Die Reise der Jona
könnte. Die Leute sind noch nicht bereit, wieder hinauszufahren. Nicht, wenn es gegen die Solidarität geht. Und das ist der eigentliche Grund, warum rings um Sie herum immer wieder alles zusammenbricht.«
»Ich… ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was Sie damit sagen wollen…«
»Stellen Sie sich nicht dumm. Ich spreche von Nachlässigkeit, Fehlern, Dummheit, Dingen, die geschehen, weil die Leute so verängstigt oder aufgebracht oder wütend sind, daß sie sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können. Dingen, die geschehen, weil diese Männer und Frauen auf der Ebene von Individuen operieren. Sie haben vergessen, daß sie ein Team sind.«
Korie stimmte mit niedergeschlagenem Kopfnicken zu. Jetzt fühlte er sich erst recht krank. Sein Hals war wie zugeschnürt. Seine Augen brannten. Seine Brust fühlte sich an wie in einer Druckkammer.
»Ich hätte das alles selbst erkennen müssen«, gestand er. »Das ist alles meine Schuld. Ich meine, es ist ein größerer Fehler, als…«
»Halten Sie den Mund! Ich habe keine Lust, Ihre Amme zu spielen.« Hardesty warf Korie einen ärgerlichen Blick zu. »Das ist alles, was Sie zunächst wissen müssen. Ich verschwende meine Zeit nicht mit Verlierertypen. Meine Kritik ist ein Zugeständnis an Ihre Fähigkeiten, etwas zu ändern. Der Grund, daß die Besatzung keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit sieht, ist, daß Sie keinen Sinn mehr in Ihrer Arbeit sehen. Sie haben gesagt, Sie würden alles unternehmen, was nötig ist, um dieses Schiff wieder flottzumachen. Nun, wissen Sie, was nötig ist? Sie brauchen einen Tritt in den Hintern! Das ist nötig!«
Korie schluckte. »Ja, Sir.«
»Lassen Sie uns weitermachen.« Hardesty blätterte zur nächsten Seite. »Übungen. Eine Menge Übungsalarme. Sobald wir die ersten Systeme restauriert und in Betrieb genommen haben, möchte ich, daß Sie die Mannschaft schinden, bis sie umfällt. Immer und immer wieder. Jede einzelne Simulation aus den Handbüchern, bis ihre Ergebnisse makellos sind – und dann beginnen wir, unsere eigenen Simulationen zu erfinden. Über alles und jedes. Ich möchte, daß die Leute auch fachfremde Aufgaben lernen. Teilen Sie sie in Teams auf. Alle Mitglieder der Teams müssen jede Aufgabe erfüllen können, für die das Team verantwortlich ist. Wenn sie das können, lösen Sie die alten Teams auf und bilden neue mit neuen Aufgaben, und dann lassen Sie sie von vorn anfangen. Am liebsten wäre mir, wenn jedes einzelne Besatzungsmitglied jede Station des Schiffes besetzen könnte.«
»Sir! Das ist…«
»Ich weiß. Ich war noch nie auf einem Schiff, wo das gelungen wäre. Ich bezweifle auch, daß es hier gelingt. Aber ich sage Ihnen etwas: Die Schiffe mit den am besten ausgebildeten Besatzungen sind auch diejenigen, die der Flotte die besten Ergebnisse liefern. Das ist unser Ziel. Ich erwarte, daß Sie danach streben.«
Hardesty reichte Korie ein Blatt Papier. »Hier ist ein Ausdruck für Sie mit den Aufgaben der ersten Woche.«
Korie blickte auf die Liste. »Sir? Das ist…«
»In Ihren Worten schwingt für meinen Geschmack zuviel unmöglich.«
»Ich hatte noch nicht ausgeredet!«
»Das war auch gar nicht nötig. Ich konnte es ihrem Gesicht ablesen. Hören Sie gut zu. Der Dienstplan für die erste Woche ist einfach. Von heute an, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Arbeit beendet ist, werde ich die Anforderungen an Sie und jeden anderen an Bord beständig erhöhen. Jedesmal, wenn Sie sich einer Herausforderung gewachsen zeigen, werde ich Ihre Ziele höherschrauben. Sie stecken in einer Tretmühle. Dies wird die schrecklichste Erfahrung werden, die jeder an Bord dieses Schiffes je gemacht hat, Sie eingeschlossen. Wenn Sie erst durch die Hölle gegangen sind, die ich Ihnen bereiten werde, dann kommen Ihnen die Morthaner wie einfache Gegner vor.«
»Ja, Sir.«
»Und damit sind wir schon beim letzten Punkt. Es wird der Tag kommen, an dem die Besatzung vor Ihnen und mir mehr Furcht hat als vor der Solidarität. An diesem Tag, und keine Sekunde vorher, werden sie nicht nur bereit sein, wieder gegen diese mörderischen Bastarde loszuschlagen, nein, sie werden begierig danach lechzen!«
»Jawohl, Sir.«
»Fragen? Kommentare? Rückmeldungen?«
Korie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke nicht.«
»Gut. Haben Sie bemerkt, daß ich kein Wort über ihren inneren…« Hardesty winkte ungezwungen mit der Hand zum Zeichen, daß Korie entlassen war, »… Aufruhr verloren habe? Sie sind ein Mann. Sehen Sie
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