Die Rettung von Zei
lächerlich gering. Doch langsam aber sicher gewannen sie die Oberhand über das Feuer.
Eine Stunde später erklärte Barnevelt, verdreckt und geschwärzt, das Feuer für gelöscht. Nach einem Bad in der Sabadao-See und einem weiteren Schneckenfrühstück brachen sie nach Westen auf. Sie ließen die Küste hinter sich und orientierten sich an der Sonne.
8
D rei Tage später kamen Barnevelt und Zei am frühen Nachmittag neben der Straße von Shaf nach Malayer erschöpft, verdreckt, zerschunden und zerkratzt aus dem Wald von Rakh. Zei trug einen Speer, den Barnevelt gefertigt hatte, indem er seinen Dolch an einen Stock gebunden hatte, für den Fall, dass ihnen wieder ein Yeki über den Weg lief. Zum Glück war es ihnen erspart geblieben, die Waffe zu benutzen.
Barnevelt seufzte. »Eigentlich sollten wir uns gleich auf den Weg nach Norden machen, aber ich schlage vor, wir ruhen uns erst mal aus und warten. Vielleicht haben wir Glück, und jemand kommt vorbei und nimmt uns mit.«
Er ließ die Axt fallen und ließ sich erschöpft mit dem Rücken gegen einen Baum nieder. Zei setzte sich neben ihn und legte den Kopf an seine Schulter. Er sagte: »So, jetzt essen wir in Ruhe die restlichen Beeren.«
Sie reichte ihm die Seemannsmütze herüber, die sie als Tasche benutzt hatte. Barnevelt klaubte die Beeren heraus und steckte abwechselnd ihr und sich eine in den Mund.
Bei einer stutzte er, schaute sie einen Moment prüfend an und warf sie fort. »Das war eine von der Sorte, von der wir Bauchschmerzen bekommen haben. Könnt Ihr Euch die Festmähler ausmalen, die wir uns gönnen werden, wenn wir erst wieder in der Stadt sind?«
»Mhmm! Und ob! Einen gebratenen Unha, garniert mit Tabids und mit einem Tunest im Maul. Das Ganze in Betune-Sauce schwimmend.«
»Und eine ordentliche Portion von diesen gelben Dings-bums-ich-hab-den-Namen-wieder-vergessen zum Nachtisch und einen großen Krug Falat-Wein …«
»Aber nicht den Falat aus Mishdakh, der ist zu dünn – sondern den aus Hojur, am besten einen aus dem Jahr des Yeki … .«
»Ich will nichts mehr von Yekis hören! Was ich von ihnen gesehen habe, reicht mir einstweilen. Und dazu einen ordentlichen Laib Badr, damit wir die Soße auf tunken können …«
Sie warf vorwurfsvoll den Kopf hoch. »Ihr seid mir schon ein seltsamer Bursche! Da sitzt Ihr hier, mit einer königlichen Jungfrau im Arm, und das einzige, woran Ihr denkt, ist Euer leerer Bauch!«
»Um so besser für Euch.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Es gibt keinen besseren Tugend Wächter als den Hunger. Wenn ich satt und bei Kräften wäre, dann wäret Ihr die längste Zeit Jungfrau gewesen.«
»Aufschneider! Ich wette, auch dann würden sich Eure Gedanken nach wie vor ums Essen drehen. Als ich sah, welche Mengen Ihr an Bord der Shambor vertilgtet, da wusste ich, dass die Legenden, die sich um die Gefräßigkeit Eures Volkes ranken, nur ein matter Abglanz der Wirklichkeit sind.«
»Es ist ein kaltes Land«, rechtfertigte sich Barnevelt schuldbewusst.
»Aber jetzt friert Ihr nicht!«
»Und wir nehmen wenigstens normale gesunde Nahrung zu uns – und nicht unsere Ehemänner.«
»Das Kashyo ist kein Freßgelage, Tölpel, sondern eine feierliche Zeremonie …«
»Das habe ich schon einmal gehört, und trotzdem lasse ich mich nicht davon abbringen, dass Ihr Euch damit auf eine Stufe mit den geschwänzten Wilden von Fossanderan stellt.«
»Frecher Nörgler!« schrie sie entrüstet und versetzte ihm einen Klaps – einen sanften, um zu zeigen, dass es mehr aus Scherz war.
»Überhaupt«, fuhr er fort, »verstehe ich nicht, wie Euer königliches Geschlecht sich fortpflanzen kann, wenn der auserwählte Prinzgemahl sich jedes Mal, wenn die Königin ihn anschaut, fragen muss, ob das Leuchten in ihren Augen der hehre Glanz der Liebe ist oder ob sie bloß von den saftigen Steaks träumt, zu denen er beim Kashyo verarbeitet wird. So etwas muss einen Mann ja auf die Dauer an seiner Männlichkeit zweifeln lassen.«
»Vielleicht sind unsere Männer weniger leicht zu entmännlichen als die in Eurer kalten Heimat. Ein Qiribu bleibt selbst an der Schwelle des Todes ganz Mann und Galan. Einen Nyamadzener braucht man hingegen bloß drei Tage auf eine Diät aus Beeren und Schnecken zu setzen …«
»Vier!«
»Also meinetwegen vier Tage, und er ist völlig blind und empfindungslos gegenüber allem, was nicht unmittelbar mit seiner Fressgier zu tun hat!«
»Pah! Ihr habt vorhin von einem mindestens
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