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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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funktioniert sie auch annähernd in der Praxis, aber meistens spielen zu viele Faktoren eine Rolle, als dass diese Ergebnisse verlässlich wären. Manchmal geht es auch gar nicht. Deshalb habe ich überhaupt noch Arbeit. Man braucht immer einen Mann, der sich auf den Straßen die Füße bei der Suche nach einer Antwort platt läuft. Oder sich in diesem Fall an den Bäumen entlanghangelt. Die Avulaner leben zum größten Teil oberhalb des Erdbodens, in Dörfern, die in den Baumwipfeln schweben und durch Hängebrücken untereinander verbunden sind. Ich weiß noch, wie ich das letzte Mal die Elfeninseln besucht habe. Ich bin recht flott über diese Brücken spaziert und habe den Boden weit unter mir bewundert. Allerdings war ich damals noch erheblich jünger. Und viel dünner.
    Nachdem Vases gegangen ist, kommt das dünne Elfenmädchen herein und richtet mir aus, dass Lord Khurd mich in seiner Kajüte zu sehen wünscht. Ich mache mich auf den Weg und schütze mein Gesicht vor dem peitschenden Regen, der auf das Deck herunterprasselt. Trotz des schlechten Wetters haben wir guten Wind und kommen zügig voran. Das Schiff rollt sacht unter meinen Füßen, und die Bewegung löst viele Erinnerungen aus. Meine letzte Seereise ist schon lange her, aber ich habe meinen Seemannsgang nicht verlernt.
    Lord Khurds Kabine ist zwar geräumig, aber alles andere als protzig. Kaum etwas lässt darauf schließen, dass Lord Khurd der Herrscher seines Stammes ist, obwohl ich einen neidischen Blick auf die schönen Möbel werfe. In meiner Kabine befinden sich nur zwei Kojen. Die geben einen sehr schlechten Sessel ab, vor allem, wenn das Schiff in ein Wellental eintaucht.
    Lord Khurd trägt kaum Rangabzeichen, was bei den Elfen üblich ist. Ein Elfenlord würde alles, außer dem schmalen Silberreif im Haar, als Protzerei und Geschmacklosigkeit ablehnen. Sein Mantel ist zwar etwas prachtvoller als die Umhänge der anderen Elfen, hat aber denselben Grünton und weist keinerlei Schmuck auf.
    »Ich habe gehört, dass Ihr meine Mannschaft befragt.«
    Ich nicke. Das kann ich nicht abstreiten, obwohl ich eigentlich nur versucht habe, ein paar Hintergrundinformationen über den Fall zu sammeln.
    »Ich möchte, dass Ihr damit aufhört«, erklärt Lord Khurd.
    »Aufhören? Warum denn?«
    »Als Herr dieses Schiffes und Lord meiner Insel muss ich Euch keinen Grund nennen. Ich möchte einfach nur, dass Ihr damit aufhört. Meine Mannschaft soll nicht von ihren Pflichten abgelenkt werden.«
    Ich zucke gleichmütig mit den Schultern. Zwar hätte ich keinerlei Bedenken, Lord Khurd und jeden anderen Elfenlord auf die Palme zu treiben, wenn ich eine Untersuchung durchführe, aber es ist wohl nicht nötig, ihn jetzt schon gegen mich aufzubringen. Wenn ich in Avula nicht gut vorankomme, werde ich ihn schon noch genügend aufregen.
    Ich nehme allerdings die Gelegenheit wahr, Khurd mitzuteilen, dass ich auf Bitten von Vases-al-Gipt hier und davon ausgegangen bin, dass Vases die Erlaubnis seines Lords gehabt hat. Khurd räumt dies auch ein, macht aber ebenfalls klar, dass er persönlich diese Idee nicht besonders gut fand.
    »Vases-al-Gipt ist sehr wichtig für mich. Ich konnte ihm schlecht meine Hilfe in der Angelegenheit seiner Tochter abschlagen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass sie das Verbrechen begangen hat, dessen sie angeklagt ist, so traurig das auch sein mag. Ihr habt meine Erlaubnis, auf Avula alle Fragen zu stellen, die Ihr stellen wollt, natürlich innerhalb angemessener Grenzen. Hier auf meinem Schiff erwarte ich jedoch von Euch, dass Ihr Euch anständig benehmt und meine Mannschaft nicht in Verwirrung stürzt.«
    Ich nicke. Mir fällt auf, dass Lord Khurd ein Machplat-Spiel auf dem kleinen Tisch neben der Couch aufgebaut hat. Ich werfe einen kurzen Blick darauf.
    »Die Harfinisten-Stellung«, bemerke ich, als ich die Anordnung der Spielsteine erkenne.
    Lord Khurd hebt eine Braue. »Ihr spielt?«
    »Oft. Allerdings habe ich die Harfinisten-Stellung nie sonderlich geschätzt. Ich finde sie zu anfällig für einen Angriff der Elefanten und des Seuchenspenders.«
    »Ich arbeite an einer neuen Variante. Sie sieht einige neue Züge für den Helden und den Zauberer vor. Vielleicht bietet sich ja im weiteren Verlauf der Reise noch eine Gelegenheit zu einer Partie?«
    Als ich die Kajüte verlasse, fällt seine Verabschiedung weit freundlicher aus als seine Begrüßung. Besessene Machplat-Spieler fühlen sich immer irgendwie mit ihresgleichen verbunden.

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