Die Rekonstruktion des Menschen
einfachen Maschinen, die Ausnutzung von
Umweltprozessen: das Feuer machte als ein Werkzeug der Homöostase
vom Klima unabhängig, und das Wasser wurde zum Transportmittel.
Die Lebensweise änderte sich von herumstreifender Jägerei zu
Nomadentum und schließlich zur Seßhaftigkeit, als die
Menschen, die sich von Pflanzen ernährten, zu deren Anbau
übergingen; das war bereits eine Million Jahre nach dem Anfang.
Das war das Neolithikum.
Es hat den Anschein, als stammten wir nicht vom
Neandertaler ab, sondern als hätten wir diese uns so eng verwandte
Form vernichtet. Was nicht unbedingt heißt, daß wir sie
ermordet oder gefressen haben; der Kampf ums Dasein äußert
sich in unterschiedlichen Formen. Der Neandertaler stand dem ersten
Menschen, dem homo primigenius, so nahe,
daß diese Stämme sich gekreuzt haben können, was
wahrscheinlich auch der Fall war. Doch obwohl der Neandertaler –
rätselhaft durch seinen bemerkenswerten Schädelinhalt, der
größer war als im Durchschnitt beim heutigen Menschen
– eine eigene Kultur hervorbrachte, ist er gleichzeitig mit ihr
untergegangen. Der erste Mensch schuf eine neue. Anschließend
dauerte es – in geologischen Maßstab – nicht mehr
lange, bis die erste Phase der eigentlichen technologischen Entwicklung
einsetzte. Eine Reihe von Zivilisationen, die hauptsächlich im
subtropischen Gürtel angesiedelt waren, existierten einige
Jahrtausende, die jedoch nur ein kurzer Augenblick sind, verglichen mit
den Millionen Jahren, die den Menschen und die soziale Gruppe formten.
In dieser ersten Phase werden zunächst die
»natürlichen« Quellen außermenschlicher
(Zugtier), aber auch menschlicher Energie (Sklave) genutzt. Die
Erfindung des Rades und der Drehbewegung, die in einigen sogar
hochentwickelten Zivilisationen (Mittelamerika) unterbleibt, wird zur
Grundlage für den Bau von Maschinen mit begrenzter, nicht zur
Selbstanpassung fähiger Wirkung. Genutzt wird die Energie der
Umgebung: Wind, Wasser und Steinkohle – und bald darauf die
Elektrizität. Sie ermöglicht neben dem Antrieb der Maschinen
die Übermittlung von Informationen über große
Entfernungen. Dadurch wird eine energische Koordination des Handelns
und ein rascheres Vorgehen beim Umbau der natürlichen in eine
künstliche Umwelt möglich.
Der Übergang zur zweiten Phase beginnt mit
wesentlichen technologischen Veränderungen. Dadurch, daß in
den Motoren Kräfte freigesetzt werden, die in ihrer
Größenordnung den Naturphänomenen gleichkommen, kann
die Schwerkraft überwunden werden. Außer der Atomenergie
wird das kybernetische Konstruktionswesen erschlossen, das im Grunde
darin besteht, den mechanischen Bau von Maschinen durch die
Programmierung ihrer Entwicklung und ihrer Funktionen zu ersetzen. Dies
ist offenkundig ein Resultat der Nachahmung von Lebensphänomenen,
die bereits – wenn auch nicht immer in bewußter Weise
– als Vorbilder, als Handlungsrichtlinien aufgefaßt werden
und nicht bloß als Objekte, denen man wegen ihrer unanfechtbaren
Überlegenheit in hilfloser Bewunderung gegenübersteht.
Der Bau immer komplexerer Systeme wird
allmählich die große Lücke der theoretischen Erkenntnis
schließen, die das bereits relativ abgeschlossene Wissen
über so einfache Apparate wie die Dampfmaschine oder den
Elektromotor von so komplizierten Systemen trennt, wie es die Evolution
oder das Gehirn sind. Diese Entwicklung läuft mit aller Macht auf
eine »allgemeine Imitologie« hinaus, denn der Mensch wird
lernen, alles, was es gibt, selbst zu erzeugen – von den Atomen
(in den Labors synthetisch erzeugte Antimaterie) bis hin zu
Äquivalenten seines eigenen Nervensystems.
Das dabei auftretende lawinenartige Anwachsen der
Information macht dem Menschen klar, daß, deren Manipulation ein
gesonderter Zweig der Technologie ist. Die Erforschung der Methoden,
welche die Bioevolution in dieser Hinsicht benützt, wird von
großer Hilfe sein. Auf lange Sicht zeichnet sich die
Möglichkeit ab, die Informationskrise durch die Automatisierung
der Erkenntnisprozesse (z. B. in der »Informationszucht«)
zu überwinden. Vielleicht läßt sich deren
Funktionsweise perfektionieren – nach dem Prinzip, daß aus
unsicheren Elementen sichere Systeme von beliebiger Komplexität
errichtet werden können. Auch das wird man der Erkenntnis einer
entsprechenden Technologie der biologischen Phänomene verdanken.
Eine von menschlicher Aufsicht vollkommen unabhängige
Güterproduktion wird zur Realität; parallel
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