Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
gewisser Weise stimmt das auch«, räumt Cermith ein. »Obwohl die Kommunikation nicht der gleicht, die ein Elf mit einem anderen hat. Es ist mehr eine Art Gespür für das Leben um den Baum herum, denke ich.«
    »Und wenn nun etwas Zweifelhaftes auf Avula vorginge? Könnte der Baum den Priestern das auch mitteilen?«
    Jetzt muss Cermith lächeln. »Das glaube ich nicht. So eine Art von Kommunikation ist das nicht.« Er wird wieder ernst. »Aber eine Beziehung gibt es da schon. Vielleicht erfährt der Priester Dinge, die jenseits des Horizonts anderer Elfen liegen.«
    »Was durchaus ein Motiv für den Versuch liefern könnte, ihn zu zerstören. Dadurch würde er sich sozusagen eines Zeugen entledigen.«
    Makri ist skeptisch. »Du kannst aber von einem Hesuni-Baum keine Zeugenaussage bekommen, Thraxas. Du greifst nach Strohhalmen.«
    »Sicher, ich greife nach Strohhalmen. Und letzten Sommer habe ich in Turai mit Delfinen geplaudert. Warum sollte ich dann nicht auch einen sprechenden Baum für möglich halten? Und was ist mit diesem anderen Zweig der Familie? Die Rivalen, die den Rang der Baumpriesterschaft für sich selbst fordern?«
    Diese Frage behagt Cermith gar nicht. »Es gibt tatsächlich einen solchen Anspruch. Hith-al-Nold hat ihn gestellt. Der Disput über diese Erbfolge erstreckt sich schon über Jahrhunderte. Ich halte ihre Forderung zwar für schwach, aber es wird nicht viel darüber geredet. Außer im Ältestenrat.«
    »Warum nicht?«
    »Jeder Streit über die Baumpriesterschaft ist verpönt. Nur die Ältesten dürfen darüber diskutieren, und die Familien der Priester. Sie müssen die Dinge klären, und kein anderer Elf würde sich da einmischen oder auch nur öffentlich darüber reden.«
    Ich gewinne allmählich den Eindruck, dass ein bisschen viel Dinge auf Avula verpönt sind. Das kann ganz schön schwierig werden, wenn man die strenge Ermahnung des Vizekonsuls berücksichtigt, dass ich auf keinen Fall irgendwelche Elfentabus verletzen soll. Also lasse ich das Thema unter den Holztisch fallen.
    Makri hat es eilig, endlich aufzubrechen.
    »Ich habe den Baumpalast noch nicht gesehen. Sieh mal, ich hab mir meine Fußnägel neu lackiert.«
    »Lady Yestar wird begeistert sein. Hast du übrigens vor, in diesem Aufzug dorthin zu gehen?«
    »Was gibt es an meinem Wams auszusetzen?«
    »Dasselbe wie an allen anderen deiner Kleidungsstücke. Sie sind einfach einige Nummern zu klein für dich. Ist dir nicht aufgefallen, dass Elfenfrauen ihre Beine bedecken? Kannst du dir nicht ein paar schickliche Elfenkleider ausleihen?«
    »Wohl kaum«, erwidert Makri hitzig. »Wie der Philosoph Sermonatius ganz richtig sagt: ›Versuch nie, dich als jemand anders auszugeben.‹«
    »Ich traue Sermonatius nicht.«
    »Warum nicht? Du hast ihn doch noch nie reden hören.«
    »Er unterrichtet kostenlos, hab ich Recht? Wenn er gut wäre, würde er sich bezahlen lassen.«
    Makri schüttelt den Kopf. »Thraxas, du verleihst dem Begriff Ignoranz ganz neue Dimensionen. Außerdem wäre Lady Yestar sicher enttäuscht, wenn ich wie eine Elfe aussehen würde. Isuas hat ihr sicher erzählt, was ich für eine Barbarin bin.«
    Anscheinend will Makri dem mit den beiden Schwertern Nachdruck verleihen, die sie sich auf den Rücken geschnallt hat. Ich schärfe ihr ein, auf keinen Fall diese orgkischen Waffen zu zücken. Das dunkle Metall ist unverwechselbar, und wenn wir hier mit einer Waffe der Orgks herumfuchteln, werden wir vermutlich auf der Stelle von der Insel verbannt.
    Cermith bringt uns zur Tür. »Hast du bemerkt, dass er während des ganzen Frühstücks gegähnt hat?«, frage ich Makri, nachdem wir gegangen sind.
    »Vermutlich haben ihn deine Kriegserlebnisse gelangweilt.«
    »Cermith war nicht von meinen Geschichten gelangweilt, sondern fühlt sich geehrt, dass er einen solch ausgezeichneten Krieger unter seinem Dach beherbergen darf. Wenn wir damals in Turai nicht ausgehalten hätten, dann wären die Orgks niemals aufgehalten worden. Sie wären mit ihren Kriegsschiffen und ihren Drachen längst über die Inseln hergefallen. Und die wären sicher untergegangen. Wenn man es recht bedenkt, dann schulden mir die Elfen sogar Dank, weil ich sie beschützt habe.«
    »Ich dachte, dass die Elfen euch gerettet hätten?«
    »Sie haben dabei geholfen. Vermutlich hätten wir es auch ohne sie geschafft. Aber was ich eigentlich sagen wollte, bevor du mich unterbrochen hast, war, dass Cermith deshalb gähnt, weil er schlecht geschlafen hat.

Weitere Kostenlose Bücher