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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Tatsache, daß die meisten nie zurückkehrten.
    Die LS-1187 fand ein beinahe leeres Nest vor. Fast alle Wartungsbuchten waren leer. Die meisten Lichter der Stadt brannten nicht. Es gab keinen Willkommensgruß und keine Botschaft. Nur eine stille Bestätigung ihrer Rückkehr und die Aufforderung an den kommandierenden Offizier Jonathan Thomas Korie, sich unverzüglich im Büro der Vizeadmiralin einzufinden. Korie wurde über das Marathon-Massaker und den Zustand der Flotte unterrichtet.
    Es war noch schlimmer, als er gedacht hatte.
    Und dann verkündeten sie die wirklich schlechten Nachrichten.

 
Im Büro der Vizeadmiralin
     
     
    »Der Untersuchungsausschuß des Flottenkommandos hat entschieden, daß die LS-1187 fahrlässig zugelassen hat, von der Drachenfürst aufgespürt und verfolgt zu werden. Die LS-1187 führte die Morthaner direkt zu dem wartenden Konvoi. Falls Kapitän Lowell überlebt, wird man ihn vor ein Kriegsgericht stellen. Und…«, fuhr der Vizeadmiral fort, »basierend auf den Einträgen in Ihrem Schiffslog erscheint auch Ihr eigenes Urteilsvermögen zweifelhaft.«
    »Ich habe mein Schiff zurückgebracht«, entgegnete Korie.
    »Sie haben es mit selbst verursachten Beschädigungen zurückgebracht. Mit Torpedos, die nicht abgefeuert und für Ersatzteile ausgeschlachtet worden sind, mit einem künstlichen Bewußtsein, das eine Psychose erlitten hat, weil es gegenüber der Besatzung eine fiktive Wahrheit aufrechterhalten mußte, mit…« Die Vizeadmiralin unterbrach sich. »Ich bin nicht hier, um den gesamten Katalog Ihrer Vergehen aufzuzählen. Entscheidend ist, daß Sie die meisten davon ohne Autorisierung begangen haben. Ihr Kapitän war ohne Bewußtsein, aber sie haben das Kommando ergriffen, bevor es offiziell im Logbuch vermerkt wurde. Sie haben Euthanasiegenehmigungen unterschrieben…«
    »Ma’am«, unterbrach Korie die Vizeadmiralin. »Das trifft nicht zu.«
    »So, meinen Sie?«
    »Ja, Ma’am. Sie zitieren die Schiffsvorschriften. Lassen Sie mich mit einer Vorschrift antworten. ›Die erste Pflicht eines jeden Offiziers der Flotte ist, verantwortlich zu handeln. Selbst wenn diese Verantwortlichkeit bedeutet, über die zugewiesenen Kompetenzen hinauszugehen.‹ Meine Pflicht war, das Schiff und seine Besatzung nach Hause zu bringen. Ich habe nach bestem Wissen gehandelt. Ich werde mich nicht für die Schritte entschuldigen, die ich unternommen habe, um dieses Ziel zu erreichen. Sie waren angemessen. Ich sehe nicht, wie wir es sonst hätten schaffen können. Wenn Sie mir hier und jetzt demonstrieren können, daß wir bessere Möglichkeiten hatten, Möglichkeiten, die Leben gerettet oder Schäden verringert oder uns schneller nach Hause gebracht hätten, dann würde ich es begrüßen, wenn Sie mich aufklären. Wenn Sie mir keine derartigen Möglichkeiten aufzeigen können, dann erscheint es mir unangemessen, daß Sie Entscheidungen in Frage stellen, die ich unter den gegebenen Umständen treffen mußte.«
    »Ich bewundere Ihre Einstellung«, sagte die Vizeadmiralin grimmig. »Sicherlich haben Sie überlebt, wo andere versagt hätten. Das sollte etwas zählen.«
    »Ich warte immer noch darauf, daß Sie mir Alternativen zu meinen Entscheidungen nennen«, entgegnete Korie steif.
    »Das ist nicht meine Aufgabe, Mister Korie«, antwortete sie ebenso steif. »Es mag sein, daß Sie keine anderen Möglichkeiten gehabt haben. Ich lobe Ihre Kreativität und Ihren Erfindungsreichtum. Unglücklicherweise reicht das in unserer Situation nicht aus.«
    »Andere Schiffsbesatzungen sind für weniger als Helden ausgezeichnet worden.«
    »Die LS-1187 ist kein anderes Schiff.«
    »Wir haben Erkenntnisse über die Drachenfürst, einschließlich Nahaufnahmen, die niemand außer uns zu liefern imstande war. Zählt das alles nichts?«
    »Unglücklicherweise zählt es in Ihrer Situation wirklich nur sehr wenig, so wertvoll die Informationen auch sein mögen. Wenn überhaupt, dann gereichen sie sogar eher zu Ihrem Nachteil. Die Flotte ist brutal zusammengeschossen worden, und das Schiff, das den Konvoi verraten hat, kehrt mit messerscharfen Schnappschüssen der Killer zurück. Die Frage ist bereits gestellt worden: Wenn Sie ihr so nahe gekommen sind, warum haben Sie dann keinen Torpedo in sie gesteckt?«
    »Sie wissen, daß wir das nicht konnten.«
    »Ich weiß es – aber das liegt daran, daß ich die Mechanismen Ihrer Situation verstehe. Wie viele von denen da draußen werden sie verstehen? Sie müssen etwas

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