Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
zurückverfolgen konnte.«
    McKay verbarg sein Gesicht in den Händen.
    »Aber Sie wissen, kein Haß ist tiefer als der einer betrogenen Frau«, sagte Decker. »Ihr Problem zu begraben war ihr nicht genug. Deswegen haben Sie ihr ein letztes Angebot gemacht, das ihr bei ihrer Karriere als ›Krankenschwester‹ enorm weiterhelfen würde.«
    »Ich muß kotzen.« McKay stand auf. »Entschuldigen Sie mich.«
    Decker sah McKay nach, der zur Rückseite des Naturkostladens sprintete. Dann folgte er ihm zu der Toilette auf dem Hof. Durch die Tür hörte er die Würgegeräusche des Pflegers. Kurz darauf trat Leek wieder aus der Herrentoilette. Seine Augen waren wäßrig und zu Schlitzen verengt.
    »Sie sehen nicht gut aus.«
    »Bringen Sie mich jetzt zu meinem Wagen zurück?«
    »Setzen wir uns noch einen Augenblick.« Decker ging wieder mit ihm nach vorne. »Seit wann benutzt Tandy Ihre Zulassungsnummer?«
    McKay wirkte am Boden zerstört. »Seit ungefähr eineinhalb fahren«, sagte er leise.
    »Warum hat Tandy sich nicht einfach eine fiktive Zulassungsnummer zugelegt?«
    »Weil jede Nummer einen besonderen Code enthält. Sie wäre irgendwann aufgeflogen. Das Risiko wollte sie nicht eingehen.«
    »Überprüfen die Arbeitgeber die Zulassungsnummer nicht?«
    »Das ist Vorschrift. Aber ohne triftigen Grund macht das keiner. Solange ich den Mund halte, ist die Nummer über jeden Zweifel erhaben. Außerdem ist Tandy ausgebildete Hilfsschwester. Sonst wäre sie längst aufgeflogen.«
    »Machen Sie Witze? Leute haben sich schon erfolgreich als Ärzte, sogar als Chirurgen ausgegeben, ohne je einen Tag Medizin studiert zu haben. Ich begreife nicht, warum ein Krankenhaus die Zulassungsnummer nicht wenigstens gegenprüfen läßt.«
    »Warum sich die Mühe machen, wenn es kein Problem gibt? Soviel ich weiß, hat Tandy nie Probleme gemacht.«
    »Soweit Sie wissen«, wiederholte Decker.
    »Soweit ich weiß.« McKay seufzte.
     
    Marge saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und las die Morgenzeitung, als Decker das Haus betrat. Sie ließ das Blatt sinken.
    »Die Säuglingsschwester hat gesagt, Rina und Hannah hätten sich vor ungefähr einer Stunde schlafen gelegt«, begrüßte sie ihn. »Wie spät ist es jetzt? Drei? Du kommst spät.«
    »Zeugengespräche dauern ihre Zeit. Wo ist Nora?«
    »In der Küche. Sie macht Abendessen. Auberginenauflauf, Knoblauchbrot, Salat und Bratäpfel mit Rosinen und Sauerrahm zum Nachtisch. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.«
    »Möchtest du mit uns essen?«
    »Nein, danke. Du hast sicher gern ein bißchen Privatleben.«
    »Privatleben?« Decker lachte ungläubig. »Unter meinem Dach leben zur Zeit meine Frau, zwei Töchter, zwei Söhne, eine Säuglingsschwester, eine Schwiegermutter, ein Schwiegervater, ein Hund und ein Katzenjunges. Für mich ist Privatleben ein Fremdwort. Du bist herzlich eingeladen zu bleiben …«
    »Schon überredet.«
    »Hat Hollander dich plangemäß abgelöst?«
    »Ja.«
    »Und wo ist Miß Roberts im Augenblick?« fragte Decker.
    »Sie ist vom Silver’s geradewegs ins Tujunga Memorial gefahren. Vermutlich macht sie dort die Schicht von drei bis elf.
    Mike ist in die Rolle eines Putzmannes geschlüpft. Er läßt sie nicht aus den Augen.«
    »Gut.«
    »Und was hatte Leek McKay zu seiner Verteidigung zu sagen?«
    Decker setzte sich in einen Ledersessel. Ginger kam aus der Küche ins Wohnzimmer und ließ sich zu seinen Füßen nieder. Decker klopfte dem Setter den Hals. »Nett, daß du dich noch an mich erinnerst.«
    Der Sarkasmus war an die Hündin verschwendet.
    »Er hat quasi zugegeben, kleinere Summe von den Alten unterschlagen zu haben. Und er hat zugegeben, Tandy die Nutzung seiner Zulassungsnummer gestattet zu haben.«
    »Was ist mit dem Diebstahl von Tandys Personalakte?«
    »Er behauptet, sie nicht zu haben und nicht zu wissen, wo sie ist. Er hat sich schrecklich gewunden, aber offenbar glaubt er, daß Tandy sie selbst hat mitgehen lassen.«
    »Wie?«
    »Darüber wollte Leek nichts sagen. Seine anderen Vergehen hat er zugegeben. Was die Entführung betrifft, gibt es keinen Hinweis, daß er damit was zu tun hat.«
    »Aber wir können ihn wegen Unterschlagung festnageln?«
    »Ja. Jetzt, wo wir ihn haben, weiß ich nicht so recht, was wir mit ihm anfangen sollen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat keine Vorstrafen. Damit würde eine Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Er muß das Geld zurückzahlen, das er den Alten abgeschwatzt hat. Leider kriegen die es nicht.

Weitere Kostenlose Bücher