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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Überreste unbedingt von Setebos fernhalten. Was meinen Sie, was passiert, wenn das Gedächtnis von Viertausendelf weitergegeben wird, per Aufpfropfung?«
    Tiburti riß die Augen auf. »Grauenhaft.« Er schlug die Hände wieder vors Gesicht. »Unvorstellbar. Grauenhaft.«
    Carteret nickte. »Eben. Alle Kaliban werden Setebos verlassen und nach Burgund kommen. Sie werden vielleicht nicht die hiesige Ernte ruinieren, aber Gevrey-Chambertin wird einen sehr eigenartigen Geschmack annehmen. Und all dies hier ist nur Surrogat – perfekt, aber Surrogat. Es mag den Kaliban die höchste vorstellbare Lust schenken, aber ihre Sporen dürften kaum reifen. Exodus. Und keine Nachkommen. Nur noch eine unendliche, unbeschreibliche und unglaubliche Orgie.«
    Tiburti nickte langsam. »Was macht das denn jetzt?«
    »Was wohl?« Carteret hob die Schultern. »Es buddelt sich ein.«
    »Wie sag ich das bloß der Lordkanzlerin?« murmelte Tiburti.
    Carteret trat nach Salibi, der sich immer noch kreischend auf dem Boden wälzte. »Steh auf, Mann. Reiß dich zusammen. Was findest du denn so witzig?«
    3317 war bereits halb im Boden verschwunden. Die Diplomatenbrosche lag drei Meter von ihm entfernt. Vom nächsten Gehöft näherte sich ein Weinbauer.
     

Mundwerk
     
    aus: P. F. Rimposh, »Zwischen Gruft und Gaumen – Die Großen Gourmets tagen«, in GASTROLAB IV/407
     
     
    »Wenn Sie diese Ausgabe in Händen halten, liebe Freun de der gepflegten Atzung, werden die Zwölf Grandgourmets sich an Bord ihres Freßkahns Lukul versammelt haben und über ein Problem beraten, welches alle Medien des Commonwealth der Menschheit bannt, alle Klatschkolumnisten fiebern und alle Esser erwartungsvoll schmatzen läßt. Anfang April, wie jedes Jahr, kommen SIE über dem Südpol unserer Zentralwelt Gaia zu Beratung und Vorbereitung zusammen; irgendwann danach wird die Lukul ihren Park-Orbit verlassen und eine vielleicht bis dahin namenlose, hinfort berühmte Welt ansteuern. Tausende Journalisten, Myriaden Touristen und zahl- sowie furchtlose Feinschmecker werden mit privaten oder öffentlichen Schiffen ebenfalls dorthin eilen, um den betreffenden Planeten zu besichtigen, seine Spezialitäten zu kosten, die Zusammensetzung des großen Jahresdiners zu erraten und die Wirtschaft einer Randwelt zu fördern … Im Oktober werden SIE, die Grandgourmets, zehn Tage lang alle Verpflichtungen und IHRE Vermögen vernachlässigen, um vier Vertreter der ausgewählten Welt sowie zwölf erlesene Ehrengäste aus dem Commonwealth zu IHREM Jahresdiner zu laden … Kern ist das Hauptmenu mit zwölf Gängen; den Regeln des Clubs entsprechend hat jedes Gericht Gifte zu enthalten, die bei falscher Anwendung von Messer und Gabel, bei falscher Kochzeit oder bei falscher Kombination mit Beilagen bzw. Getränken vielfältig tödlich sein müssen – von Gaumenfreuden zu Grabesfrieden … Es ist dies der ultimate Nervenkitzel jener Zwölf, die jährlich eine Million Drachmen – 1000000 dr ! – als Clubbeitrag zahlen und dies mühelos können. Hiervon wird die Lukul instandgehalten, hiervon werden zwischen Dezember und April Gäste im Orbit über Gaia bewirtet, hiervon richten SIE das morbide, großartige, faszinierende, epische Jahresdiner aus … Keiner von IHNEN ist älter als 49 Jahre; es heißt, an Bord gebe es bei den mehrtägigen Jahresdiners vieler lei Zerstreuungen, die … Kondition verlangen. (Erinnern wir uns: sie sind sechs Frauen und sechs Männer, ebenso die zwölf Gäste – strikte Parität der Geschlechter, strikte Beachtung der Altersgrenze von 49 Jahren.) Für die vier Vertreter des jeweiligen Gastgeberplaneten ist die Teilnahme eine ephemere Ehre; für ihre Welt vielleicht der Beginn einer großen Entwicklung; für die zwölf Ehrengäste ist es der ultimate Ruhm, die letztmögliche Prominenz, allenfalls vergleichbar mit den nahezu mythischen Nobelpreisen der alten Erde. Unsummen sollen geboten worden sein für eine Einladung, aber IHR Reichtum ist über alle Bestechung erhaben. Und daß seit Gründung des Clubs der Zwölf Grandgourmets vor 33 Jahren fünf von IHNEN und vierzehn Ehrengäste an Gift starben – daß die Behörden bei Todesfällen während der Jahresdi ners jede Ermittlung verweigern – daß Lebensversicherungen für die Zeit der Teilnahme suspendiert sind – daß absolu te Diskretion über die sonstigen Vorgänge gewahrt wird, verleiht jenen Hauch des Mystischen, der vielleicht alles erst wirklich ausmacht …«
     
    Am 4. 4. 407

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