Die Reise zu den Elfeninseln
suche verzweifelt nach Makri. Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass ich einen hilfreichen Zauberspruch auf Lager hätte, wenn ich ein ordentlicher Magier wäre. Aber ich kann eben keinen Spruch für so eine Situation aus dem Ärmel zaubern. Nur meine grimmige Entschlossenheit, Makri nicht ertrinken zu lassen, kann mir hier helfen.
Meine Lungen bersten fast. Ich kann nicht mehr länger unter Wasser bleiben und steige auf. Da sehe ich Makri vor mir treiben. Mit zwei, drei kräftigen Stößen bin ich bei ihr, packe ihren Arm und tauche mit ihr auf. Wir schießen keuchend und prustend an die Oberfläche und husten Wasser aus. Aber wir leben noch. Makri allerdings so gerade eben.
»Thraxas!«, keucht sie.
Ich schwimme zum Boot und ziehe sie hinter mir her. Vases rudert uns schon entgegen und hilft uns an Bord. Ich glaube, in der Ferne Jubelrufe vom Elfenschiff und so etwas wie ärgerliches Geheul von der Pier zu hören.
Makri erbricht sich über den Bootsrand und sieht plötzlich etwas lebendiger aus.
»Du bist noch mal davongekommen«, sage ich. »Aber es wäre besser gewesen, wenn du dich auch im Wasser ein bisschen bewegt hättest. Man kommt nicht weit, wenn man einfach nur wie ein Stein untergeht.«
»Ich kann nicht schwimmen«, erklärt Makri.
»Was?«
»Ich kann nicht schwimmen. Glaubst du, ich wäre so lange auf der Pier geblieben, wenn ich schwimmen könnte?«
»Irgendwie habe ich das angenommen. Du kämpfst doch so gerne. Ich dachte mir, dass du dich gut amüsiert hast.«
Vases hat uns mittlerweile längsseits gerudert, und man hilft uns an Bord des Seglers.
Die Elfen gratulieren mir überschwänglich zu meiner großartigen Rettungsaktion, und auch Makri bekommt einige bewundernde Komplimente für den Kampfgeist zu hören, den sie auf der Pier gezeigt hat. Aber die Lobeshymnen verstummen allmählich, als die Elfen merken, dass Makri keineswegs die Standard-Menschenfrau ist, für die sie sie zunächst gehalten haben.
»Orgk-Blut!«, flüstert ein junges Mannschaftsmitglied ziemlich vernehmlich.
Vizekonsul Zitzerius schreitet in seiner besten goldgesäumten Toga auf uns zu.
»Detektiv Thraxas!«, stößt er rau hervor. »Was macht Ihr hier?«
»Er ist mein Gast«, antwortet Vases-al-Gipt statt meiner, was den Vizekonsul ziemlich verblüfft, ihn aber nicht davon abhält, sich auf Makri zu stürzen.
»Ihr könnt nicht auf diesem Schiff bleiben!«
»Ich kann auch nicht zurückschwimmen!«, erklärt Makri. Sie hat Recht. Die Kaimauer ist zwar schon weiter weg, aber man sieht, dass es darauf vor Bewaffneten nur so wimmelt.
»Lord Khurd«, sagt Zitzerius, als der Elfenkapitän auf uns zukommt. »Ihr müsst das Schiff wenden.«
In diesem Moment verstärkt sich der Wind, der uns aus dem Hafen bläst, die Segel blähen sich und das Schiff nimmt Fahrt auf.
Lord Khurd runzelt die Stirn. »Das ist unmöglich. Wir dürfen den Gezeitenwechsel nicht verpassen. Wenn wir das tun, verlieren wir einen ganzen Reisetag und geraten vermutlich in den ersten Wintersturm.«
Er starrt Makri an. Ganz offensichtlich befindet er sich in einem Dilemma. Er will nicht umkehren, aber zwischen uns und Avula befindet sich kein Fußbreit bewohntes Land. Wenn er Makri an Bord lässt, geht er in die Geschichte ein als der erste Elfenlord, der mit einem Orgk als Souvenir nach Hause kommt. Die Aussicht scheint ihn wenig zu begeistern.
Ich selbst bin auch alles andere als erfreut. Zwar wollte ich nicht, dass Makri ertrinkt, aber das heißt keineswegs, dass ich mir meinen Besuch auf Avula verderben lassen möchte. Und kein Elf wird mit einem Mann reden wollen, der seine Orgk-Mischblutfreundin zu dem Besuch mitbringt. Der Vizekonsul will Makri in einem Ruderboot zurückschicken, aber das Ufer ist kaum noch zu sehen. Der Plan ist nicht durchführbar.
»Wir entscheiden später, was wir mit Euch machen«, teilt Lord Khurd Makri mit. »So lange bleibt Ihr unter Deck.«
»Fantastisch«, erwidert Makri strahlend. »Ich wollte immer schon zu den Elfeninseln. Wie lange dauert die Fahrt?«
Lord Khurd würdigt sie keiner Antwort, aber als er auf die Brücke zurückkehrt, wirkt er alles andere als zufrieden darüber, wie sich die Dinge entwickeln. Barsch befiehlt er seiner Mannschaft, wieder auf ihre Plätze zu gehen.
Ich sehe Makri finster an. »Hört dieser Wahnsinn denn gar nicht mehr auf? Erst ruinierst du mein Kartenspiel, und jetzt schmuggelst du dich einfach auf mein Schiff.«
»Ja, und danke auch, dass du mir das Leben
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