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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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»Wir wollen nichts Unüberlegtes vom Zaun brechen. All ihre Kanonen sind auf uns gerichtet. Wenn ich auch nur falsch furze, könnten sie uns innerhalb eines einzigen Augenblicks zerfetzen.«
    O Gott! Ich bin so dämlich. Ich hätte wissen müssen, daß wir keine Chance gegen sie haben.
    Worauf warten sie eigentlich?
    Und dann tat er etwas, von dem er nicht geglaubt hatte, daß er es je wieder tun würde. Korie betete.
    O Herr – wer oder was auch immer du bist –, ich weiß, du mußt existieren. Du bist die Ursache all der Wunder und all der Schönheit im Universum. Bitte vergib meine Blasphemie, und erhöre mein verzweifeltes Flehen. Bitte verschone die Leben all der tapferen Männer und Frauen, die sich auf mich verlassen haben, die ihr Schicksal meiner Führung und ihre Seelen meinen Händen anvertraut haben. Sie verdienen Besseres als diesen schrecklichen und einsamen Tod hier, in der Dunkelheit der Nacht am Rand des ewigen Abgrunds. Bitte, Herr. Bitte…
    »Mister Korie?«
    »Was ist?«
    »Sie setzen sich wieder in Bewegung…«
    »Was?!«
    »Sie wenden.«
    Korie blickte hinüber zu der gewaltigen Mauer aus Stahl und Plastik und Keramik und sah, daß es stimmte. Hodel hatte recht. Das riesige, flammenblitzende Schiff hatte sich in Bewegung gesetzt und wendete.
    Der enorme Bug schwang majestätisch herum, als die Diachenfürst einen neuen Kurs einschlug.
    Das aufgemalte Drachengesicht blickte ihn jetzt an, und Korie starrte in das Maul der Bestie. Es schien aus nichts als Raketenrohren zu bestehen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie es aussehen mochte, wenn alle gleichzeitig feuerten. Wie viele waren es? Fünfzig? Fünfhundert? Das waren die Zähne des Drachen – und Korie meinte, er müßte jeden Augenblick in das gewaltige Maul stolpern.
    »Sie ziehen ab…«
    Das Drachenmaul wuchs immer noch weiter vor Korie. Dann war es über ihm, zog geräuschlos über seinem Kopf vorbei, und ehrfürchtig blickte er hinauf zu dem mächtigen, scheinbar endlosen Rumpf.
    Er drehte sich, um das davonziehende große Schiff weiter zu beobachten, und blickte noch immer hinterher, als es langsam in der Ferne schrumpfte, bis es nichts mehr zu sein schien als ein weiterer heller Lichtpunkt im All.
    Was war geschehen? Warum hatten sie nicht…?
    »Alle bleiben auf ihren Stationen«, befahl er.
    »Was ist los da draußen?« fragte Hodel.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung…«
    O mein Gott! Doch, ich weiß es!
    »Ähhh – ich glaube, sie haben unsere Torpedos entdeckt. Sie haben anscheinend erkannt, daß sie in ein mexikanisches Patt geraten sind.« Er konnte selbst kaum glauben, was er sagte, während die Worte aus seinem Mund sprudelten.
    Werden sie es schlucken? überlegte Korie. Sie müssen, sagte er sich hoffnungslos. Er spürte, daß er haarscharf vor einem Nervenzusammenbruch stand. Er fragte sich, ob er imstande sein würde, in das Schiff zurückzuklettern, bevor das Zittern begann.
    Er wandte sich um und machte sich langsam auf den Weg zur Luftschleuse. Ich habe in das Gesicht des Diachen geblickt. Ich weiß Bescheid. Der Drache würde vor keiner Herausforderung zurückweichen. Er ist auch vor dieser hier nicht zurückgewichen. Wir waren einfach keine für ihn.
    Korie wußte, was geschehen war.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt, seine Brust wie in einem Schraubstock eingeklemmt, und er dachte, er müßte jeden Augenblick ersticken.
    Li hatte dem Drachen den Finger gezeigt. Li hatte den Drachen beleidigt. Und im Gegenzug… hatte der Drache Lis Schiff beleidigt.
    Sie haben uns durchgemustert und entschieden, daß wir nicht wert waren, von ihnen getötet zu werden. Die größte Beleidigung, zu der ein Morthaner fähig ist: »Ich will nicht, daß dein Blut mein Schwert besudelt.«
    Er schwebte an der Fluktuatorsäule vorbei, und Harlies Stimme flüsterte in sein Ohr: »Mister Korie, können wir uns privat unterhalten?« Korie warf einen Blick auf seine Helmmonitore. Harlie hatte den Kanal gesichert, und niemand konnte mithören.
    »Schieß los, Harlie.«
    »Ich bin der Auffassung, daß Ihre Situationsanalyse wahrscheinlich unkorrekt ist.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Es erscheint mir offensichtlich, daß die Analogie eines mexikanischen Patts der Situation nicht angemessen ist. Wir hatten keine Chance, die Drachenfürst auch nur zu beschädigen.«
    »Einverstanden.«
    »Und warum haben Sie dann der Besatzung erzählt, daß es anders wäre?«
    »Ich dachte, man würde uns töten, Harlie. Ich war mir vollkommen

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