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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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SIC. Daß ich hier was finde, was alle übersehen haben, hab ich sowieso nie geglaubt … Trotzdem – ich würd gern mit dem Lademeister von damals reden, und vor allem mit den beiden anderen, die unterwegs waren, als es Asperny erwischt hat.«
    »Meister Gulgen sitzt wahrscheinlich im Dead Dhole beim Raumhafen, in Kynossa, säuft Conyatsho und zählt die Stunden, bis er wieder rauf muß.«
    »Und die anderen?«
    Sie hob die Schultern.
    »Ghilyana Dont«, sagte Carteret.
    »War das erstemal hier, glaube ich. Ist wiedergekommen, halbe Schicht, dann wieder runter. Kann sein, daß sie noch auf Garm ist, kann aber auch sein, daß sie weg ist. Weiß man bei denen doch nie.«
    Carteret nickte und seufzte. »Osmin Apalako wahrscheinlich auch.«
    Shiera runzelte die Stirn. »Wieso? Der ist Garmate.«
    »Bitte? Laut Unterlagen ist er von Gamma Columbae Zwei – Urraca.«
    Sie schüttelte den Kopf, mit Nachdruck. »Garm. Canistrien, wahrscheinlich.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    Sie lächelte. »Klar doch. Hört man, wenn man sich auskennt.«
    »Sie sind doch Garmatin, und bei Ihnen hör ich nichts.«
    »Gewöhnt man sich ab, hier oben. Ich bin ja schon Jahre dabei.« Dann lachte sie, schob den Unterkiefer ein wenig vor und sprach kehlig. »Cheht obr ooch ondrs.«
    »Aber wieso ist das keinem aufgefallen?«
    Sie schob den leeren Teller von sich, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Osmin hat Standard gesprochen, Galaktein ohne dicken Akzent, das stimmt schon. Aber …«
    Sie sah sich um, deutete auf drei Plastikbecher neben der Kaffeemaschine und sagte: »Wie würden Sie die Farben nennen?«
    Carteret zupfte an seiner Nase. »Hm. Kupferbraun mit Goldeinschuß – der mittlere mattes Blaugrün – rechts der, das ist, uh, Ockerbeige mit marineblauen Spritzern.«
    »Okamber . Der in der Mitte ist primaverdi . Und der links mu’uf .« Sie grinste, während sie es aussprach; zwischen den beiden u gab es einen kaum zu imitierenden Klicklaut. »Dämmerfarben auf Garm. Osmin hat die ganz automatisch benutzt.«
     
    Die Einheimischen unterhielten sich leise, während Carteret auf den Planeten hinunterblickte. Mit halbem Ohr hörte er eine Frau sagen: »Da soll mich doch der Tsaozel anbalzen!« Das galt offenbar der Äußerung einer anderen, die über schräge Geschäfte einer Bank berichtet hatte und leise ergänzte: »Bah, ein Trust … Nix zu machen, geht uns ja auch nichts an. Oder würdest du denunzieren ?« Das letzte Wort sprach sie aus wie einen Fluch oder den Namen eines widerlichen Untiers. Dann redeten sie über jemanden namens Stab oder so ähnlich, der Umzugsprobleme hätte. Carteret konzentrierte sich auf Garm.
    Das Shuttle sank in immer engerer Spirale zur Mitte des Nordkontinents ab. Carteret sah den breiten Strom, schwarze und braune Wüsten, wenige Savannen, im Norden und Westen ausgedehnte Wald- oder Dschungelgebiete; nur im Zentrum und im Osten schien es größere zusammenhängend genutzte Ländereien zu geben, und die Städte oder Orte lagen weit voneinander entfernt.
    Die Garmaten folgten nach der Landung schnell den Gepäckwagen zur Abfertigungshalle; Mungo und einige andere blieben auf dem schäbigen Landefeld stehen und staunten den Himmel an.
    Es war kurz vor Sonnenuntergang. Wie Polarlichter waberten Feuer über den hellen Himmel, spielten von Blaßrosa über Grellorange und blutendes Scharlach zu mengendem Violett und zurück; Grün kam dazu, das sich allmählich vertiefte und von Giftgelb angesteckt wurde, als Skylla im Südosten auftauchte. Dann sank Dingo unter den Horizont, das Flammenspiel endete, die ersten Sterne stachen durch das dumpfrote Glühen, und Carteret ging zur Abfertigung.
    Die Halle paßte zum pockennarbigen Beton der Lan defläche, zum bröckelnden Putz der umgebenden Mauer mit ihrer struppigen Stacheldrahtkrone und zu dem halben Dutzend siecher Frachtkähne, eher für Meteoritenpingpong denn für Menschen und Güter. Etwas ratterte und knisterte, als Carteret durch den Eingang trat. Drinnen gab es zerfledderte Sitzgelegenheiten, Plakatfetzen, einen Tresen namens Byfe , wo ein Mann Sandwiches und Flaschen mit einem Staubwedel traktierte, eine Tür namens Byro (verschlossen), eine namens Klo (offen). Aber bei aller formlosen Lässigkeit funktionierten Personal und Einrichtungen. Der Mann am Kontrolldesk legte Mungos Ausweis auf ein Lesegerät und sagte, die geräuschvollen Apparate im Durchgang hätten ihn auf Waffen und Seuchen untersucht, er sei nicht zur Fahndung

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