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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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vorbei, hörst du?«
    »Versprochen.«
    »Drittens: ›Wer versucht, Esel zu scheren oder die Farbe aus Ziegeln zu waschen, läßt sich auch in Meta physik ertränken.‹ Keine Ahnung, was das mit Entführung zu tun haben soll.«
    »Tja, man fragt sich …«
    »Viertens: ›Mangel an Perlen ist kein Beweis für Überfluß an Säuen.‹«
    »Aua.«
    »Du sagst es. Fünftens: ›Wenn man dich in ein unsichtbares Labyrinth entführt hat, brauchst du keinen un faßbaren Ariadnefaden; geh einfach hinaus, in dich.‹ Lie be Güte.«
    »Immerhin das Stichwort.«
    »Schwacher Trost. Sechstens und letztens: ›Das Problem, ob sich eine im Leeren schaukelnde Chimäre von Hintergedanken ernähren kann, ist auch von der Noastoa nicht ausreichend erörtert worden.‹ Also, ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber das war’s.«
    »Danke, mein Herz. Wir sehen uns bald.«
    »Da war doch noch was, neben sehen.«
    Als die Verbindung zusammengebrochen war, tauchte Cal in der Zentrale auf; Mungo nahm an, daß er vor dem Schott gewartet hatte.
    »Na, zufrieden, Don? Carteret, wir sollten uns im Sa lon beraten, ehe es losgeht.«
    Mungo nickte der Pilotin zu, sagte halblaut »Danke« und folgte den beiden Sicherheitsleuten. Alf und Ben erwarteten sie bereits am Eß- und Konferenztisch. An eine Wand hatten sie eine große Karte gehängt, eine Mercator-Projektion von Aspolynga.
    »Wir sind bald da«, sagte Alf. »Wie wollen wir vorgehen, und haben wir den gleichen Informationsstand?«
    »Ich nehme es an. Das SIC-Dossier, das ich erhalten habe, müßten Sie auch gekriegt haben.«
    Die Männer nickten.
    »Mehr weiß ich nicht. Bis zum Gespräch mit Ihrem Chef hatte ich von Aspolynga nicht einmal den Namen gehört. Sie sind, wie er sagte, schon mehrmals mit ihm dagewesen, nicht wahr? Alle?«
    Alf runzelte die Stirn. »Hat er das gesagt?«
    Carteret lächelte. »Also, er hat nicht alle Begleiter einzeln aufgezählt.«
    »Ach, was soll’s? Ja, wir waren alle schon mal hier«, sagte Cal. »Ich dreimal, ich weiß nicht, wie oft ihr?«
    »Das ist ja auch gar nicht so wichtig.« Carteret deutete auf die Karte. »Die Frage ist, wie gut kennen Sie sich aus, und wo sollten wir mit der Suche beginnen?«
    Alf, offenbar das Alphatier der Gruppe, nickte Ben zu, der aufstand und zur Karte ging.
    »Hier«, sagte er, »werden wir landen. Das ist der einzige Raumhafen des Planeten, aber das wissen Sie vermutlich aus dem Dossier.«
    Carteret betrachtete die Karte, die nicht so detailliert war wie die Ausschnitte, die sein Dossier enthielt.
    »Weiß ich«, sagte er. »Und natürlich weiß ich auch, daß ein SIC-Mann und zwei von Ihren Kollegen an der Grenze zu Gurgash umgekommen sind. Ich frage mich nur, was das bedeutet. Blöde Zufälle, an die ich nicht glaube? Wollten sie alle nach Gurgash? Oder gibt es in diesem speziellen Grenzgebiet etwas zu verbergen?«
    Aspolynga hatte einen großen Kontinent, der sich von etwa 60° West bis 75° Ost ausdehnte und von beiden vereisten Polkappen durch schmale Meeresarme getrennt war. Er sah ein wenig aus wie ein überall ausgefranstes Fünfeck; die ersten Siedler hatten ihn Pentagonia genannt. Daneben gab es viele große und kleine Inseln und ausgedehnte Meere. Oder einen immer wieder unterbrochenen Weltozean.
    Die »Hauptstadt« Pentagora mit dem einzigen Raumhafen lag an der Südwestküste auf einem etwa hundert Kilometer breiten Landstreifen zwischen dem Ozean und einem gigantischen ovalen Binnenmeer. Vierhundert Kilometer nördlich der Stadt zog sich von der Küste nach Nordosten eine Alpulia genannte Bergkette: die Grenze, an der die drei Männer gestorben waren.
    »In den Bergen?« Alf hob die Schultern. »Glaub ich nicht. Denken Sie an Räuber oder Wegelagerer?«
    »Wäre doch möglich. Räuber in den Bergen und Steppen, Piraten auf dem Ozean und diesem Binnenmeer, warum nicht? Es gibt doch keine, na ja, staatliche Ordnung, auch keine Ordnungsmacht, Polizei, Armee, was auch immer; da liegt die Idee doch nah.«
    Cal stieß ein schrilles Kichern aus und blickte Don an. »Sag du’s ihm, du kennst dich doch mit diesen Begriffen aus.«
    »Was für Begriffe?«
    Don schob die Unterlippe vor. ›Wenn er‹, dachte Carteret, ›einen Schnauzbart hätte, sähe er jetzt aus wie ein mürrisches Walroß.‹
    »Er meint die Noastoa«, sagte Don, »und zwar die Staatsphilosophie.«
    »Etwas Bestimmtes?«
    »Ich glaube, das war einer der ganz Frühen – könnte Dorji Dyogen Bahadur gewesen sein. ›Staaten entstehen, weil ihre

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