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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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schon glauben, was Sie sagen, aber das ist mir egal. Das Verständnis kommt später.« Er griff nach einem Ordner und schlug ihn auf. »In Ordnung«, fuhr er fort und blätterte um. »Wir werden nicht ›Böser Bulle, guter Bulle‹ spielen. Kennen Sie dieses Spiel?«
    »Ja, Sir. Einige Schiffskommandanten delegieren die unangenehmen Befehle an ihre Ersten Offiziere, damit sie den Zorn der Besatzung auf sich ziehen.«
    »Richtig. Nun, ich glaube nicht an diese Methode. Wenn schon ein unpopulärer Befehl erteilt werden muß, dann sollte der Kapitän auch selbst die Verantwortung vor der Besatzung übernehmen. Außerdem…«, er unterbrach sich und klopfte mit den Knöcheln gegen die Stahlplatte in der rechten Seite seines Schädels, »… außerdem macht mich diese kleine Behinderung hier ein ganzes Stück weniger liebenswert. Wenn wir beide dieses Spiel spielen würden, müßten Sie also der liebe Bulle sein und ich der böse. Auf diese Weise kann ich kein Schiff befehligen. Ganz offensichtlich nicht.«
    »Ja, Sir.«
    »Und das ist der andere Grund, warum Sie aufhören müssen, sich um die Sympathie der Besatzung zu scheren. Verstehen Sie? Ob es Ihnen gefällt oder nicht, wir stecken bereits zur Hälfte in einem ›Böser Bulle, guter Bulle‹-Spiel, und ich will das nicht. Es schwächt meine Autorität.«
    »Ja, Sir.«
    »Also werden wir statt dessen ›Böser Bulle, böser Bulle‹ spielen. Wissen wie, wie dieses Spiel funktioniert?«
    »Nein, Sir.«
    »Es ist ganz einfach. Ich bin der gemeinste Hurensohn in der gesamten Galaxis. Sie sind der zweitgemeinste Hurensohn in der Galaxis. Die Besatzung wird mich hassen: Und sie wird Sie hassen. Dieses Schiff wird in den Ruf kommen, ein sehr unerfreulicher Arbeitsplatz zu sein. Aber wir werden Erfolge vorweisen können. Und wenn wir erst damit begonnen haben, erfolgreich zu sein, wird die Besatzung damit prahlen. Schließlich wird sie es als Privileg betrachten, die Schiffsfarben zu tragen.
    Ich weiß, was Sie denken. Sie denken an den Ruf, den das Schiff hat. Vergessen Sie’s. Vergessen Sie die Vergangenheit. Die Vergangenheit ist begraben. Und zwar, weil Sie und ich es befehlen.«
    »Ja, Sir.«
    »Sind Sie anderer Meinung?«
    »Nein, Sir. Sie sind der Kapitän.«
    »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Sie erteilen die Befehle. Wir werden tun, was immer Sie anordnen.«
    »Mister Korie…« Hardesty legte die Papiere hin. »Ich kann keinen Ersten Offizier gebrauchen, der nicht mehr ist als ein Lakai oder Jasager oder Echo. Ich brauche einen Eins-O, der in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen und sie auch angemessen zu nutzen. Das bedeutet, daß ich in der Abgeschlossenheit meiner Kabine Ihren Widerspruch erwarte, wenn Sie denken, ich treffe eine schlechte Entscheidung.«
    »Ja, Sir.«
    »Nun, ich weiß verdammt genau – ich erkenne es bereits an Ihrem Gesichtsausdruck –, daß Ihnen mißfällt, was ich Ihnen sage. Wenn Sie der Meinung sind, ich liege falsch, dann sagen Sie es. Heraus mit der Sprache!«
    »Sir, darf ich etwas bemerken?«
    Hardesty machte eine zustimmende Handbewegung.
    »Sie wollen, daß ich anderer Meinung bin als Sie? Fein, ich bin anderer Meinung. Aber Sie haben bereits mit allergrößter Bestimmtheit gesagt, wie Sie dieses Schiff zu führen gedenken. Sie haben deutlich gemacht, daß in dieser Hinsicht kein Raum für Verhandlungen besteht. In Ordnung, ich tue, was Sie befehlen. Aber jetzt mit Ihnen darüber zu streiten, erscheint mir wie reine Zeitverschwendung. Ich werde meine Meinung nur dann äußern, wenn ich überzeugt bin, daß es einen Unterschied macht. Und nach dem, was Sie eben gesagt haben, denke ich nicht, daß irgend etwas, das ich im Augenblick einzuwenden hätte, Ihre Meinung ändern könnte. Also ist es das Beste, wenn ich ›Jawohl, Sir‹ und ›Nein, Sir‹ sage und Ihre Befehle so gut ausführe, wie ich kann.«
    »Gut«, nickte Hardesty zufrieden. »Das klingt fair. Und intelligent.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Korie eingehend. »Ein Teil der Aufgabe eines Kapitäns besteht darin, seinen Eins-O zu trainieren, damit dieser eines Tages selbst Kapitän werden kann. Ich kann keinen Mann ausbilden, der keine Initiative zeigt. Seien Sie kein Mauerblümchen!«
    »Ja, Sir.« Korie saß schweigend in seinem Stuhl und wartete darauf, daß der Kapitän fortfuhr.
    Hardesty legte die Fingerspitzen zusammen und studierte Korie für einen langen Augenblick. Die Linse, die sein rechtes Auge ersetzte,

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