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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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»Brücke?«
    »Sie sind deutlich auf den Schirmen. Vertrauensbereich neunundneunzig Prozent. Keine Probleme. Machen Sie weiter so.«
    Der Kielschacht lag im Dunkeln. Selbst die Wartungslichter waren hier unten abgeschaltet. Die einzige Beleuchtung stammte aus ihren Helmscheinwerfern. Lichtfinger, die die Finsternis durchzuckten.
    »Wenn Sie schon unbedingt ein schlechtes Gefühl haben müssen«, sagte Korie zu Brik, »… dann wäre jetzt ein geeigneter Zeitpunkt dafür.«
    »Morthaner haben kein ›schlechtes Gefühl‹, wie Sie das nennen«, rumpelte Brik. »Wir verursachen es!«
    »Ach ja, stimmt.« Korie schob sich weiter vor und fluchte leise in sich hinein. Nie wieder! versprach er sich. Man erzählt Morthanern keine Witze.
    Sie befanden sich nur noch wenige Schritte vom Betriebsabteil entfernt, als Kories Radio piepste. Es war Harlie, der ihm leise ins Ohr flüsterte. »Mister Korie, das Logbuch der Burke ist leer.«
    Korie legte eine Hand auf die Leiter neben sich. Sie führte hinauf zum Rechenzentrum. »Was? Sag das noch mal!«
    »Es gibt nichts zu übertragen. Es ist alles gelöscht.«
    »Das macht doch keinen Sinn, Harlie. Was ist mit dem Schiffsgehirn?«
    Harlie klang beinahe unsicher – oder vielleicht war es auch nur Kories Einbildung. »Es… es ist nicht im Netzwerk.«
    Korie wurde bewußt, daß er Brik anstarrte. Er riß sich gewaltsam von dem Anblick los und schielte die Leiter hinauf. Von hier aus konnte er nichts außer der dunklen Decke erkennen.
    »Warte, Harlie. Wir werden es überprüfen.«
    Er nickte Brik zu. Der Morthaner machte säuerlich einen Schritt zurück, um Korie bei seinem Aufstieg zu decken.
    Das Rechenzentrum war dunkel. Es dauerte einen Augenblick, bis Kories Verstand erfaßte, was er sah. Er ließ seinen Scheinwerfer über die Wände der winzigen Kammer schweifen, vor und zurück, und ein eisiger Schauer kroch über seinen Rücken.
    Etwas Entsetzliches war hier geschehen.
    Die Zerstörung war vollkommen. Das Schiffsgehirn der Burke war nicht einfach ausgebaut worden – man hatte es förmlich auseinandergerissen. In den Wänden klafften große Löcher. Abgerissene Leitungen hingen schlaff herab. Zerbrochene Module, zerfetzte Knoten, gerissene Platinen und zerschmetterte Paneele bedeckten den Boden. Kories Stiefel knirschten über Scherben und Glassplitter und Plastik und Metall. Das Rechenzentrum war knöcheltief mit Techno-Schrott bedeckt. Es war der erste Tote, den sie an Bord der Burke entdeckt hatten.
    Korie wußte nicht, was er sagen sollte.
    Es war eine Sache, ein Gehirn abzuschalten.
    Es war eine andere, ein Gehirn vollkommen auseinanderzunehmen.
    Das Gehirn der Burke war nicht einfach außer Betrieb. Es war tot.
    Korie fragte sich, wie Harlie die Nachricht aufnehmen würde. Wahrscheinlich nicht so gut.
    Schiffsgehirne betrachteten sich als einen Stamm oder sogar eine große Familie.
    Schließlich meldete er: »Der Schiffsrechner ist… auseinandergerissen worden. Er sieht nicht danach aus, als könnte man ihn wieder reparieren. Es… es tut mir leid, Harlie.«
    Harlie gab keine Antwort. Es gab auch nichts, das er hätte erwidern können. Korie überlegte, ob Harlie seine Gefühle – hatte er wirklich Gefühle? – in einer Datei oder sonstwo ablegte, um sie später abzuspielen und sich damit zu beschäftigen; wahrscheinlich erst, wenn er in Gesellschaft eines anderen Schiffsrechners war.
    Grimmig kletterte Korie wieder hinunter in den Kiel, wo Brik noch immer auf ihn wartete. Korie schüttelte den Kopf und nickte nach vorn in Richtung der Brücke. Brik folgte ihm wortlos. Bach und Zeta hielten weiterhin ihren Sicherheitsabstand ein.
    Korie erreichte den kleinen Betriebsraum unter der Brücke – die Konsolen waren alle dunkel – und stieg hinauf zur Kommandozentrale der Burke. Sie war so leer und verlassen wie der Rest des Schiffes auch. Zwei der Stationen waren in Bereitschaft, aber inaktiv. Hinter Korie kletterte Brik auf das Deck.
    Auf der Brücke hinter ihnen erklang ein Geräusch. Sie drehten sich beide gleichzeitig um und blickten nach oben, die Waffen im Anschlag.
    Es saß im Sitz des Kapitäns.

 
Das Diplomatische Korps der Morthaner
     
     
    Es grinste und zeigte seine Zähne.
    Es war größer als Brik und dunkler.
    Es flegelte sich im Kommandositz und strahlte leuchtende Wildheit aus. Sein Gesichtsausdruck war die spöttische Arroganz amüsierter Überlegenheit.
    Es trug einen Kampfanzug und Kriegsbemalung und war mit einen ungeheuren Menge Juwelen und

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