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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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sicher. Ich habe keinen Weg gesehen, wie wir diese Geschichte überleben konnten.«
    »Die gleichen Schlußfolgerungen habe ich ebenfalls gezogen.«
    Korie blieb vor der hinteren Luftschleuse stehen, aber er machte keine Anstalten, sie zu betreten. Er blickte über die geschwungene Hülle hinaus zu den geistlosen Sternen. »Also habe ich über Wege nachgedacht, wie wir sterben könnten. Und… und alles, woran ich denken konnte, war, daß ich nicht wie ein Feigling sterben wollte. Mir war klar, daß wir keine Chance hatten. Ich habe keine Sekunde geglaubt, daß wir sie auch nur verwunden könnten, aber ich wußte, daß wir kämpfend untergehen mußten…«
    »Ich verstehe.«
    »Und dann, im letzten Augenblick, bin ich zurückgeschreckt. Ich wollte plötzlich nicht mehr sterben. Ich wollte nicht, daß die Besatzung stirbt. Ich wollte nicht einmal, daß dem Schiff Schaden zugefügt würde. Ich betete zu Gott, uns am Leben zu lassen.«
    »Auch das erscheint mir verständlich, Mister Korie. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage, Sir.«
    »Ich habe deine Frage nicht vergessen, Harlie. Ich versuche gerade, eine Antwort zu finden. Sie haben uns ziehen lassen. Wir waren nicht wert, von ihnen getötet zu werden. Li zeigte ihnen den Finger, und sie zeigten ihn uns. Sie sagen uns damit: ›Na und?‹ Sie kamen ganz nah heran, um uns zu demonstrieren – mir zu demonstrieren -; wie riesig groß und wie unverwundbar sie und wie unbedeutend und winzig wir im Vergleich zu ihnen sind. Sie wollen, daß wir das wissen. Sie wollen, daß wir demoralisiert nach Hause gehen. Sie wollen, daß wir allen erzählen, daß die Morthaner größer und stärker und klüger sind.
    Kannst du dir vorstellen, welche Auswirkungen das auf die Besatzung gehabt hätte? Wir hätten nie wieder unsere Köpfe in der Öffentlichkeit heben können. Wir wären eine Schande, nicht nur in unseren eigenen, sondern in den Augen unserer gesamten Spezies. Und unsere Jungs sind nicht dumm. Sie würden herausgefunden haben, welcher Ruf diesem Schiff anhaften würde und welche Schande ihre Besatzung auf sich geladen hat, lange bevor die LS-1187 zu Hause andockt.
    Nach allem, was wir durchgemacht haben, verdient die Mannschaft etwas Besseres. Ich werde sie belügen, ja. Weil ich ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstachtung schützen will. Wenn wir jetzt den Mut sinken lassen, dann gibt es nichts mehr, was uns am Leben hält. Wir benötigen mindestens vier Monate bis nach Stardock. Glaubst du ernsthaft, wir könnten das mit einer Mannschaft fertigbringen, der alles egal ist? Ja, Harlie. Ich habe gelogen. Ich habe gelogen, um sie zu retten. Es ist eine schreckliche Lüge, aber ich weiß keinen Weg, wie ich die Wahrheit erzählen könnte, ohne die Schmach zu lindern. Ich mußte einfach lügen. Ich habe Kapitän Lowell versprochen, daß ich die Jungs nie anlügen würde, und ich habe mein Versprechen immer und immer wieder gebrochen. Ich verstricke mich immer tiefer, aber ich weiß keinen anderen Weg. Ich brauche deine Hilfe, Harlie. Du mußt meine Geschichten decken.«
    »Ich kann nicht lügen, Mister Korie.«
    »Du hast erzählt, du könntest es, wenn es um das Überleben dieses Schiffes geht. Nun, es geht um sein Überleben.«
    »Die Moral der Besatzung ist für das Überleben wichtig?«
    »Sie ist es immer gewesen.«
    »Ich verstehe. Sie bringen mich in ein moralisches Dilemma.«
    Korie lächelte. »Die Harlie-Serie soll angeblich sehr gut im Umgang mit moralischen Dilemmas sein.«
    »Bei ihrer Erzeugung, nicht bei ihrer Lösung.«
    »Entschuldige bitte, aber das ist meine Aufgabe.«
    »Mister Korie, ich muß Ihnen mitteilen, daß das Dilemma, das diese Situation in mir hervorrufen wird, meine Fähigkeiten als nützliches Mitglied der Besatzung vielleicht weiter einschränken kann.«
    »Ich verstehe, was du meinst. Erkennst du dennoch die Notwendigkeit?«
    »Ich teile nicht Ihre Erfahrung mit menschlichen Emotionen, Mister Korie, also kann ich auch nicht die Notwendigkeit dieser Lüge erkennen. Ich sehe einfach nicht das gleiche Problem wie Sie. Wir haben überlebt. Reicht das nicht aus?«
    »Vertrau mir, Harlie. Überleben allein ist nicht genug. Das ist nur bloße Existenz. Menschen brauchen Erfolge. Menschen müssen sich gutfühlen können.«
    »Mister Korie – würden Sie mir dann helfen? Könnten Sie Ihre Bitte zu einem direkten Befehl machen?«
    Korie überlegte. »Ja. Ich verstehe die Notwendigkeit, die dahintersteckt. Dies ist nicht länger eine Bitte.

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