Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
Handbüchern. Der Sauerstoffmangel war beträchtlich, und Korie hatte in der gesamten inneren Hülle Aeroponikanlagen verspannen lassen. Es funktionierte, aber selbst jetzt waren sie noch immer gefährdet. Sie waren einfach zu viele, und es gab nicht ausreichend Raum, um Pflanzen zu ziehen.
    Als ihr Proviant zur Neige ging, begannen sie, sich vom Lunamoos zu ernähren und später von jungen Maiskolben, von Karotten und Kartoffeln. Die Goabohnen, die Korie gepflanzt hatte, waren bald Bestandteil jeder Mahlzeit. Sie pflanzten die Gewächse im gleichen Tempo nach, wie sie sie verzehrten. Sie waren nicht autark, aber sie hatten die enge Lücke ihrer Überlebenschancen weit genug gedehnt, um es bis nach Hause zu schaffen. Aber es dauerte so verdammt lange…
    Die Singularität blieb gedämpft, weshalb die Massetreiber nicht mit voller Kraft betrieben und die Brennstoffzellen nicht zu voller Kapazität aufgeladen werden konnten. Außerdem herrschte die ganze Zeit über Schwerelosigkeit, und die Sauerstoffrückgewinnung arbeitete nur eingeschränkt. Trotz Harlies gründlicher Eigenüberwachung sank seine Zuverlässigkeit weiter. Die Gründe dafür fanden weder Korie noch Leen heraus. Korie hatte den Verdacht, daß es sich um eine Nebenwirkung des moralischen Dilemmas handelte, in dem die künstliche Intelligenz steckte. Allmählich begann er sich zu fragen, ob diese Harlie-Einheit am Ende vollkommen gelöscht und neu in das Schiff integriert werden müßte.
    Am schlimmsten von allem war jedoch, daß es ihnen nicht gelang, die Hyperraumeinheit zu rekalibrieren. Sie konnten nicht wagen, in den Hyperraum zu treten, bevor die Vertrauensbasis des Systems nicht auf mindestens fünfundachtzig Prozent oder mehr angewachsen war. Und da Harlies eigene Vertrauensbasis unterhalb dieses Wertes lag, konnte er ihnen bei dieser Aufgabe nicht helfen. Sie mußten jedes einzelne Modul getrennt rekalibrieren und das System von Hand neu zusammensetzen, in der Hoffnung, daß alles funktionierte. Sie benötigten sieben Anläufe, bevor sie siebenundachtzig Prozent erreichten, aber Korie war das noch nicht genug. Sie benötigten zwei weitere Versuche, bevor er einsah, daß neunundachtzig Prozent das Beste waren, das er erwarten durfte.
    Was bedeutete, daß jeder Sprung zu einem Vielleicht wurde.
    Sie mochten imstande sein, in den Hyperraum zu wechseln. Sie mochten es schaffen, die Hyperraumblase zu steuern. Sie mochten in der Lage sein, die Blase zu stabilisieren. Sie mochten vielleicht sogar ihren Rückweg nach Stardock schaffen.
    Korie dachte lange und angestrengt darüber nach. Er redete mit Hodel und Leen, wog die Risiken ab, suchte andere Möglichkeiten; schließlich gestand er sich ein, daß ihnen keine andere Wahl blieb. Sie waren einfach viel zu weit abgedriftet, als daß ein Rückkehrversuch bei Unterlichtgeschwindigkeit hätte erfolgreich sein können. Es kam der Zeitpunkt, an dem er die Entscheidung nicht länger aufschieben konnte.
    Er erteilte den Befehl.
    Sie hatten es beinahe geschafft.
    Die Hyperraumhülle zitterte und schwankte wie eine Seifenblase im Windkanal. Sie war fast nicht zu kontrollieren. Sie richteten sie aus und schoben sie voran, und das Schiff schleuderte durch das Nichts zwischen den Sternen wie ein Eiswürfel auf einer heißen Ofenplatte; zuerst in diese Richtung, dann in jene, während sie ständig hektische Kurskorrekturen durchführten und die ganze Zeit über versuchten, die Blase ringsumher am Kollabieren zu hindern.
    Zwei Stunden, bevor sie das Zielgebiet erreichten, wurde ihr Hyperraumhorizont instabil. Der Leitende Ingenieur berechnete sechs mögliche neue Kurse in weniger als einer halben Sekunde; dann schaltete er die Blase ab.
    Den Rest der Strecke kroch die LS-1187 mit Unterlichtgeschwindigkeit dahin. Weder Korie noch Leen besaßen genügend Zuversicht, um einen zweiten Sprung zu riskieren.
    Aber sie waren zu Hause.
     
    Stardock war eine Tiefraumstation. Eine kleine Stadt, die verloren zwischen den Sternen hing. Sie bestand aus einem Meer von Gerüsten, Kuppeln, Plattformen, Antennen und Buchten, in denen Schiffe gewartet und aufgerüstet wurden. Fünfzehntausend Menschen und zweitausend Wartungsroboter arbeiteten hier. Stardock war ein sicherer, warmer Zufluchtsort in der tiefsten Nacht.
    Wenn ein Schiffskommandant die Koordinaten besaß, würde er Stardock finden. Andernfalls existierte es nicht.
    Die Schiffe, denen Stardock diente, hatten es immer als willkommenen Hafen betrachtet.
    Mit Ausnahme der

Weitere Kostenlose Bücher