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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihre Hand zum Nacken. Doch die Neugier siegte, und sie wechselte zum zweiten Fenster, dessen Vorhang zugezogen war. Vorsichtig schuf sie mit den Fingern einen Spalt zwischen Mauerwerk und herabhängendem Stoff, durch den sie hinunter auf die Straße direkt vor der Herberge spähte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Auch hier war alles in Fluß. Alles - bis auf einen einzelnen Mann, der an der gegenüberliegenden Wand einer Baracke lehnte.
    Gerade sein betont unauffälliges Benehmen machte ihn auffällig.
    Er trug Kleidung wie ein ganz normaler Hafenarbeiter, im Gegensatz dazu verriet seine Haltung jedoch, daß er sich darin unwohl fühlte. Es schien nicht normal für ihn zu sein, in Lumpen herumzulaufen. Sein Unbehagen war fast greifbar, obwohl Elisabeth vergeblich von ihrer erhöhten Warte aus versuchte, einen Blick auf das Gesicht des Mannes zu erhaschen. Nur das Kinn war zu erkennen. Der Rest wurde vom Schirm einer speckigen Mütze verhüllt. Es war markant, aber auch unnatürlich hell, fahlweiß für diese Breiten.
    Ihr Blick suchte die Hände. Auch deren Haut war bleich.
    Zunächst hatte sie in Erwägung gezogen, Salvat könnte sich mit ihrer Absage doch noch nicht abgefunden haben und ihr einen der Illuminaten hinterhergeschickt haben. Aber ein Mann mit solch teigigem Teint wäre Elisabeth im Monte Cargano schon früher aufgefallen .
    Sie schluckte. Handelte es sich etwa um einen - Vampir? War sie in die Aufmerksamkeit derjenigen gerückt, die sich von Menschenblut ernährten, ohne selbst noch Mensch zu sein?
    Elisabeth hatte nie verstanden, warum Salvat und seine Illumina-ten ihre Kräfte nicht auch in die Waagschale warfen, um gegen diese ihrer Ansicht nach doch sehr unterschätzte Gefahr vorzugehen. Das Urböse und seine Verkörperungen strebte danach, Macht und Einfluß zu gewinnen - aber die Vampire besaßen sie bereits. Sie lenkten das Geschick der Welt aus dem Verborgenen heraus und waren dem Satan, was die skrupellose Durchsetzung ihrer Ziele anging, überaus ähnlich.
    Für Elisabeth war es ein Alptraum, sich vorzustellen, diese beiden Machtblöcke könnten sich eines gar nicht fernen Tages miteinander verbünden .
    In diesem Augenblick klopfte es gegen die Tür des Herbergszimmers. Elisabeth zögerte kurz, dann verließ sie ihren Platz am Vorhang und eilte, um zu öffnen.
    Ein junger, etwas verlegen wirkender Bursche stand draußen. Er schien nicht zu wissen, wohin er seine Augen richten sollte, die immer wieder zu Elisabeths gertenschlanker Figur zurückfanden, aber das Gesicht mieden.
    »Mein Herr schickt mich mit einer Einladung«, sagte er. Seine Stimme klang belegt.
    Es entsetzte Elisabeth, als sie sich dabei ertappte, sich auszumalen, wie es wäre, ein paar - wirklich nur ein paar - Fältchen in die glatte Haut des Botenjungen zu graben.
    »Wer ist dein Herr?« Sie wußte die Antwort, bevor der Bursche den Mund aufmachte.
    »Der reiche Kaufmann Pescara!«
    Reich an Geld und Gold vielleicht, dachte sie. Aber ärmer, was sein wirkliches Vermögen angeht, mein Junge. Jugend und Zeit. Nichts zählt mehr auf dieser Welt, und in nichts werden mehr Anstrengungen investiert, als in die Versuche, verflossene Jugend wiederzuerringen oder sie auf Dauer zu erhalten .
    Von sich selbst abgesehen kannte Elisabeth jedoch keinen Menschen, dem dies bei aller Mühe auch tatsächlich gelungen wäre.
    »Wann und wo wünscht er mich zu sehen?«
    »Bei sich zu Hause. Heute, nach Einbruch der Dunkelheit. Ich bin gehalten, Euch, falls Ihr es wünscht und noch Besorgungen zu erledigen habt, diese abzunehmen und Euch den Weg zu zeigen .«
    »Nein, danke«, wehrte Elisabeth ab. »Ich erledige, was zu tun ist, lieber selbst. Komm einfach beizeiten wieder, um mich abzuholen.«
    Der Botenjunge nickte fast erleichtert und machte auf dem Absatz kehrt.
    Elisabeth schloß die Tür. Es war ihr nicht ganz klar, warum sie die Einladung angenommen hatte, obwohl sie genau wußte, was Pesca-ra sich davon erhoffte.
    Etwas, das er niemals bekommen würde.
    Fast mechanisch ging Elisabeth zu dem Bett, das sie Minuten vor -her noch so geekelt hatte, daß sie sich nicht hätte vorstellen können, sich darauf zu legen. Jetzt tat sie es, rollte sich zusammen wie ein Kind im Mutterleib und preßte die Fäuste gegen den Mund.
    Mit geschlossenen Augen versuchte sie zu ergründen, was mit ihr geschah. Tobias' Tod hatte etwas in ihr niedergerissen, was sie sich über lange Zeit mühsam aufgebaut hatte.
    Dämme waren gebrochen.
    Werte, die ihr im

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