lassen. Ich habe ihr Geld gegeben. Ich kann mich nicht erinnern, sie in schwangerem Zustand gesehen zu haben. Aber sie war damals so fett, daß das gar nicht aufgefallen wäre. Falls sie das Kind gekriegt hat, muß sie es zur Adoption freigegeben haben. Jetzt jedenfalls hat sie kein Kind.«
Decker klopfte mit seinem Stift gegen das Notizbuch. »Also noch einmal, Leek. Damit das klargeht. Sie hat aufgehört, mit Ihnen zu schlafen, nachdem Sie ihr gesagt hatten, daß Sie sie mit oder ohne Baby nicht heiraten würden?«
»Richtig.«
»Und was hat sie damals gesagt? Ich will nicht mehr mit dir schlafen?«
»So klar und deutlich lief das nicht ab. Sie ist mir einfach aus dem Weg gegangen, hat mich nicht mehr in ihre Wohnung eingeladen. Wir waren immer bei ihr gewesen. Ich wollte sie nicht bei mir haben.«
»Haben Sie sich keine Sorgen gemacht?«
»Sorgen? Soll das ein Witz sein? Ich war erleichtert.«
»Sie hatten also keine Angst, daß sie Ihre Investmentgeschäfte auffliegen lassen würde, nachdem Sie sie nicht heiraten wollten?«
McKay hörte auf zu kauen. Sein Gesicht nahm erneut eine ungesunde, graue Färbung an.
»Leek, so wie ich es sehe, ist Tandy sehr, sehr wütend geworden und hat gedroht, Sie auffliegen zu lassen … was sie offenbar nicht getan hat«, sagte Decker. »Nur muß ich mich natürlich fragen, warum.«
»Vielleicht, weil sie mir gegenüber loyal war«, flüsterte der Pfleger. »Alte Liebe rostet nicht.«
»Vielleicht haben Sie ihr einen Grund geliefert, den Mund zu halten? Indem Sie ihr gesagt haben, daß Sie wissen, daß sie keine staatlich geprüfte Krankenschwester, sondern nur Hilfsschwester ist.«
»Scheiße …«
»Oder ist sie nicht mal eine Hilfsschwester?« sagte Decker. »Hat sie alles nur erfunden? Hat das Altenheim davon Wind bekommen und sie deshalb gefeuert? Sie haben die Verwaltung überredet, nicht gerichtlich gegen Tandy vorzugehen. Und dann haben Sie Tandys Personalakte gestohlen, damit niemand ihre Probleme bis zum Altenheim
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