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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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bestimmten, hochgeheimen Operationen durchaus nicht ungewöhnlich, aber an Bord eines Schiffes wie diesem würde die bloße Existenz versiegelter Aufzeichnungen Anlaß für Spekulationen und Verdächtigungen seitens der Besatzung bieten, selbst wenn es keinen Grund dafür gäbe. Unser Kampflog ist natürlich versiegelt worden; das geschah routinemäßig. Ich möchte vorschlagen, daß jeder kommandierende Offizier sehr sorgfältig überlegt, bevor er seiner Besatzung den Zugang zu den Aufzeichnungen des eigenen Schiffs verwehrt. Oder mit anderen Worten: ›O welch verschlung’nes Netz wir weben, wenn zu täuschen wir beginnen!‹«
    »Das kommt mir bekannt vor«, sagte Leen. »Das ist aus Shakespeare. ›Mittsommernachtstraum‹. Puck sagt diese Worte.«
    »Entschuldigung, Mister Leen«, entgegnete Harlie. »Die Zeile ist ein Zitat von Sir Walter Scott. ›Marmion‹. Strophe 17. Ich glaube, Sie hatten an Pucks Worte aus dem dritten Akt, Szene II, Zeile einhundertfünfzehn gedacht: ›O Herr, wie dumm diese Sterblichen doch sind!‹ Die gleichen Worte können auch in den Episteln des Lucius Annaeus Seneca gefunden werden. Er lebte von acht vor Christus bis anno Domini fünfundsechzig. Das Seneca-Zitat beginnt natürlich nicht mit einem Hinweis auf Gott.«
    »Was man im Raum nicht alles lernt«, warf Korie trocken ein.
    Leen brummte: »Nicht viel von taktischem Wert in Shakespeare. Oder Scott. Oder wem auch immer.«
    Korie gestattete sich ein Lächeln. »Nun, die Datenbank scheint jedenfalls unbeschädigt zu sein. Das ist zumindest eine nützliche Erkenntnis.« Er entspannte sich und fuhr fort: »Harlie, ich glaube, du hast gewonnen. Ich bestätige hiermit deine Funktionsfähigkeit. Von diesem Augenblick an stehst du wieder im Dienst.«
    »Vielen Dank, Mister Korie. Vielen Dank, Mister Leen.«

 
Die Gravitationslinse
     
     
    »Wissen Sie«, sagte Hodel, »irgendwann werden wir von den Auswirkungen der verlängerten Schwerelosigkeit krank.«
    »In Frachtraum Zwei stehen eine Tretmühle und eine Zentrifuge«, erwiderte Korie, ohne vom Holotisch aufzublicken. »Machen Sie davon Gebrauch.« Er tippte auf einen Kontrollschirm vor sich. »Harlie, zeig mir deine Ergebnisse bis in eine Entfernung von einhundertfünfzig Lichtstunden.«
    Das Hologramm kräuselte sich, veränderte sich, dehnte sich aus.
    »Wir haben definitiv ein Objekt elf Lichtstunden hinter uns. Es könnte sich um Trümmerstücke handeln«, sagte Harlie. »Es könnte aber auch ein Wrack sein. Sobald wir die Abtasterlinse geöffnet haben, kann ich Ihnen Genaueres sagen.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein, Mister Korie.«
    Hodel und Li schwebten herbei.
    »Mister Leen, wir warten auf Sie«, sagte Korie.
    Die Stimme des Leitenden Ingenieurs ertönte: »Einen Augenblick. Ich bin noch beschäftigt.«
    »Danke.«
    Hodel drehte sich mit seinem Sitz, um den Projektor ansehen zu können. Li trieb von seiner eigenen Station herbei und suchte sich vor dem Hologramm einen Halt. Zwei weitere Besatzungsmitglieder postierten sich in der Nähe für den Fall, daß sie gebraucht wurden.
     
    Wenn man ein Gravitationsfeld von innen nach außen stülpt, erhält man einen Gravitationskäfig. Wenn man ein winziges Schwarzes Loch benutzt, um einen Gravitationskäfig zu erzeugen, erhält man einen Hyperraumknoten. Wenn der Ereignishorizont des Hyperraumknotens kongruent zu dem Ereignishorizont der Singularität ist, erhält man eine Hyperraum-Abtasterlinse.
    Die Abtasterlinse selbst ist so winzig, daß sie fast unsichtbar bleibt.
    Aber sie ist ausreichend empfindlich, um auf die Verzerrungen anderer Hyperraumblasen in ihrer Umgebung zu reagieren. Je größer diese Blasen sind, oder je schneller sie sich bewegen, desto leichter sind sie zu entdecken.
    Auf der anderen Seite sind größere Hyperraumblasen natürlich auch eher imstande, ihrerseits die Störungen zu empfangen, die eine auch noch so winzige Linse verursacht.
    Es besteht eine höchst konkrete Gefahr, daß ein Schiff durch das Öffnen seiner Hyperraumlinse seine Position an ein Schiff mit einem viel größeren Auge verrät, wie zum Beispiel die Drachenfürst. Eine größere Abtasterlinse kann immer weiter sehen als eine kleinere.
    Die Drachenfürst besaß die größte Linse von allen.
    Ein Hyperraumknoten kann auch noch für andere Aufgaben herangezogen werden.
    Wenn man das Feld moduliert, dient es als Überlicht-Kommunikationseinrichtung.
    Dehnt man es aus, so daß es ein Sternenschiff umhüllt, dann erhält man einen

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