Die Reisen des Mungo Carteret
philosophisches Gespräch führen zu können, aber ich will Ihnen nichts vorschreiben.«
»Don und Cal – Sie und ich«, sagte Alf mit Nach druck. »Kein Mißtrauen, Don, aber wir sollten sicherge hen, daß alle immer aufpassen und keiner anfängt zu philosophieren, wenn’s hart auf hart geht.« Er lächelte. »Du kannst ja hinterher mit ihm seine Kusine besuchen.«
Don nickte.
»Na gut. Dann schlage ich vor, Don und Cal nehmen Zamboro und wir beide Gurgash. Wie kommen wir da eigentlich hin?«
»Reiten«, sagte Alf. »Das dauert, und wir müßten Pferde kaufen oder mieten. Die einzige andere Möglichkeit ist – tja, öffentlicher Verkehr. Man kann keine Gleiter mieten, aber es gibt eine Art Busverbindung zwischen den wichtigsten Städten und Gebieten. Gleit- oder Schwebebusse. Uralte Vehikel mit Prallfeldern. Meistens kommen sie sogar an.«
Mungo hätte gern die Lage mit dem kompakt besprochen, aber erstens mußte er damit rechnen, abgehört zu werden, und zweitens blieb für eine gründliche Debatte nicht mehr genug Zeit bis zur Landung. ›Immerhin bin ich ein großes Stück weitergekommen.‹ dachte er. ›Ein guter Bluff erspart einem langes Denken. Notfalls.‹
Am liebsten hätte er auch noch nach Loredanos weiterer Verwandtschaft gefragt, die er in Gurgash vermutete. Aber er sagte sich, daß man ein gutes Blatt nicht überreizen soll. Und daß diese Frage für ihn vielleicht schon das Ende der Reise gewesen wäre.
Denn in einem Punkt war er sich ganz sicher. Loredanos Leute hatten mindestens zwei Aufgaben: die Frau samt Unterlagen beschaffen – und dafür sorgen, daß er oder sonst jemand kein belastendes Material gegen den Milliardär fand. Inzwischen war ihm ziemlich klar, wa rum Arisha Punt entführt worden war. Er hatte auch kaum Zweifel daran, daß man sie nach Gurgash gebracht hatte. Aber der Grund für die Entführung war eines, das Motiv etwas anderes, und solange er das Motiv nicht kannte, wußte er auch nicht, welche Gegenmaßnahmen von welcher Seite er berechnen und neutralisieren mußte. Um zu überleben.
Das Gepäck wurde untersucht, die Waffen durchleuchtet, ebenso die Männer, die sich nackt auszuziehen hatten, damit auch die Kleider überprüft werden konnten. Als Mungo sich wieder angezogen hatte, stopfte er Wäsche, Hygieneartikel, Bücher und den kompakt in die Reisetasche, befestigte Messer und Schwert am Gürtel, hängte das Lederfutteral mit der Armbrust über seine Schulter und verließ die Kabine.
In der Halle des Gebäudes gab es Informationsstände für Touristen, etliche Läden und eine Zweigstelle der Penta-Bank. Zum Kurs von 1:1 wechselte er tausend Drachmen gegen die auf dem ganzen Planeten akzeptier te Währung, Florin – eine von vermutlich Hunderten Erd- Reminiszenzen. Die Bankangestellte hatte ein freundli ches Lächeln und den gleichen olivfarbenen Teint wie die meisten anderen Pentagonier in der Halle.
Aus dem Eingang trat Carteret auf einen halbrunden Platz, umgeben von Lager- und Geschäftsgebäuden. Dort stand Cal; er hatte offenbar als erster die Prozeduren hinter sich gebracht und bereits Erkundigungen eingezogen.
»Wenn wir uns beeilen«, sagte er, »kriegen wir gleich noch den Bus nach Gurgash. Um zehn, da drüben. Der nächste geht erst übermorgen.«
Nach Ortszeit Pentagora waren sie morgens gelandet; nun war es kurz vor zehn an einem dreiundzwanzigstündigen Tag. Carteret war nicht besonders begeistert; er hatte gehofft, sich ein wenig in der möglicherweise exotischen Hauptstadt umschauen und nach einer bestimmten Person suchen zu können. Aber natürlich gab es Prioritäten.
Wenig später verabschiedeten sie sich von Ben. Der Schwebebus war kaum halb besetzt, aber vermutlich würden unterwegs noch mehr Passagiere zusteigen. Anfangs schaute Mungo aus den Fenstern zu beiden Seiten und versuchte, einen ersten Eindruck von Pentagora zu erhalten. Alles sah irgendwie gewöhnlich aus, vertraut, vielleicht ein wenig schäbig. Niedrige Häuser, Bäume, die an Platanen erinnerten, Läden, hier und da spielende Kinder, arbeitende, schlendernde, eilende Menschen. Die meisten trugen einfache Kleidung, und Mungo nahm an, daß Frauen mit aufgetürmten Frisuren und vielfarbigen Gewändern zur Oberschicht gehörten, ebenso wie Männer mit frackähnlichen Jacken.
Wenige Minuten nach Fahrtbeginn erreichten sie das Zentrum der Stadt, die Agora von Pentagora. Hier gab es höhere und ältere Häuser, etliche von ihnen mit Veranda und ziselierten Säulen aus
Weitere Kostenlose Bücher