Die Reisen des Mungo Carteret
die Sender das »Willkommen« von Bord der Lukul ; danach wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Es würde einige aufbauende Vormahlzeiten geben, unterbrochen von Darbietungen der Gäste zu Ehren ihrer Gastgeber; dann, am 23. Oktober, das Große Jahresdiner.
Am 24. 10. 407 war Vubomir Ytong tot. Der Magier starb lange nach dem Ende des Diners. In den Speisen und Getränken der zwölf Gänge waren 176 Gifte enthalten. Ytongs Unterleib detonierte; eine betonähnliche Substanz füllte Blase, Harnleiter und Teile der Bauchhöhle, expandierte, verband sich mit Körpergewebe und bildete harte Stränge und Knoten von fast zehn Zentime ter Durchmesser. Keines der 176 Gifte und keine denkbare Kombination konnte derlei bewirkt haben.
Am 25.10. lehnte der SIC es ab, in dieser Angelegenheit zu ermitteln; die Behörde verwies auf eine Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichts von Atenoa, daß Teilnehmer an Jahresdiners potentielle Selbstmörder, und daß Todesfälle bei den Diners – außer bei eindeutigen konventionellen Mordmethoden – Selbstmorde durch Gift seien.
Fünf Tage danach, am 3. November, nahm Aristide Montgomery (»Mungo«) Carteret, Privatagent, in seinem Haus auf den Strandfelsen von Jobourg, Euro-F, Erde, den Anruf eines blasierten Mannes entgegen. Der persönliche Sekretär des Clubsprechers und Großreeders Malaqesh trug ihm an, binnen siebenundzwanzig Tagen den Fall zu klären – gegen Transport, Garderobe, Verpflegung, tausend Drachmen pro Tag sowie im Erfolgsfall einen Bonus von 100000 dr . Er nahm an.
Malaqeshs Privatyacht, in anderen Angelegenheiten nur zwei Tagesreisen vom Solsystem entfernt, holte Carteret vom Raumhafen EuroNord ab. Die Wetterkontrolle hatte für das Gebiet um die Stahlinsel vor der Themsemündung Nieselregen verordnet; Carteret folgte dem Transportrobot, der den schweren Koffer zur Yacht brachte, und wünschte sich, er hätte statt der Lederjacke andere »Garderobe« angelegt. Der Regen rann aus sei nem dunklen Haar unter den Hemdkragen. In der Schleuse der MLQS II warteten zwei schweigsame Männer in schar lach roter Uniform. Sie führten ihn zu einer Kabine, wo er die meiste Zeit des fünftägigen Flugs nach Orbasang verbrachte. Mit einem Liner, danach einem kleineren Zubringer ab Aspasia hätte Carteret dreizehn Tage gebraucht; offenbar legten die Grandgourmets Wert auf schnelle Ermittlung.
Die Besatzung war kühl, höflich und fast stumm; die Yacht funktionell und von schlichtem Luxus. Der handgeknüpfte tausendfarbige Seidenteppich in Carterets Kabine stammte zweifellos von Kyme IV, das Stilleben mit Gorgo und Dudelsäcken an der Wand des Speisesalons war zweifellos ein echter Qabil, und Malaqesh hatte zweifellos Geschmack. Natürlich war der Reeder, wie die anderen erlauchten Gäste und Gourmets, längst wieder dort, wo sein Geld seiner bedurfte; immerhin hatte man die Lukul im Orbit um Orbasang gelassen. Angesichts der Herkunft der giftigen Speisen und Getränke mochte eine Nachforschung auf dem Planeten nötig werden. Im Orbit, an Bord der Lukul , warteten die Mitglieder der Rumpfbesatzung auf Carteret. Außerdem warteten ein Toxikologe, zwei Robot- medicos und der konservierte Leichnam des Magiers Ytong.
Auf dem Flug befaßte Carteret sich immer wieder mit den Daten – Qorba Salibi, Leutnant des SIC, Mungos Freund seit der gemeinsamen Zeit bei der Flotte und der gemeinsamen kriminalistischen Grundausbildung, hatte ihm wahrscheinlich mehr überspielt, als eigentlich zulässig war.
Stundenlang hockte er vor dem kleinen Lesegerät, tor kelte durch die Irrgänge der Giftlehre und der Schlemmerei. Der kompakt- Kommunikator – Datenbank und Analysator in einem – hatte die mikrolibros aus Carterets Bibliothek ausgesucht. Manchmal wünschte Mungo, er hätte zum Trost einen Seneca oder Aphorismen von Ashme Zuvarov Chou mitgenommen, vorzugsweise als Lederband. Er führte lange sinnlose Gespräche mit dem kompakt , dessen Baritonstimme aus dem linken Auge des ihn umgebenden Totenschädels drang; manchmal, wenn das Gerät, das er Moloch nannte, ironisch wurde, starrte Mungo wütend in die Aufnahmeoptik des rechten Auges. Es war eine üble Reise. Der Tagessatz von 1 000 dr entsprach dem, was er in Jobourg pro Monat brauchte, um Bibliothek und Weinkeller aufzufüllen und erotisch zu wildern, aber Carteret fand, das Geld sei durch diese Form des Nichtstuns sauer verdient.
Immerhin gelang es ihm, bis zur Ankunft im Zetragon-System die Grandgourmets, die Gäste, die Namen,
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