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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Vor aller Ohren gewissermaßen. Und es wird aufgezeichnet.«
    »Für die Unterlagen?«
    Sie hob die Schultern. »Zur Sicherheit.«
    »Kein Problem. Es ist nichts Geheimes.«
    »Ich muß Sie allerdings bitten, mir zuerst zu sagen, wen Sie anrufen wollen – es könnte ja jemand sein, der dem Unternehmen schaden will.«
    Carteret lachte. »Keine Sorge. Meine Kusine Pamela du Plessis in Atenoa, Gaia. Sie erforscht die frühe Noastoa und hat ein paar Millionen Zitate in einem Spezialrechner. Wenn ich nicht weiterweiß, benutze ich sie beziehungsweise ihr Programm als Orakel.«
    Die Pilotin blickte erstaunt drein. »Orakel? Wie Gläubige blindlings den Spruch zum Tag aus ihren heiligen Schriften suchen?«
    »Genau. Die Nummer auf Gaia ist …«
    »Einen Moment bitte.« Cal, der im Schottrahmen gelehnt hatte, trat näher und grinste. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern Don dazuholen. Er hat alles von dieser Pamela gelesen und ist Anhänger der Noastoa.«
    Carteret hob die Brauen. »Von mir aus. Manchmal ist es wirklich verblüffend, was man bei Leuten findet, bei denen man es nicht erwarten würde.«
    Cal grunzte leise. »Auch Gorillas denken schon mal. Zuviel.«
    Während Cal den Kollegen suchte und die Pilotin die Funkverbindung vorbereitete, betrachtete Mungo die Bildschirme, die den umgebenden Raum zeigten. Weit voraus hing eine orange-gelbe Sonne, und als er fragte, ob dies Zazonka sei, nickte die Pilotin und sagte, man werde in etwa drei Stunden auf Aspolynga landen.
    »Und Sie sind wirklich mit der großen Pamela du Plessis verwandt?«
    Carteret drehte sich um; hinter ihm stand Don, ein halbes Lächeln und eine halbe Frage im Gesicht.
    Ehe Mungo antworten konnte, erschien auf dem Schirm des Kommunikators das Gesicht von Pamela. Es verzerrte sich, faserte zu den Schirmrändern hin aus, und die Farben flossen durcheinander, aber Mungo fand, vom wirren Kupferschopf und den grünen Augen bis zu den üppigen Lippen sei noch genug zu sehen.
    »Ja, bitte?«
    »Privatraumer LOR XI im Niemandsland«, sagte die Pilotin. »Entschuldigen Sie die schlechte Bildqualität; dom Carteret wünscht Sie zu sprechen.«
    Mungo trat neben den Pilotensitz, fast unmittelbar vor die Erfassung der Optik. »Hallo mein ferner Liebling«, sagte er. »Kannst du mich einigermaßen sehen und hören?«
    »Mungo Mungito!« Ein waberndes, zerfließendes Strahlen begleitete die knisternden Töne. »Ich höre dich schlecht und sehe dich verschwommen. Wo treibst du dich herum? Im Niemandsland?«
    »Auf der Suche nach einer entführten Ehefrau.«
    »Bist du gefallen oder ist es nicht deine?«
    »Die meines Auftraggebers. Wenn alles erledigt ist, will ich über Atenoa heimreisen.«
    Möglicherweise leckte Pamela sich die Lippen, aber das war nicht genau zu sehen. »Ich wärme schon mal alles Wichtige vor, Schätzchen. Brauchst du wieder ein Orakel?«
    »Doppelt. Und ein paar freundliche Worte für einen deiner Verehrer.« Er winkte Don zu sich. »Das ist Don, er ist mit von der Partie und hat alle deine Bücher.«
    »Hallo Don«, sagte Pamela. »Ich habe neulich gehört, jemand hätte mal etwas von mir gekauft; Sie waren das also?«
    »Es ist mir eine große Ehre, mit Ihnen sprechen zu können.« Die Stimme des Sicherheitsmannes klang ungewohnt rauh; er räusperte sich. »Sie ahnen ja nicht, wieviel mir Ihre Essays und Anthologien bedeuten.«
    »Das ist nett von Ihnen. Wissen Sie was? Passen Sie gut auf Mungo auf und kommen Sie danach doch einfach mit ihm in Atenoa vorbei. Auf einen Kaffee oder ein Glas Wein, ja?«
    »Vielen Dank. Und schreiben Sie bitte weiter.«
    »Mach ich. Und jetzt geh ich das Orakel befragen.«
    Ein wenig ungläubig sah Carteret, daß Don wie entrückt den Bildschirm anlächelte und sich mit der Hand über die Augen fuhr. Dann schnaubte er leise und nickte Mungo zu. »Danke«, murmelte er.
    »Schon in Ordnung, Kumpel.«
    Pamela waberte wieder über den Schirm. »Stichwort Entführung habe ich eingegeben, aber die Maschine spinnt wie immer, Mungo. Kann’s losgehen?«
    »Ich lausche.«
    »Gut. Also zweimal drei Sprüche, und ich bin völlig schuldlos. Erstens: ›Die einwilligende Verweigerung der Opfer macht Führer, Verführer und Entführer zu unwilligen Objekten ihrer selbst.‹ Verstehst du das? Ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Weiter.«
    »Zweitens: ›Ob du dich des kurzen Tages bemächtigst oder nicht, am Ende bemächtigt sich deiner die lange Nacht.‹ Binsenweisheit. Komm vorher noch auf ein paar kurze Nächte

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