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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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zu, daß Ihre Wunden verheilen, wie auch immer Sie das anstellen. Aber von jetzt an, Mister Korie, machen Sie das in der Abgeschlossenheit Ihrer Kabine! Haben Sie mich verstanden?«
    Korie brachte ein Nicken zustande.
    »Gut. Und jetzt machen Sie, daß Sie hier rauskommen. Sie hinken bereits einen ganzen Tag hinter Ihrem Plan her!«

 
Ein wenig Geschichte
     
     
    Als die ersten Morthaner aus ihren künstlichen Gebärmüttern genommen wurden, nannte man sie noch nicht Morthaner. Das kam erst zu einem viel späteren Zeitpunkt. Damals betrachtete man die »verbesserten Babys« nur als eine spezialisierte Form von Menschen. Man verwandte viel Mühe darauf, diese Kinder mit einem speziellen Stolz über ihre Herkunft aufzuziehen, und man lehrte sie, daß sie keine Unterrasse, sondern eine Überrasse seien.
    Vielleicht war das der Fehler. Vielleicht war das der Grund, aus dem alles so kam.
    Generationen später war das Bioingenieurswesen zu einer allgemein verbreiteten Technik und die Entwicklung und Erschaffung neuer menschlicher Spezies zu einer Routineangelegenheit geworden. Der Stolz auf die eigenen überlegenen Fähigkeiten war immer noch Bestandteil der Erziehung, und der Ausdruck More than zu allgemeinem Vokabular geworden.
    Die Menschheit begriff schnell. Die More thans waren nützlich. Sie waren interessant. Sie waren bewundernswert. Die Menschheit war von den More thans fasziniert.
    Aber nicht alle More thans brachten den Menschen die gleichen Gefühle entgegen. Und mit der wachsenden Zahl von More thans stieg ihr Reichtum und ihr Einfluß. Und die Zahl der Separatisten, die die beschützerische Haltung der sogenannten »normalen« Menschen ablehnten.
    Es war unvermeidlich, daß eines Tage einige dieser More thans die von Menschen besiedelten Welten verließen und eigene Kolonien gründeten. Die extremsten Separatisten stießen so weit hinter die Grenzen menschlicher Besiedlung vor, wie sie konnten, und sie verkündeten, daß sie keinerlei menschliche Einmischung in ihre Entwicklung duldeten. Sie verkündeten ihren Wunsch auf derart aggressive Weise, daß man sie gewähren ließ.
    Das war der Beginn der Morthan-Solidarität.
    Die Morthaner besaßen Ressourcen und Fähigkeiten, und in ihnen schwelten Vorbehalte gegen den Rest der Menschheit. Bald entwickelten sie einen Plan. Sie entwarfen eine eigene Kultur. Ein schreckliches, angsteinflößendes Gebräu, dessen Schwerpunkt in einstudierter Aggression lag. Es gab sechzehn Kasten, die martialische Künste trainierten, zwölf Ebenen der Selbstdisziplin, eine religiöse Ordnung, die auf Kriegerbuddhismus und mittelalterlichen Samurai-Regeln basierte, sowie hochentwickelte Umgangsformen voller Höflichkeit und protokollarischer Formeln. Es gab Ehre oder Erniedrigung – ein Morthaner kannte nichts dazwischen. Die Morthaner schufen Feiertage, an denen Raserei und Horror regierten und die in Massenhysterien und Aufständen gipfelten. Ihre Kultur brachte neue Formen von Amok hervor. Berserker waren normal. Es gab ritualisierten Kannibalismus, und die Sexualität mündete in immer neue, immer grausamere Perversionen.
    Die Morthaner wußten genau, was sie taten: Sie erfanden eine eigene Vergangenheit, um eine neue Zukunft zu schaffen. Und aus dem Chaos, das sie schufen, züchteten sie eine neue Spezies von Super-Morthanern. Sie verstärkten und erweiterten und konstruierten jede neue Generation stark genug, um die vorangegangene zu vernichten. Sie kanalisierten den Horror, trainierten ihn, machten eine intensive Disziplin daraus. Ihre Raserei war wie ein nukleares Feuer – eine Kettenreaktion, die sich immer weiter steigerte.
    Es blieb nicht verborgen.
    Aber die einzige Verteidigung der Menschheit wäre gewesen, selbst zu Morthanern zu werden – und das konnte oder wollte sie nicht. Es mußte einen besseren Weg geben.
    Doch dann brach der Krieg aus. Der Seidenstraßenkonvoi wurde überfallen und vernichtet, und es war zu spät.

 
Die Innere Hülle
     
     
    Ein Raumschiff ist im Prinzip nichts weiter als eine Flasche. Ein Libertyschiff ist eine Flasche in einer Flasche. Die innere Flasche enthält die Lebenserhaltungssysteme. Die äußere Flasche schützt die innere vor dem All. Der Raum zwischen den beiden wird einfach ›Innere Hülle‹ genannt. Es ist rohes, unbearbeitetes Volumen, eine technische Wildnis aus Laufstegen, Geländern, Stützen und nackter Arbeitsbeleuchtung; es ist ein Wirrwarr von Masten, Gitterwerk, Unterteilungen, Durchgängen und Kabeln. Über

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