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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ausgeschrieben, »willkommen in der Metropole«. Die bewaffneten Posten am Stadtausgang schienen zu dösen, waren aber hellwach und richteten die Waffen aus, als vom Byfe ein scharfes Klacken ertönte. Die schläfrige junge Dame am zweiten Desk – Turinfo – spielte auf ihrem Terminal, als Carteret sich nach Hotels und Preisklassen erkundigte, »möglichst in der Nähe des SIC-Büros, Bulvar Argos«. Sekunden später reichte sie ihm einen Ausdruck. Kennel , 80 dr , Argos , 70-80 dr ; Chien Mordu , 55-70 dr , Old Canute , 50-65 dr , Piestra , 45-60 dr , Can Grande , 40-55 dr . Carteret dachte an sein Honorar, das Quartier auf Canistra, die vierfach höheren Preise auf anderen Welten und entschied sich für den Luxus des Kennel . Außerdem bat er um einen Stadtplan, ein paar Info-Broschüren und Auskünfte zu planetaren Verbindungen.
    Das Kennel schickte einen Mann mit E-Rikscha; er schwieg sich aus. Kynossa war fast völlig aus dem fahlbraunen Sandstein der nahen Hügel erbaut und als Schachbrett angelegt. Die Blocks – die Bebauung war hier und da lückenhaft oder von Gärten unterbrochen – maßen jeweils 80 mal 80 Meter; kaum ein Haus hatte mehr als drei Stockwerke. Im Licht der beiden widerstreitenden Monde und der mattgelben Laternen sah alles ähnlich heruntergekommen aus wie die Halle des Raumhafens, aber die Straße war eben, und nirgendwo lagen Abfälle herum.
    Das Kennel lag an einem belebten Platz; offenbar fand hier ein großer Teil des örtlichen Nachtlebens statt. Die Lokale und Restaurants prangten mit Namen wie CaveCan , Sobakanal , Canay , Köterkeller , Doggo , Lupine , Molosseum , Louvret oder Kishkutya . Im wuchtigen, sieben Stockwerke hohen Palais auf der anderen Seite der Plaza, dem Louvre, residierte die Spitze der Administration, und einen Block oberhalb des Kennel blakten rote Lampen vor einem Lupanar .
    Carterets Raum war groß, mit einem breiten Bett und alten guten Möbeln aus der Frühzeit der planetaren Holzverarbeitung; Mungo blickte durch schallschluckende Fenster auf die Plaza und legte sich im geräumigen Bad kurz in die Wanne, zog dann frische Kleidung an und ging mit den Broschüren hinab ins Erdgeschoß zum Speisesaal. Er war mit rotgebeiztem Graueichenholz getäfelt. Die livrierte Kellnerin empfahl ein heimisches Menü für 35 dr , das der zunächst skeptische, dann entzückte Carteret kaum bewältigen konnte: Senftangsuppe; ein gedünsteter Fisch namens Zangenschleimer; ein pikanter Salat aus Baumkresse, Lauchfarn und Rüschelwuchs; Toxilotl { * } -Ragout mit Flipwurz und kandierten Bandelbeeren; schwarzer Pudding; mehrere Sorten Käse; dazu anfangs zweijähriger gelber, dann vierjähriger grüner Wein aus dem Anbaugebiet um Upuaut.
    Beim Kaffee, ebenfalls auf Garm angebaut und eine unvergleichliche Wohltat gegenüber dem Produkt des Automaten auf Canistra, wurde Carteret beinahe wieder wach.
    »Haben Sie noch einen Schlaftrunk für mich?«
    Die Kellnerin lächelte. »Wir haben viele gute Schnäpse.«
    Carteret erinnerte sich an das Getränk der Belegschaft der Frachtkugel zur Geburtstagsfeier und – angeblich – des Lademeisters Gulgen zur Streckung der Wartezeit. »Wie wäre es mit Conyatsho?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Danach können Sie aber nicht schlafen. Nehmen Sie lieber Brandy, oder Trester aus Upuaut.«
     
    II.
     
    Aus: Kleine Geschichte von Garm (anon., Kynossa, 11 403)
     
    Wie alle Emigratoren hatte die Canis Maior auch Samen und Embryonen von Nutztieren an Bord (Schaf, Kamel, Pferd, Rind … ); noch im Orbit begann man mit Vorbereitungen, Befruchtung etc. Nachdem feststand, daß der Planet keine intelligenten Lebewesen besaß, daß Schwerkraft (0.94 g) und Atmosphäre (geringfügig mehr Sauerstoff, andere Edelgase) irdischem Leben günstig waren, suchte man den besten Platz für die erste Siedlung. Die drei Monde mußten bei ihren periodischen Konjunktionen gewaltige Tiden erzeugen, daher schieden flache Küstenregionen und Unterläufe großer Ströme aus. Anubis, im Südosten Canistriens gegründet, erwies sich im Lauf der nächsten Jahre jedoch als erdbebengefährdet: Die beiden tektonischen Platten, die sich hier berühren, reagieren ebenfalls auf die lunaren Kräfte. …
    Jägergruppen stießen nach Nordwesten vor, überquerten den großen Chihuahua, erforschten Land, Fauna und Flora, versorgten die Siedler um Anubis mit Informationen und Nahrung; und sie beschlossen sehr bald, nicht auf Dauer nach Anubis zurückzukehren. AD 2248 richteten sie das

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