Die Reise zu den Elfeninseln
gerettet hast«, erwidert Makri. »Ich vergebe dir die Beleidigungen, die du mir an den Kopf geworfen hast. Kannst du mir was Trockenes zum Anziehen leihen?«
Makri zupft an dem Männerwams, das sie trägt. Wie der Rest ihrer Kleidungsstücke ist auch das so knapp geschnitten, dass es nur das Allernötigste bedeckt. Ich scheuche sie vorsorglich unter Deck, bevor sie noch eine weitere Verrücktheit begeht, sich vor der Mannschaft auszieht, zum Beispiel. Mir ist nämlich aufgefallen, dass der junge Seemann, der als Erster ihr Orgk-Blut gewittert hat, nicht auf seinen Posten zurückgekehrt ist, sondern Makri fasziniert anstarrt. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, doch dann bemerke ich, dass es gar kein Seemann, sondern eine Seefrau ist, ein junges Elfenmädchen, das aus irgendeinem Grund diese Reise mitmacht. Allerdings ist sie spindeldürr und mager und strotzt nicht vor Gesundheit wie die durchschnittliche Elfenfrau.
Makri und ich gehen in meine Kabine. Nicht nur, dass meine Unterkunft winzig ist, ich muss sie jetzt auch noch mit Makri teilen. Darüber lasse ich mich ausgiebig aus.
»Hättest du mich nicht in Ruhe davonsegeln lassen können? Hast du diesen Kampf nur inszeniert, damit du mit auf das Fest kannst?«
»Ganz bestimmt nicht«, erwidert Makri. »Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich, wieso du mich nicht eingeladen hast.«
Makris gute Laune ist verdächtig. Für eine Frau, die einige üble Stichwunden davongetragen hat und beinah ertrunken wäre, ist sie überraschend fröhlich. Ich frage sie, worum es bei dem Kampf ging.
»Ich habe nur versucht, dein Geld zurückzuholen.«
»Was?«
»Das Geld, das Donax aus dem Topf genommen hat. Du hast doch gesagt, es wäre nicht fair. Was man einmal gesetzt hat, kann man nicht mehr zurücknehmen, ganz gleich, welcher Wahnsinn einen dazu zwingt, die Kaschemme so schnell wie möglich zu verlassen. Also bin ich zu ihm gegangen, um es dir wiederzuholen.«
»Wirklich? Und was hat diesen Anfall von Gemeinsinn ausgelöst?«
Laut Makri war es Vases-al-Gipt. Nachdem sie eine Weile über das wunderschöne Werk geplaudert hatten, in dem Königin Leeuven besungen wird, haben sie über die Gründe geredet, aus denen Makri mich mit der Axt vierteilen wollte.
»Natürlich hat er sehr gut verstanden, warum ich so wütend auf dich war. Immerhin hast du mich auf die übelste Art beschimpft. Niemand hat mir jemals erklärt, dass das Thema Menstruation in Turai tabu ist. Aber nachdem Vases-al-Gipt und ich eine Weile miteinander geredet haben, habe ich begriffen, dass du wahrscheinlich zu aufgeregt warst, um klar denken zu können. Das wäre jedem Spieler so gegangen, und du hast ja auch noch ein Suchtproblem damit. Außerdem bist du ein schwerer Trinker, was dein Urteilsvermögen sowieso einschränkt. Wahrscheinlich standest du zu der Zeit zusätzlich noch unter dem Einfluss von Thazis. Mir ist übrigens schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass es dir nicht gut bekommt, wenn du zu viel rauchst. Wenn man also deine Spielsucht, deine Trunksucht und deine allgemeine Drogenabhängigkeit bedenkt und du sozusagen außer dir warst, wäre es wohl nicht gerecht von mir, länger wütend auf dich zu sein. Auch wenn dein Verhalten selbst nach deinen eigenen Maßstäben übel war. Und im Geiste der Freundschaft dachte ich, ich sollte dir das Geld zurückholen.«
Ich korrigiere Makri etwas frostig, dass ich keineswegs berauscht und ganz sicher nicht außer mir war. »Ich habe die vernünftige Reaktion eines Mannes gezeigt, der von dem lächerlichen Verhalten einer Frau zu weit getrieben wurde, die keine Ahnung hat, wie sie sich in der Öffentlichkeit zu benehmen hat. Was ist passiert, als du zu Donax gegangen bist? Vermutlich war er nicht sehr geneigt, dir das Geld zurückzugeben?«
Makri schüttelt den Kopf. »Leider nein. Er wollte mich erst gar nicht empfangen, und ich musste mich bis zu ihm durchkämpfen. Ich habe mir seine Geldbörse geschnappt, aber da sind nur knapp hundert Gurans drin. Und danach hat sich ein Kampf zwischen seinen Männern und mir entwickelt. Ich wusste allerdings nicht, dass es so viele sind.«
Makri grinst fröhlich, reicht mir die Börse und drückt sich an mir vorbei zum Bullauge.
»Die Elfeninseln. Avula, der Geburtsort der Königin Leeuven. Und das Fest! Ich kann es kaum erwarten. Dabei fällt mir ein, warum segeln wir eigentlich dorthin?«
»Du hast gar keinen Grund dafür. Ich segle hin, um die Tochter meines Freundes Vases aus dem
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