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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auch im Hotel; erst als Mungo eine Schüssel mit schwarzem Bier füllte und sie auf den Boden stellte, kam aus der Sprechöffnung ein zögerndes »Fss pt?«
    »Was bitte«, sagte Tiburti.
    »Probieren Sie, Exzellenz – es enthält viele schmackhafte Nährstoffe.«
    3317 fuhr eine Wurzel aus. Dann, schnell hintereinander, vier weitere. »Kt, srr kt. Sskzkhnt, Tm Krtrt!«
    »Gut, sehr gut, ausgezeichnet, dom Carteret.«
    »Ich verstehe ein wenig, dom Tiburti. Sie brauchen sich nicht so sehr anzustrengen.«
    »Nun red endlich, Mann.« Salibi schlug auf den Tisch.
    Carteret nickte und lehnte sich zurück. Halblaut legte er seine Hypothesen, Anfragen, Antworten, Fehlschläge und Einfälle dar; einschließlich der Abhandlungen einer nicht näher genannten Wissenschaftlerin über die Reaktionen der Kaliban auf Philosophen aus dem Commonwealth.
    »Irgendwann begriff ich dann plötzlich das Elementare, wenn ich es so nennen darf. Keiner von uns an diesem Tisch, meine Herren, Exzellenz, kann je hoffen, einen der anderen zu begreifen. Das ist die Konsequenz aus der Lehre vom essentiellen Kern, wie die Noastoa sie vertritt.«
    »Srr ntrssnt.« 3317 schwenkte einen Tentakel.
    »Gewisse elementare Dinge sind allerdings den Angehörigen einer Rasse gemein. Füße, zum Beispiel; Augen, chemische Prozesse, Reaktionen auf bestimmte Reize. Und elementare innere Vorgänge – psychisch, intellektuell, gefühlsmäßig. Diese elementaren Dinge sind es, mit denen sich die Noastoa vor allem befaßt. Die erwähnte Expedition nach Setebos stellte nun fest, daß die Kaliban zwar höchst spezifische philosophische Höhenflüge lächerlich fanden, mit vielen elementaren Erwägungen und Aussagen der Noastoa und altirdischer Vorläufer jedoch durchaus etwas anfangen konnten.«
    »Bkhdr«, sagte 3317. »TrTsh. Ptt. Ssn’k.«
    »Bahadur«, erläuterte Tiburti. »Oder Chou. Buddha. Seneca.«
    Carteret nickte und bedachte Salibi mit einem spöttischen Seitenblick. Der Leutnant des SIC starrte wie verloren in sein Bierglas.
    »Was mich dazu brachte, meine Motive für die Annahme des Auftrags zu untersuchen. Ich will Sie aber nicht mit Details behelligen …«
    »Danke, Kumpel.« Salibi blickte auf.
    »… deshalb nur so viel: Es hatte etwas mit einer Frau zu tun, die fortging, um etwas zu suchen, und so war ich in der Situation, daß ich etwas suchte, um ihre Suche zu verkraften. Elementare Dinge – Libido, Geborgenheit, Erfüllung, derlei. Nun ist Ihre Vorstellung von Libido und Erfüllung, Exzellenz, anders als unsere – aber im Prinzip ähnlich.«
    3317 schlenkerte mit einem Tentakel über dem Tisch. »Zustimmung«, sagte Tiburti.
    »Danke. Da ich wie jeder andere Erdabkömmling völ lig unfähig bin, verwickelte Motive im Geist eines Kaliban auch nur zu ahnen, da ich aber andererseits die ungeheure Bedeutung der Lust im Leben Ihrer Rasse zu fühlen glaube, Exzellenz, habe ich diese als Arbeitshypothese genommen.«
    Dann kam er zu den eher kriminalistischen Einzelheiten. Am Tag, an dem das verschwundene Kaliban in der Hydroponie des Frachtsatelliten gesehen wurde, hatten nur sieben Schiffe angedockt und den Satelliten wieder verlassen. Drei schieden von vornherein aus, da sie Wa ren beförderten, die in einer für die Kaliban unverträglichen Atmosphäre gelagert werden mußten. Zwei weitere versorgten Prospektoren auf entlegenen Welten; dort wäre ein Kaliban willkommen gewesen und sofort aufgefallen, wurde aber nicht gesichtet. »Der sechste Frachter wurde lediglich entladen und danach im Vakuum gereinigt. Der siebte flog Europort Süd an.«
    Die zweite Fragengruppe betraf den kommerziellen Verkehr zwischen Setebos und dem Commonwealth. »Kaliban brauchen keine Häuser, keine Delikatessen unserer Produktion – was können sie überhaupt mit dem Geld anfangen, das die Konzessionen ihnen einbringen? Sie können Kultur importieren, Wissen, Informationen. Ich stellte zum Beispiel fest, daß es längst sehr wohl Gebäude auf Setebos gibt – zur Aufbewahrung von Büchern, von Geräten zum Abspielen musikalischer Meisterwerke, von Bildern beziehungsweise Reproduktionen. Und ich stellte fest, daß eine Frachtagentur auf Gaia in den letzten Jahren serienweise Bücher über irdische Landwirtschaft nach Setebos geliefert hat. Der Empfänger war Viertausendelf. Ist es zutreffend, Exzellenz, daß dies Ihr verschollenes Landswesen ist?«
    »Krrkt.« 3317 bewegte sich unruhig.
    »Korrekt; danke. Ich begann also, mich für die von ihm bestellten Bücher zu

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