Die Rettung von Zei
Verstand nicht aus. Als nun dieser Bursche auf uns zuschlich, war mein einziger Gedanke: Wie komme ich an einen Stuhl? Und da ich keine Küchenstühle herumliegen sah, habe ich eben das erstbeste Ding, das mir in die Finger kam, zweckentfremdet.«
Zei seufzte. »Die Geschichten, die man sich über den Heldenmut des General Snyol erzählt, übertreiben wirklich nicht. Sagt, stimmt es, dass Ihr zu Hause einen Harem voller üppiger nyamadzenischer Weiber habt, wie ihn angeblich die meisten berühmten Männer von Rang in Eurem Lande haben?«
»Nein. Ich habe nicht mal eines. Ich bin zu oft unterwegs.«
Barnevelt warf der Prinzessin einen scharfen Blick zu.
Wieder entstand vor seinen Augen das gewohnte quälende Bild: ein Jahr voll paradiesischer Leidenschaft, und dann der nette Herr mit der Kapuze mit Augenlöchern, der die Axt mit der übergroßen Klinge schwang.
Die Prinzessin zog die Brauen und Antennen zu einer Miene des Erstaunens hoch. »Doch soviel ich bisher gesehen habe, findet Ihr die weibliche Spielart der Gattung nicht unattraktiv.«
»Das hängt von dem weiblichen Wesen ab. Wenn wir bei uns in Nyamadze solche Frauen wie Euch hätten, dann hätte ich einen Harem wie weiland Salomo.«
»Wie wer?«
»Ein König aus uralten Zeiten – nicht weiter wichtig.« Er blickte hinunter auf den Yeki, der keinerlei Absicht erkennen ließ, seinen Posten in absehbarer Zeit zu verlassen. »Ich überlege, ob ich nicht vielleicht doch einen Speer aus meinem Dolch und einem Stock basteln und versuchen soll, ihn von oben aufzuspießen … Aber nein, besser nicht, ich fürchte, dann bin ich am Ende bloß meinen Dolch quitt, und unser Freund da unten ist noch wütender als vorher.«
Stundenlang saßen sie untätig auf ihrem Ast und stierten müde auf den Yeki hinunter. Der stierte zurück. Barnevelt nickte ein, erwachte, döste wieder und träumte von Steaks. Dann kitzelte ihm ein neuer Geruch die Nüstern.
»Das könnte das Ungeheuer in die Flucht schlagen«, sagte Zei und deutete nach unten.
»Oh-oh!« sagte Barnevelt, der ihrer Geste mit den Augen gefolgt war.
Einer der brennenden Äste, die sie dem Yeki entgegengeschleudert hatten, hatte im Unterholz ein Feuerchen entfacht. Eine kleine blaue Rauchwolke stieg an der Stelle auf, und Flämmchen tanzten mit leisem Knistern über dem Gestrüpp.
»Vielleicht schlägt es ihn in die Flucht, aber genauso gut kann es uns rösten«, gab Barnevelt mit besorgter Miene zu bedenken.
Auch der Yeki hatte das Feuer jetzt wahrgenommen. Der große braune Kopf drehte sich von dem Paar auf dem Baum zu dem Brand und wieder zurück. Das Tier begann sich unruhig hin- und herzubewegen. Einmal reckte es sich sogar an dem Stamm hoch, so als wollte es sich noch einmal vergewissern, ob seine Opfer auch wirklich außer Reichweite waren.
Das Feuer breitete sich aus. Ein Strauch hatte Feuer gefangen und ging in einer prasselnden Stichflamme auf. Brennende Blätter wirbelten auf und schwebten kreiselnd auf den trockenen Waldboden nieder.
Der Yeki strich nervös um den Baum herum, blieb hin und wieder stehen, um das Feuer anzusehen, und hielt schnuppernd die Nase hoch. Der brenzlige Geruch schien ihn zusehends zu irritieren. Schließlich trottete er mit missmutigem Knurren davon und verschwand im Unterholz.
»Wir sollten noch einen Augenblick warten«, sagte Barnevelt und begann das Seil zu lösen, mit dem er sich festgebunden hatte.
»Aber das Feuer …«
»Ich weiß, Liebchen. Aber wir wollen doch nicht, dass Oskar zurückkommt und uns gerade in dem Moment schnappt, da wir unten ankommen, oder?«
Er spähte durch den Blättervorhang. Alles war ruhig, bis auf das Seufzen der Brandung und das lauter werdende Prasseln des Feuers. »In Ordnung, lassen wir jetzt die Feuerwehr ausrücken. Ihr holt Wasser in den Schalen hier, während ich versuche, das Feuer so zu bekämpfen.«
»Aber warum wollt Ihr dieses muntere Feuerchen löschen? Ich finde, es ist sehr nützlich, um andere unfreundliche Tiere zu verjagen, die hier lauern könnten.«
»Weil man so mit einem Waldbrand umgeht – man löscht ihn.«
»Aber auf Fossanderan …«
»Um der Götter willen, jetzt hört endlich auf zu reden und holt Wasser! Ich erkläre es Euch später. Wenn jetzt ein Ostwind aufkommt, werden wir gebraten.«
Er schlug mit einem dicken Stock auf das Feuer ein und trampelte darauf herum. Die Wassermenge, die Zei bei jedem Gang vom nur wenige Meter entfernten Meer in den kleinen Gefäßen mitbringen konnte, erschien
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