Die reinen Herzens sind
setzte sich und vergrub das Gesicht in den Händen.
Decker setzte sich neben ihn. »Riecht gut hier, Leek. Ist aber nicht sehr intim.«
McKay sah Decker an und verbarg wieder sein Gesicht.
»Gibt’s hier ’ne Bedienung?«
»Man bestellt an der Theke«, sagte McKay.
»Was hätten Sie denn gern?«
»Wie wär’s mit Ruhe und einem Bett?«
»Wie wär’s mit Pfefferminztee?«
McKay lächelte verkrampft. »Kamille bitte.«
Decker stand auf. Eine Minute später kehrte er mit zwei Tassen Tee und einem Zimtbrötchen zurück. »Ich habe Ihnen auch was zu essen mitgebracht.«
»Essen Sie’s.« McKay nahm den Tee. »Mir ist schlecht seit heute morgen. Ich dachte, es ginge von allein vorüber. War ein Irrtum.«
»Ihre Krankheit hat also nichts mit meinem Besuch zu tun?«
»Sagen wir, Ihr Besuch ist meiner Gesundheit nicht unbedingt zuträglich. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Fangen wir doch mal mit Ihren Nebeneinkünften an. Zum Beispiel mit ihrer Investment-Beratung. Haben Sie allen alten Ladys Trips nach Hawaii versprochen? Oder ist’s bei jeder ein anderer Trick?«
McKay starrte Decker an. Er wurde noch einen Ton blasser. Decker legte ein kleines Tonbandgerät auf den Tisch. »Manchmal benutze ich ein Notizbuch. Manchmal das hier. Was dagegen?«
Der Blick des Bodybuilders schweifte zum Kassettenrecorder. »Brauche ich einen Anwalt?«
»Das kommt auf Sie an. Wenn Sie etwas sagen, das Sie belastet, kann ich es gegen Sie verwenden.«
McKay schwieg.
»Es liegt bei Ihnen, Leek. Rufen Sie Ihren Anwalt an, wenn Sie sich dann besser fühlen.«
Leek trank einen Schluck Tee. »Wenn ich einen Anwalt anrufe, wird die Sache ernst, was?«
»Wenn Sie gegen das Gesetz verstoßen haben, ist es ernst«, sagte Decker.
»Ich rede mit Ihnen, wenn Sie Ihr Notizbuch nehmen. Dieser Apparat macht mich nervös.«
Decker zögerte. Dann steckte er das Gerät wieder ein und zog sein Notizbuch heraus.
»Okay, reden Sie mit mir, Mr. McKay. Erzählen Sie von Ihrer Investmentstrategie. Tips von Experten interessieren mich immer.«
McKay schwieg.
»Wenn Sie den ersten Satz erst rausgebracht haben, ist alles ganz einfach.«
McKay seufzte. »Wenn Sie irgendwelche kapitalen Dinger bei mir zu finden glauben, vergessen Sie’s.«
»Was nennen Sie ›kapitale Dingen, Leek?«
»Die finden Sie bei mir sowieso nicht. Alles, was ich je eingesteckt habe, war Taschengeld. Nicht der Rede wert.«
»Lita sprach in der Kategorie von Hundertern.«
»Lita redet zuviel. Ob Pennys oder Hunderter macht für sie keinen Unterschied. Sie hätte das Geld sowieso nie gesehen. Das verschwindet in den Taschen der Heimdirektoren.«
»Unterschlagung ist ein Verbrechen, Leek.«
»Ich habe nichts unterschlagen, Sergeant. Wenn mich ein paar alte Leutchen gebeten haben, ein bißchen Taschengeld für sie zu verwalten, dann ist das keine Unterschlagung!«
»Okay. Dann zeigen Sie mir die Unterlagen, Leek. Die Unterlagen von all den Konten, die Sie für die Alten eröffnet haben. Mitsamt den Transaktionen, die Sie in ihrem Namen durchgeführt haben.«
Der Pfleger schloß die Augen und schwieg.
»Ganz schön dreist von Ihnen, McKay. Immerhin mußten alle Heimbewohner bei der Aufnahme ihr gesamtes Vermögen dem Heim überschreiben.«
McKay riß die Augen auf. »Und das halten Sie für fair?«
»Das steht hier nicht zur Debatte. Aber es ist illegal, alten Leuten ihre Ersparnisse abzuschwatzen!«
»Dann verhaften Sie mich doch! Und dann gehen Sie zu den Alten und sagen Sie ihnen, daß Sie Leek McKay hinter Gitter gebracht haben. Mal sehen, was die dann sagen!«
Decker trank Tee und wartete.
»Gute alte Lita.« McKay schüttelte den Kopf. »Kann den Mund nicht halten. Ich hätte längst mit ihr reden müssen. Aber ich wollte ihr ihren einzigen Traum nicht vermiesen.«
»Leek, der edle Ritter! Wer weiß sonst noch über Ihre außerplanmäßigen Investmentgeschäfte Bescheid? Abgesehen von den alten Herrschaften, deren Trinkgelder Sie nehmen.«
»Niemand. Das heißt, nicht ganz. Sie wissen Bescheid, Sergeant.«
»Was ist mit Tandy Roberts?«
»Was soll mit Tandy sein?« McKay zuckte die Schultern.
»Seit wann weiß sie davon?«
Der Pfleger sagte kein Wort.
»Sie decken sie?« fragte Decker. »Oder deckt sie Sie?«
In McKays stumpfem, leidendem Blick flackerte etwas auf. Decker musterte ihn aufmerksam.
»Sie wußten, daß Tandy in Sie verliebt war. Solange Sie Interesse vorgetäuscht haben, konnten Sie sicher sein, daß sie Ihr Geheimnis
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