Die Reise zu den Elfeninseln
drittältester Bruder hat in dem darauffolgenden Jahr den Lorbeerkranz …«
»Schon gut, wir haben’s kapiert«, unterbricht Makri sie grob. »Und jetzt willst du auch mitmachen, aber das geht nicht, weil du zu schwächlich bist und nicht einmal den Hauch einer Chance hättest, die erste Runde zu überstehen, selbst wenn dein Vater dich melden würde, was er zweifellos nicht tut, eben weil du so schwächlich und ungeschickt bist.«
Isuas starrt verlegen zu Boden. Makri hat eine offenbar vollständige Zusammenfassung des Sachverhaltes in nur einem Satz geliefert.
»Sie erlauben mir nie irgendwas«, murrt Isuas.
»Wer könnte ihnen das verdenken?«, ätzt Makri.
»Bitte«, jammert Isuas. »Ich will an dem Turnier teilnehmen.«
Makri findet offenbar eine andere interessante Stelle in ihrer Schriftrolle. Ich runzle die Stirn. Es wäre mir lieber, wenn Makri ihre Abneigung gegen das Kind nicht so deutlich zeigen würde.
»Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du dich anmelden willst?«
»Mein Vater will nichts davon wissen.«
»Vielleicht können wir ja mit deiner Mutter sprechen«, schlage ich vor. »Wenn Lady Yestar keine Einwände hat, dann kann Makri sicher mit deinem Unterricht fortfahren.«
Isuas’ Miene hellt sich auf. Sie ist natürlich viel zu jung und unschuldig, um zu durchschauen, wie raffiniert ich eben unseren ungehinderten Zugang zum Palast gesichert habe, damit ich dort ermitteln kann. Bedauerlicherweise ist Makri weder jung noch unschuldig. Sie raunzt mich an.
»Vergiss es, Thraxas. Ich lasse mir nicht von dir das Kind an den Hals hängen, nur damit du herumspazieren und Fragen stellen kannst.«
»Makri wird entzückt sein, dir zu helfen, Isuas«, erkläre ich. »Wäre morgen Nachmittag ein geeigneter Zeitpunkt, um eine Audienz bei Lady Yestar zu erbitten?«
Die junge Elfe nickt und bringt sogar ein Lächeln zustande. »Ich lasse Euch auch eine Mahlzeit servieren.«
»Ausgezeichnet, Isuas. Glaubst du, sie könnten auch ein bisschen Bier auftreiben?«
»Bier? Ich glaube nicht, dass es im Baumpalast Bier gibt. Aber vielleicht können wir welches holen lassen. Ich weiß, dass Mutter Euch sehr gern empfangen wird.«
Das bezweifle ich allerdings sehr.
»Ich habe jeden Tag das geübt, was Ihr mir gezeigt habt«, sagt Isuas zu Makri, bevor sie geht.
Makri legt ihre Rolle weg und sieht mich gereizt an.
»Sehr clever, Thraxas, sehr schlau. Jetzt kannst du als Gast der Königlichen Familie im Palast herummarschieren und nach Herzenslust allen Leuten auf den Nerven herumtrampeln. Vorausgesetzt, du verlegst dich nicht zuerst darauf, sämtliche Biervorräte der Insel auszutrinken. Aber da spiele ich nicht mit. Ich weigere mich, dieses Kind noch länger zu unterrichten. Es ist eine hoffnungslose Schülerin. Außerdem mag ich Isuas nicht. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, ihr auf dem Schiff den Schädel einzuschlagen. Ich habe nur mitgemacht, weil ich mich gelangweilt habe. Hier auf Avula gibt es genug andere Dinge, die ich gern tun möchte, als für das unerwünschte Nesthäkchen der Königlichen Familie den Babysitter zu spielen.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum du sie so wenig magst, Makri. So schlimm ist sie doch gar nicht.«
»Ich ertrage es nicht, dass sie immer gleich losheult. Als ich in ihrem Alter war, wurde ein Tränenausbruch mit dem Tod bestraft. Und außerdem fällt sie alle naselang hin. Es macht mich verrückt. Dann ist sie auch noch so dürr. Ich kriege eine Gänsehaut, wenn sie immer freundlicher wird, je rüder ich sie behandele. Das ist nicht natürlich. Was sie braucht, ist eine ordentliche Tracht Prügel.«
»Bist du sicher, dass sie dich nicht daran erinnert, wie du selbst in ihrem Alter gewesen bist?«
»Was soll das denn heißen?«, fährt Makri hoch. »So war ich nie!«
»Das sagst du. Aber deine Voreingenommenheit ihr gegenüber erzeugt in mir den starken Eindruck, dass du als Kind auch einmal extrem verängstigt und schwach gewesen bist. Und dass du einfach nicht daran erinnert werden willst.«
»Unsinn!«, sagt Makri barsch. »Hör auf, den Analytiker zu spielen, Thraxas. Darin bist du wirklich abgründig schlecht.«
Ich zucke mit den Schultern. »Außerdem, wenn du ihr beibringst, wie man kämpft, kannst du ihr doch auch eine ordentliche Tracht Prügel verabreichen, oder nicht? Das würde sie sicherlich abhärten.«
»Ich habe einen Ruf zu verlieren«, widerspricht Makri. »Glaubst du, ich will sie als meine Schülerin in das Turnier schicken
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