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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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daß er aus Bagdad herausgeschmuggelt worden war.
    Geschmuggelt .
    Er war kein Diebesgut - und schon gar kein ideales Entführungsopfer, mit dem man wohlhabende Familien um ein Vermögen erpressen konnte.
    In seiner Familie war jedes Mitglied ein erbarmungsloser, der Blutsucht verfallener Henker. Niemand bei Verstand würde es wagen, diese Sippschaft herauszufordern!
    Trotzdem ist es geschehen, dachte Tyk matt und immer noch auf der Suche nach einer Erklärung, wie er in Gefangenschaft hatte geraten können - wie es Menschen gelingen konnte, ihn derart zu überrumpeln, daß er auch jetzt noch keine Möglichkeit gefunden hatte, sie dafür büßen zu lassen.
    Schwach . Er fühlte sich elend schwach, und der wachsende Durst verwirrte allmählich seinen Verstand.
    Intensiver Blutgeruch hatte Tyk in ein schiefes, kleines Haus gelockt, als er in Bagdad unterwegs gewesen war. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor eine so starke Witterung aufgefangen zu haben.
    Sie war ihm zum Verhängnis geworden.
    Er war durch ein Fenster ins Innere des Hauses geflogen und hatte sich dort in seine wahre Gestalt zurückverwandelt. Mit den Augen des Wesens, das einst aus dem Lilienkelch getrunken hatte, hatte er die massakrierten Bewohner des Hauses gefunden: eine siebenköpfige Familie, deren aufgeschlitzte Leichen noch in der Nachtkühle dampften, so kurze Zeit war seit dem Mord erst verstrichen. Nebeneinander aufgereiht lagen sie auf dem Fußboden, und ehe Tyk begriffen hatte, daß dieses Arrangement für ihn inszeniert worden war, hatte eine Titanenfaust sein Bewußtsein ausgelöscht.
    Jemand mußte sich von hinten an ihn herangeschlichen und ihn bewußtlos geschlagen haben, und das war es, was sich der Vampir noch immer nicht erklären und verzeihen konnte!
    Was war mit seinen Instinkten, seinen Nehmerqualitäten und sonstigen Fähigkeiten, die ihn jedem Menschen haushoch überlegen machten? Wie hatte es jemandem gelingen können, ihn so spielerisch - und demütigend - leicht zu besiegen? Und warum versagen meine Kräfte auch jetzt noch? Warum liege ich ruhig in einer Kiste, anstatt grausame Rache zu nehmen?
    Draußen waren die Stimmen zahlreicher geworden. Sofort versuchte Tyk, Einfluß auf diejenigen zu nehmen, die er jenseits der Wände seines engen Kerkers hörte und deren Sprache er im Gegensatz zum Idiom seiner Entführer verstand.
    Seine Entführer (es waren mehrere, daran gab es keinen Zweifel) hatten sich als immun gegen jedweden Beeinflussungsversuch erwiesen. Aber auch von den Menschen, die in Alltagsgespräche vertieft waren, erhielt Tyk keine Resonanz.
    Waren seine Kräfte sämtlich versiegt?
    Auch die Versuche, in die Metamorphose zu wechseln, scheiterten, seit er erwacht war.
    Anfängliche Verzweiflung war längst einer gewissen Agonie gewichen. Tyk flüchtete sich in die Hoffnung, es seinen Peinigern heimzuzahlen, sobald das unbekannte Ziel erreicht war und die Kiste geöffnet wurde. Hoffnung .
    Ob er wirklich selbst noch daran glaubte, hinterfragte er lieber nicht .
    *
    Die Mittagshitze lag wie ein flimmerndes Polster über der Stadt. Aus allen Richtungen drangen das Geklapper von tönernem Geschirr und Essensgerüche in Mos Iranshars Karawanserei-Verwaltung. Beides erinnerte seine Magensäfte daran, daß sie seit dem Vorabend nichts Festes mehr bekommen hatten, um es zu verdauen. Iranshars Frühstück hatte lediglich aus einem Becher frisch aufgebrühtem Tee bestanden - danach hatte ihn der Trubel nicht mehr zu Atem kommen lassen.
    Erst gegen Mittag waren alle Geschäfte schlagartig zum Erliegen gekommen. Eine geradezu gespenstische Ruhe war eingekehrt, und Mos Iranshar, der am Ausgang gestanden und beobachtet hatte, wandte sich kopfschüttelnd ab und zog sich hinter die Wand zurück, die den privaten und den geschäftlichen Bereich voneinander trennte. Normalerweise ergab sich zur Hauptgeschäftszeit kaum einmal die Gelegenheit zur Besinnung. Doch heute konnte er sich ganz gemächlich auf den bereitstehenden Hocker setzen und das Kraut in der Wasserpfeife schmauchen, von dem der Arzt ihm schon vor Jahren abgeraten hatte.
    Iranshar grinste bitter. Die Warnung war hinfällig geworden. Inzwischen gehörte zu den wenigen Dingen, die Iranshar sicher wußte, daß er niemals an den Folgen seiner Tabaksucht sterben würde. Auf seinem Hinterkopf hatte sich ein hühnereigroßer Höcker gebildet, der nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wuchs. In wenigen Wochen, spätestens in ein paar Monaten würde diese

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