Die Reise nach Gadaron (German Edition)
Seine Macht bestand darin, alles und jeden zu vereinen. Und so vereinte er alle erschaffenen Wunder der Götter zu einem gemeinsamen Werk. Dadurch entstand unsere Welt. Als die anderen Götter sahen, was Ranu vollbracht hatte, erkannten sie, dass er das Großartigste erschaffen hatte und so wurde er zum Ersten der Götter ernannt.“
Ein Papierflieger sauste von einem Ende des Klassenzimmers zum anderen und war ein ziemlich guter Eindruck, von der Aufmerksamkeit der Schüler. Doch Idana ließ sich davon nicht beirren und fuhr munter fort, indem sie auf ein weiteres Bild deutete, auf dem die Götter die junge Welt mit allen möglichen Tieren, Pflanzen und Menschen bevölkerten.
„Unter der Führung von Ranu , vereinten die Götter weiter ihre Macht und begannen die Erde mit einer Vielfalt von Leben und Naturwundern zu besiedeln, so wie wir sie heute kennen. Alle Götter arbeiteten zusammen, um den Kosmos zu erweitern. Doch einer von ihnen tat das nicht…“
Nun war sich Idana , zum ersten Mal, der Aufmerksamkeit der ganzen Klasse gewiss. Denn jeder wusste, was nun kam.
„…Zork , König der Schatten!“
Der Name ließ die Schüler zusammen zucken.
„Niemand wagte den Namen laut auszusprechen. Er war, wie sein Name verriet, der Gebieter über alle Schatten. Da jeder und alles einen Schatten besaß, konnte Zork auch überall erscheinen und Unheil über den bringen, der ihn verärgerte. Er war das unheimliche Stöhnen in dunklen Gemäuern. Die raunende Stimme, die einem des Nachts versuchte einzuflüstern, dass man erst sein Haus und dann sich selbst anzünden solle. Das Unbekannte, das jenseits des Lichts existierte. Alles, vor dem sich die Menschen fürchteten. Doch das war nicht der einzige Grund, weshalb man seinem Namen mit so viel Schrecken begegnete. Zork war eifersüchtig auf Ranus schnellen Aufstieg bei den Göttern. Vor ihm hatte Zork als der Größte unter ihnen gegolten. Er war fest entschlossen, diesen Rang zurück zu erobern und beschloss Ranu zu beseitigen. Zork lockte Ranu in ein dunkles Tal, das von so hohen Bergen umgeben war, dass selbst bei Tag kein Sonnenlicht auf den Boden traf. Dort schlug er Ranu mit der Keule eines Giganten nieder. Als er vor ihm lag, zerstückelte er ihn in dreihundertfünfundachtzig Teile. Die verstreute er über die ganze Welt, aufdass sie niemals wieder zusammengefügt werden sollten.
Als die anderen Götter sahen, was Zork getan hatte, stellten sie ihn zur Rede. Doch der verhöhnte sie nur und sagte, er habe nun bewiesen, dass er der mächtigere sein. Als solchem würde es ihm zustehen, über das Schicksal eines Schwächeren zu bestimmen. Entsetzt über Zorks Haltung, beschlossen die Götter, ihn aus ihren Reihen zu verbannen. So stießen sie ihn aus dem Himmel. Als Zork auf der Erde aufschlug, entstand ein gewaltiges Loch, welches von dieser Welt in die Unterwelt führte. Auch diese Dunkelheit wurde von Geschöpfen bevölkert, die einstmals von den Göttern erschaffen worden waren. Jene Kreaturen wurden dann, als zerstörerische Wesen, später von ihnen verstoßen. Beherrscht wurde diese Gesellschaft von Rahnhamun, dem Herrn der Unterwelt…“
Dieser Name führte nicht annähernd zu dem Entsetzen der Klasse, wie der von Zork. Der Grund dafür war, dass Rahnhamun zwar als böse galt, aber auch für Ordnung sorgte. Denn ihm wurde von den Göttern die Aufgabe übertragen, die Geschöpfe der Unterwelt daran zu hindern, z u entkommen und über die Welt herzufallen. Das hätte ihn eigentlich zu einer ehrenwerten Figur machen können. Wenn es nicht gelegentlich dazu gekommen wäre, dass er Menschen um ihre Seele betrogen hätte. Seine Höllenhunde holten dann den Betrogenen in die Unterwelt.
„Rahnhamun war also jemand, den eigentlich keiner wollte, den man aber brauchte. Doch dazu später mehr. Nachdem Zork nun in die Unterwelt verbannt war, begannen die übrigen Götter die Welt zu führen. So vergingen Jahrhunderte. Aus den Siedlungen der Menschen wurden größere Städte und bald wurden die ersten Nationen, Königreiche und Republiken gegründet. Oft gab es Zwietracht zwischen den Völkern. Doch mit Hilfe der Götter, gab es nur wenige Kriege. So wurden die Staaten immer größer, stärker und reicher. Doch dieser Wohlstand sollte nicht ewig dauern, denn in den Tiefen der Unterwelt lauerte immer noch Zork. Im Exil plante er seine Rache. Es ist heute nicht mehr genau nachvollziehbar, aber in der Unterwelt traf Zork auf die dunkelsten seiner Schatten. Auch sie
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