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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihr geschürt hatten. Sie war nicht wehrlos. Und sie hatte ohnehin nicht vor, die Männer von Mos Iranshar davonkommen zu lassen - was machte es da für einen Unterschied, wenn sie tatsächlich versuchen würden, sie zu betrügen?
    »Sei vorsichtig«, flüsterte ihr Karim, der von den finstersten ihrer Gedanken und Pläne nichts ahnte, ins Ohr, als ihre Finger zärtlich über sein kastriertes Geschlecht strichen und das vernarbte Gewebe fanden, wo seine Hoden entfernt worden waren. »Es ist eine Wunde, die nie heilt. Aber wenn du dies berücksichtigst, kann auch ich höchste Wonnen genießen .«
    Sie hielt kurz inne. Plötzlich war sie sicher: Uruk war ihre Wunde, die nie heilte, die immer noch schmerzte, nach all den Jahren. Aber wenn sie vorsichtig war, sehr, sehr vorsichtig, dann wartete dort, noch begraben unter Wüstensand, vielleicht das Instrument, um ihr Trauma zu besiegen. Das Instrument, um Vergeltung zu üben. Rache zu nehmen an einer Frau der Zukunft, einer Frau, von der sie sich auf beispiellose Weise verraten fühlte.
    Verzeih Uruk?
    Es gab kein Verzeihen. Nicht nach dem, was Elisabeth MacKinsey und Elisabeth Stifter durch Lilith Edens Schuld erlitten hatten!
    *
    »Hier!« Elisabeth rammte energisch einen zugespitzten Stock in den Boden. »Genau hier müßt ihr graben! Fangt unverzüglich damit an!«
    Es war wie bei ihrem ersten Besuch: Bis die Stelle vor ihr lag, hatte auch sie daran gezweifelt, sie wiederzufinden. Den Ort, an dem sie in ferner Zukunft hinter Lilith Eden zweiundzwanzig steinerne Stufen hinabgestiegen war, um im Zeitkorridor den Tod zu finden. Li-lith hatte ihr das Genick gebrochen.
    Ich hatte meine Schuldigkeit getan, dachte Elisabeth. Aber nur mein Körper starb; meine Seele irrte ziellos durch den magischen Korridor, war darin gefangen, bis sich jene Tür ins Jahr 1618 öffnete, die Tür nach Prag, wo wenig später der Dreißigjährige Krieg ausbrach, geschürt vom Leibhaftigen ...
    (... der mir ein Kind gemacht hat...)
    Selbst heute noch fühlte Elisabeth sich beschmutzt.
    »Der Boden sieht überall gleich aus. Es gibt kein Merkmal, das besonders ins Auge fiele ... Bist du sicher, daß es hier ist?« Karim stellte die Frage erst, als er Elisabeth zur Seite gezogen hatte und Mos Iranshars Leute damit begonnen hatten, wortlos zu graben. Sie besaßen alles Werkzeug, das nötig war. Und die Art und Weise, wie sie der Wüste zu Leibe rückten, verriet, daß sie es nicht zum ersten Mal taten, wenngleich sie den Begriff Archäologie noch nie gehört haben konnten. Bekannt war ihnen dafür ganz offenkundig, daß die endlose Wüste Schätze verbarg, die wohlhabenden Verstorbenen mit auf ihre Reise ins Jenseits gegeben worden waren.
    »Hier habe ich schon einmal gestanden«, versetzte Elisabeth Karim in Erstaunen.
    »Schon einmal? Wann?«
    »Du würdest es nicht glauben - und selbst wenn, es würde dich erschrecken.«
    »Erschrecken?« Er schüttelte den Kopf. Natürlich konnte sich nicht vorstellen, daß die Frau, die ihm eine Nacht zuvor soviel Zärtlichkeit und Lust geschenkt hatte, ein Monster war - nicht dem Körper, aber dem Geiste nach uralt.
    »Laß es gut sein«, wiegelte sie ab.
    »Du hast davon angefangen, nicht ich.« Karim faßte sie scharf ins Auge. »Was ist los? Was liegt hier unter dem Sand? Wenn du sagst, du versuchst schon zum zweiten Mal, es freizulegen .«
    »Damals war ich nicht allein.«
    »Das war vernünftig.«
    »Vielleicht war ich vernünftiger, als du glaubst.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich war mit dem Mann hier, den ich liebte - und nur seinetwegen schreckte ich davor zurück, den letzten Schritt zu tun. Dasselbe darfst du nicht von mir erhoffen.«
    Es war ihr ein inniges Bedürfnis, darüber zu reden - wenn auch nur in Rätseln. Sie konnte Karim nicht offen mit der Wahrheit konfrontieren. Wohin hätte das führen sollen, selbst wenn er ihr geglaubt hätte?
    »Was wäre der letzte Schritt gewesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was empfindest du für mich?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Sehr viel .«
    »Liebe?«
    »Und wenn?«
    »Liebe wäre fatal. Weil sich unsere Wege hier trennen werden -für immer.«
    Abseits der Grabungsstelle hatten Mos Iranshars Leute die Zelte aufgeschlagen. Nach Elisabeth' überaus dramatischen Worten schwieg ihr Begleiter, als hätte er einen Schlag auf den Kopf einstecken müssen, ehe er sich wieder fing und auf eine der Stoffbehau-sungen deutete. »Laß uns in Ruhe über alles reden. Verrate mir das Geheimnis, das du

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