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Die Reise Nach Petuschki

Titel: Die Reise Nach Petuschki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenedikt Jerofejew
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natürlich verlegen. Ich werde immer verlegen in Gegenwart von Damen. Ich sage:
    »Nun ja, was heißt keinen einzigen? Manchmal — immerhin ...«
    »Was?« die Damen wundern sich noch mehr. »Jerofejew und ... Nicht auszudenken!... ›Manchmal immerhin!«
    Das macht mich vollends kopfscheu, und ich antworte:
    »Na ja . .. was ist denn schon dabei ... Einen Furz lassen, das ist doch ... Furzen ist doch nichts Phänomenales ... Das ist doch mehr noumenal...«
    »Stellen Sie sich das vor!« geraten die Damen außer sich. Und dann posaunen sie es überall herum: »Er macht alles so, daß man es hören kann, und sagt, daß er es nicht schlecht macht! Daß er es gut macht!«
    Da seht ihr es. So geht es das ganze Leben. Das ganze Leben schwebt dieses Unheil über mir. Ein Unheil, das nicht darin besteht, daß man mich mißversteht, nein, nicht darin, daß man mich mißversteht, das ginge ja noch!, sondern immer ganz exakt verkehrt herum, nämlich völlig schweinisch, das heißt antinomisch.
    Ich könnte zu diesem Thema viel erzählen, aber wenn ich alles erzählen wollte, würde sich das bis Petuschki hinziehen. Besser, ich erzähle nicht alles, sondern nur einen einzigen Fall, weil der noch am frischesten ist: er handelt davon, wie man mich vor einer Woche vom Brigadiersposten entfernt hat wegen »Einführung eines anstößigen Systems persönlicher Diagramme«. Unsere gesamte Moskauer Verwaltung ist fassungslos vor Entsetzen über diese Diagramme. Was daran so entsetzlich sein soll, ist mir allerdings unbegreiflich.
    Doch wo sind wir eigentlich gerade ...?
    Kuskowo! Wir preschen durch Kuskowo ohne Aufenthalt. Darauf sollte ich noch einen trinken, aber ich erzähle euch lieber erst

Kuskowo — Nowogirejewo
    und gehe dann einen trinken.
    Also. Vor einer Woche haben sie mich vom Brigadiersposten gefeuert, den sie mir vor fünf Wochen zugewiesen hatten. In vier Wochen, das wißt ihr selbst, lassen sich keine einschneidenden Neuerungen durchführen, und ich habe auch keinerlei einschneidende Neuerungen durchgeführt. Wenn einer trotzdem meinte, ich hätte welche durchgeführt, steht doch fest, daß man mich nicht wegen der einschneidenden Neuerungen an die Luft gesetzt hat. Die Sache fing ganz einfach an. Vor meiner Zeit sah unser Produktionsprozeß folgendermaßen aus: morgens setzten wir uns hin und spielten Sika, um Geld (könnt ihr Sika spielen?). So. Dann standen wir auf, rollten das Kabel von der Trommel und verlegten es unter der Erde. Danach ging es weiter wie bekannt: wir setzten uns wieder hin, und jeder schlug die Freizeit auf seine eigene Art und Weise tot, denn immerhin hat jeder seine eigenen Wünsche und sein individuelles Temperament: der eine trank Wermut, ein anderer, etwas Einfacherer, Eau de Cologne »Frische«, und einer mit höheren Ansprüchen saß auf dem internationalen Flughafen Scheremetjewo und trank Cognac. Dann legten wir uns schlafen.
    Und am nächsten Morgen ging es so: zuerst setzten wir uns hin und tranken Wermut. Dann standen wir auf, zogen das gestrige Kabel aus der Erde heraus, weil es inzwischen natürlich völlig durchnäßt war, und warfen es weg. Und dann - na ja - dann setzten wir uns wieder hin und spielten Sika, um Geld. Schließlich legten wir uns schlafen, ohne die Partie zu Ende gespielt zu haben. Zeitig morgens weckten wir einander: Lecha! Steh auf, Sika spielen! Stassik, steh auf, wir müssen die Partie zu Ende spielen. Wir standen auf und spielten die angefangene Sika zu Ende. Und dann, ganz gleich, wie zeitig es noch sein mochte, ohne von der »Frische« oder vom Wermut zu trinken, packten wir die Trommel mit dem Kabel und rollten es ab, damit es bis zum nächsten Tag feucht und unbrauchbar würde. Erst danach begann für jeden seine Freizeit, weil ja jeder seine eigenen Vorstellungen hat. Und dann fing alles wieder von vorne an.
    Als ich Brigadier wurde, brachte ich diesen Prozeß auf den denkbar einfachsten Nenner. Jetzt gingen wir so vor: einen Tag spielten wir Sika, den anderen wurde Wermut getrunken. Am dritten Tag war wieder Sika an der Reihe und am vierten wieder Wermut. Der mit Intellekt kam jetzt fast überhaupt nicht mehr vom Flughafen Scheremetjewo zurück, er trank nur noch Cognac. Die Trommel rührten wir natürlich mit keinem Finger mehr an, und selbst wenn ich vorgeschlagen hätte, sie anzurühren, wären alle in schallendes Gelächter ausgebrochen und hätten mich mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen. Na, und dann hätte sich alles aufgelöst: die einen

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